Scheinfeld Ein Pionier der Am Denkmal für Josef Friedl kommen viele Spaziergänger und Nordic Walker vorbei. Kaum einer weiß, an wen es erinnert 38
Nachhaltigkeit Links neben der Eingangstür der Kapelle St. Jodok auf dem alten Scheinfelder Friedhof befindet sich eine Gedenktafel: Friedl, wie er meist geschrieben wird, hat demnach unter Fürst Josef II. zu Schwarzenberg, „dem letzten reichsständisch regierenden Fürst zu Schwarzenberg“, gedient. Der Ruf Friedls, der bis in unsere Zeit nachhallt, beruht jedoch nicht in erster Linie auf seiner treuen Dienerschaft. Er steht vielmehr für die Einführung der geregelten und nachhaltigen Forstwirtschaft in Schwarzenberg und weit darüber hinaus. Nicht nur Urwald Im 18. Jahrhundert bestimmten Viehweide, Jagdvergnügen, Übernutzung und Holzdiebstahl das Geschehen in den deutschen Wäldern. Gegen Ende des Jahrhunderts erkannte man, dass es so wie bisher nicht mehr weiter gehen konnte und suchte nach Männern mit Sachverstand und Durchsetzungsvermögen, um die heruntergekommenen, ertragsschwachen Wälder wieder neu aufzubauen. Es ging aber nicht nur um die Schließung von Lücken, Vorrats- und Ertragssteigerung, sondern vor allem um die Einführung des Prinzips der nachhaltigen Nutzung der Waldbestände anstelle von Raubbau und Ausplünderung. Damit schlug auch die Stunde des Fürstlich Schwarzenbergschen Hofjägers Josef Friedl. Sein Dienstherr berief den 25-jährigen 1783 aus Böhmen nach Schwarzenberg bei Scheinfeld. Als der zum Forstmeister und Forstrat beförderte Friedl nach 51-jähriger rastloser Tätigkeit 1834 in Scheinfeld starb, hinterließ er einen weithin bekannten Musterbetrieb. Was fand Friedl vor, als er nach Schwarzenberg kam Die Grenzen waren entweder ungeschützt, nicht abmarkiert oder strittig. Ödungen, überflüssige Steige und Viehtriebe machten mehr als die Hälfte der Waldfläche aus. Der Holzertrag des Waldes deckte nicht einmal den jährlichen Brennholzbedarf für das Schloss, die Kanzleien, die Brauerei und die Deputate (Leistungen in Naturalien). Beweidung, Gras- und Streunutzung in den Wäldern waren ungeregelt. Die Altbestände wurden viel zu schnell geerntet, ohne für eine geeignete Folgebestockung zu sorgen. Dem Personal fehlte es an Sachkunde und Interesse. Friedl nutzte die Lücken in dem heruntergekommenen Laubwald, der in Form von Mittelwald überwiegend der Brennholzproduktion diente, um länger umtriebigen Hochwald aus Nadelbaumarten (Fichte, Kiefer, Lärche und Exoten) zur Nachzucht von höherwertigem Bauholz zu begründen. So ergänzte er die wenigen vorhandenen Nadelholzbestände in der Au, im Hessenholz und in der Kahlbach. Friedl ließ möglichst eigenes Saatgut gewinnen und legte Pflanzschulen, meist in Form fliegender Saatkamps, an. Mit zu den größten Leistungen Friedls zählt die vollständige Vermessung und Abmarkung der Schwarzenbergschen Besitzungen sowie die Einmessung aller Details, also der Wege, Ödungen, Wiesen, Felder, Gewässer, Gebäude und nicht zuletzt die verschiedenartigen Waldbestände. Verkäufer und Lehrer Die Nachhaltigkeit der Holznutzung regelte Friedl durch Festsetzung einer Umtriebszeit von 40 Jahren für den Mittelwald und von 100 Jahren für den Nadel- bzw. Hochwald. Das ergab, rein theoretisch, jährliche Schlagflächen von 1 Prozent der Hochwaldfläche und 2,5 Prozent der Mittelwaldfläche. Die aktuellen Unterschiede in den einzelnen Beständen glich Friedl durch Zu- und Abschläge bei den jährlich zu nutzenden Flächen aus. Schließlich ließ er auch noch die jährlichen Schlagflächen mit speziellen Abgrenzungssteinen kennzeichnen. Von den vielen Neuregelungen, die Friedl zur Abstellung der Missstände und zur Effizienzsteigerung einführte, seien nur die strengen Holzverkaufs- und Zahlungsbedingungen genannt. Friedl war ein begnadeter Holzverkäufer, dessen Sortiment sogar erhebliche Mengen an Schiffbauholz, darunter auch krumme Eichen, für holländische Werften enthielt. Die Haupteinnahmequelle bildete jedoch das Brennholz. Schon bald vervielfachten sich die finanziellen Erträge des Schwarzenberger Betriebes. Für den Wiederaufbau der heruntergekommenen Wälder brauchte man überall kompetente 39