sportslife Februar - März 2015
BLACK ON WHITE WENN SPORT GESCHICHTE SCHREIBT SPEZIAL:FITNESSLIEBLINGE WAS UNS IN DER NEUEN LAUFSAISON ANTREIBT LAUFEN WIE IM FILM / ABENTEUER-TRAIL IN MAROKKO / DER LAUFEINSTEIGERPLAN / MOUNTAINBIKEN IM MONTAFON / FERROPOLIS – DIE STADT AUS EISEN / DIRK NOWITZKIS PLAN / REISEZIEL SKANDINAVIEN / BERLIN IN 72 H / WIE WÄSCHT MAN SPORT- UND FUNKTIONSKLEIDUNG? / BASTA MIT PASTA
BLACK ON WHITE
WENN SPORT GESCHICHTE SCHREIBT
SPEZIAL:FITNESSLIEBLINGE
WAS UNS IN DER NEUEN LAUFSAISON ANTREIBT
LAUFEN WIE IM FILM / ABENTEUER-TRAIL IN MAROKKO / DER LAUFEINSTEIGERPLAN
/ MOUNTAINBIKEN IM MONTAFON / FERROPOLIS – DIE STADT AUS
EISEN / DIRK NOWITZKIS PLAN / REISEZIEL SKANDINAVIEN / BERLIN IN 72 H /
WIE WÄSCHT MAN SPORT- UND FUNKTIONSKLEIDUNG? / BASTA MIT PASTA
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DAVID DER<br />
GOLIATH<br />
fußball<br />
MAN TRITT MATTHIAS SAMMER NICHT ZU<br />
NAHE, WENN MAN BEHAUPTET: ER NEIGT NICHT<br />
GERADE ZU ÖFFENTLICHEN LOBESHYMNEN. DER<br />
SPORTVORSTAND DES FC BAYERN ZEICHNET<br />
SICH EHER DURCH STÄNDIGES STREBEN NACH<br />
PERFEKTION AUS. NACH EINEM 5:0 SEINER<br />
MANNSCHAFT KANN ES SCHON MAL VOR-<br />
KOMMEN, DASS ER VOR DIE KAMERAS TRITT<br />
UND DIE STIRN IN TIEFE FALTEN LEGT. DANN<br />
BEMÄNGELT ER DIE FEHLENDE CHANCEN-<br />
AUSWERTUNG, KRITISIERT, DASS DER<br />
GEGNER EINE MÖGLICHKEIT ZU VIEL<br />
HATTE, UND WARNT ALLGEMEIN<br />
DAVOR, ABZUHEBEN.<br />
Es muss also schon etwas Außergewöhnliches<br />
passieren, um den<br />
47-Jährigen in Euphorie zu versetzen.<br />
Zum Beispiel muss man<br />
ihn auf Bayern-Profi David Alaba<br />
ansprechen. Dann beginnen<br />
Sammers Augen zu leuchten und<br />
er sagt Dinge wie: „Es ist eine<br />
Freude, mit ihm jeden Tag zu<br />
arbeiten.“ Oder: „Sportlich ist<br />
er sowieso außergewöhnlich,<br />
weil ihn die individuelle Qualität,<br />
die Technik, die taktische<br />
Flexibilität und die physische<br />
Robustheit auszeichnen.“ Oder:<br />
„Alaba ist für uns und für den<br />
Trainer ein Geschenk.“ Oder:<br />
„Normalerweise sagt man ein<br />
Geschenk des Himmels, in dem<br />
Fall halt aus Österreich.“<br />
In Alabas Heimat haben sie daran<br />
sowieso nie den geringsten Zweifel<br />
gehegt. Sie sind dort in den vergangenen<br />
Jahren im Fußball ja nicht<br />
gerade von Erfolg zu Erfolg geeilt. Mittlerweile<br />
ist die Mannschaft jedoch wieder<br />
zu einem ernstzunehmenden Gegner<br />
gereift, der seine EM-Qualifikationsgruppe<br />
vor Schweden und Russland anführt. Und das hat<br />
viel mit den Qualitäten des 22-Jährigen zu tun, der<br />
in den vergangenen Jahren mit den Bayern alles<br />
gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt.<br />
Die logische Konsequenz: Die Wahl zu Österreichs<br />
Fußballer des Jahres ist eine der langweiligsten<br />
Veranstaltungen, die es derzeit auf der Welt so<br />
gibt. Viermal in Serie wurde Alaba zuletzt ausgezeichnet,<br />
beim letzten Mal fiel das Votum von<br />
Österreichs Erstligatrainern einstimmig aus.<br />
Selbst bei der Wahl zum Sportler des Jahres,<br />
traditionell eine Domäne der Wintersportler,<br />
triumphierte Alaba 2013 und 2014. Und als er<br />
kürzlich in Wien bei Madame Tussauds zur Enthüllung<br />
seiner Wachsfigur weilte, brach fast der<br />
Verkehr zusammen: 3000 Fans waren gekommen.<br />
Kurzum: Es wäre nicht weiter verwunderlich, wenn<br />
Alaba ein wenig abheben würde. Dass genau das<br />
nicht passiert, dafür sorgen Verwandte und Freunde<br />
(„die halten mich auf dem Boden“) sowie seine<br />
Mitspieler. Besonders Franck Ribéry (31) hat ein<br />
wachsames Auge auf den Österreicher, über den er<br />
sagt: „Er ist wie ein kleiner Bruder für mich.“ Zum<br />
Dank dafür führt Alaba ihn in die Welt des österreichischen<br />
Sprachgebrauchs ein. Die Spezialität<br />
des Franzosen: „Bist du deppert“<br />
Die zwei verstehen sich prächtig, auch auf dem<br />
Platz. Früher spielten sie zusammen auf der<br />
linken Seite, Ribéry vorne, Alaba dahinter. Doch<br />
seit Guardiola Trainer ist, hat sich das etwas<br />
verändert, weil der Spanier während des Spiels<br />
ständig die Systeme wechselt und am Ende nur<br />
noch Eingeweihte erahnen, welcher Spieler wann<br />
auf welcher Position gespielt hat. Für Alaba ist<br />
das ideal, weil er multifunktionell einsetzbar ist.<br />
Das macht ihn so wertvoll. Das – und sein riesiger<br />
Hunger auf mehr. Er sagt: „Ich möchte so viele<br />
Titel und Trophäen wie möglich gewinnen.“<br />
Matthias Sammer wird es mit Freude vernehmen.<br />
Foto: adidas | Text: Carsten Meyer<br />
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