7. Jahrgang, Nr. 2/2011 - DWG Radio

Titel
WIE KANN MAN DAS HERZ DER
MENSCHEN IN BOLIVIEN GEWINNEN?
Eine gute Frage, auf die ich mit ein paar
Beispielen aus meinen sieben Jahren
Bolivienzeit antworten möchte.
Ein paar wichtige Grundsätze:
Sich Zeit nehmen und gut zuhören. Wenn
die Menschen merken, dass ich gestresst
bin, keine Zeit habe und nur mit halbem
Ohr zuhöre, werden sie mir ihr eigentliches
P r o b l e m
nicht sagen.
Bevor die
Leute in diesem
Land auf
das eigentliche
Problem
zu sprechen
k o m m e n ,
wird über
vieles andere
geredet, wie
Familie, Gesundheit,
Arbeit
usw.
Gastfreundschaft zeigen. Da können wir
viel von ihnen lernen. Eigentlich wird einem
überall, wo man hingeht etwas zum Trinken
angeboten, und sei es auch nur Wasser.
Sie lieben und ernstnehmen. Die Menschen
hier sind sehr sensibel und merken,
ob ich es echt meine oder nicht. Auf Liebe
sprechen sie sehr gut an.
Sie zu Hause besuchen. So lerne ich auch
ihre Lebensweise kennen und wieder kann
ich von ihnen viel lernen, wie sie oft alles
stehen lassen, um sich dem Gast zu widmen.
Es ist ganz wichtig an ihren Freuden und
ihrem Leid teilzunehmen. Zum Beispiel
Anteilnahme bei einem Todesfall: da wird
Käthy und Pastor Sercy mit ihren Achtklässlern
der Verstorbene oft noch ein bis zwei Tage
zu Hause aufgebahrt, und Familie, Verwandte,
Freunde, Nachbarn kommen und
nehmen Anteil, bleiben oft Stunden bei ihnen,
auch während der Nacht. Aber auch
eine Geburtstagsfeier, z. B. den 15., der ganz
besonders wichtig ist.
Bei Enttäuschungen den Kontakt nicht
so schnell aufgeben! Nicht immer heißt es,
wenn die Leute nicht zu einem vereinbarten
Termin kommen, dass es ihnen nicht wichtig
ist, oder
dass sie gar
nicht mehr
kommen.
B e s t i m mt
kam etwas
dazwischen,
das im Moment
wichtiger
war.
Die Beziehung
ist wichtig.
Das ist
sehr entscheidend.
Je nachdem, wie meine Beziehung zu den
Menschen ist, werden sie sich öffnen oder
eben verschließen, werden mir wirklich sagen,
was in ihrem Herzen ist oder werden
mir sagen was ich hören möchte.
Sie teilhaben lassen an meinem Ergehen.
Oft erlebe ich, wie Türen sich öffnen, wenn
ich aus meinem Leben erzähle und aus meinen
Lektionen, durch die der Herr mich
führt.
Wenn ich zurückschaue, kann ich sagen,
dass ich viel lernen durfte von den Menschen
in Bolivien, vielleicht sogar mehr ich
von ihnen, als sie von mir. Ich liebe sie und
bin Gott dankbar für alles.
Käthy Guggisberg
Mi{{ion{dien{t Bolivien 2 / 2011
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