Hannah Arendt und das philosophische Denken - KOPS ...
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gers Konzeptionen umdenkt. Sie ist scheinbar alles <strong>und</strong> nichts, <strong>und</strong> beides zugleich.<br />
Für jede der genannten Auffassungen lässt sich Unterstützung in den Materialien<br />
finden, desgleichen in der <strong>Arendt</strong>-Literatur. Eine pointierte Auffassung vertritt in diesem<br />
Zusammenhang D. R. Villa. Dieser versucht, <strong>Arendt</strong>s politisches <strong>Denken</strong> <strong>und</strong><br />
die Kritik an der Tradition dem methodischen Einfluss Heideggers zuzuschreiben.<br />
Zugleich soll gezeigt werden, wie <strong>Arendt</strong> auf dem Hintergr<strong>und</strong> der Problematik des<br />
Verhältnisses von Politik <strong>und</strong> Philosophie die Tradition aufhebt. Mit anderen Worten,<br />
<strong>Arendt</strong> hat mit ihrer Konzeption des Handelns <strong>das</strong> politische <strong>Denken</strong> des Abendlandes<br />
ebenso radikal verändert wie Heidegger mit seiner Konzeption des Seins <strong>das</strong><br />
<strong>philosophische</strong>n <strong>Denken</strong> des Abendlandes.<br />
Die Sichtweise Villas ist plausibel, <strong>und</strong> seine Auffassung kann für die Auseinandersetzung<br />
mit <strong>Arendt</strong> hilfreich sein. Der entscheidende Punkt liegt wiederum in der<br />
Frage, wie <strong>das</strong> Verhältnis von Politik <strong>und</strong> Philosophie bei <strong>Arendt</strong> zu deuten ist: Ist die<br />
Spannung zwischen dem 'eigentlich Politischen' <strong>und</strong> der Philosophie (einschließlich<br />
der Politischen Philosophie) so wesentlich, <strong>das</strong>s <strong>Arendt</strong> sich gezwungen sieht, die<br />
gesamte abendländische Tradition des <strong>Denken</strong>s zu verwerfen? Oder ist die Konzeption<br />
des 'eigentlichen Politischen' aus existenz<strong>philosophische</strong>n Prämissen hergeleitet,<br />
die in Verbindung mit älteren Strängen der Tradition – insbesondere mit der<br />
Praktischen Philosophie des Aristoteles – zu sehen sind? Diese Überlegungen führen<br />
wieder auf den Punkt, auf den bereits im Zusammenhang mit den theoretischen<br />
Schwierigkeiten hingewiesen wurde: Welchen Begriff der Philosophie vertritt <strong>Arendt</strong>?<br />
Und wie zeichnet sich ihr Philosophiebegriff gegenüber der Tradition aus? Darf man<br />
überhaupt von einer Philosophie <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong>s sprechen? Diese Frage erscheint<br />
merkwürdig, ist aber berechtigt, da <strong>Arendt</strong> die überlieferte Philosophie nur negativ<br />
beurteilt. Dass sie selbst keine Philosophie treiben wollte, ist bekannt. Doch wenn<br />
man <strong>das</strong> Augenmerk auf ihre Methodik richtet, wird deutlich, <strong>das</strong>s ihre Texte durchaus<br />
eine Philosophie formulieren. Und wenn man den ursprünglichen antiken Sinn<br />
von 'philosophia', nämlich als f<strong>und</strong>amentales Nachdenken über die Welt, über <strong>das</strong><br />
Leben <strong>und</strong> über <strong>das</strong> <strong>Denken</strong>, bedenkt, fällt <strong>Arendt</strong>s Besinnung auf <strong>das</strong> <strong>Denken</strong> tatsächlich<br />
in den Rahmen der Philosophie.<br />
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