CRUISER08
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CRUISER 1008<br />
prominent<br />
Seite 19<br />
überhaupt nötig. Und was die Bilder betrifft, zumindest<br />
die Moderubrik «Manchmal geht’s daneben» wäre<br />
schon mal gebucht. Da muss sich Anna Maier warm anziehen.<br />
(dd)<br />
Britney Spears<br />
<br />
Als die Popsängerin Britney Spears vor einem Jahr<br />
die MTV Music Awards-Show eröffnete, bot sich den Fans<br />
ein jämmerliches Bild. Wie ein alter Sack schleppte<br />
sich die einstige Teenqueen über die Bühne. Mittlerweile<br />
wissen wir aber alle: Spears ging durch die (Drogen-)Hölle.<br />
Als lebende Geldmaschine gehandelt, zog sie<br />
kurz darauf den Stecker raus. Nun hat sich Britney wieder<br />
aufgerappelt, sicher auch dank dem (unerwarteten)<br />
Erfolg ihres letzten Albums «Blackout». Mitte September<br />
stand sie wieder auf der Bühne der MTV-Awards und<br />
löschte die Erinnerung an vergangenen Auftritt mittels<br />
Sketch mit beachtlicher Selbstironie. Als Zückerchen<br />
verliehen ihr die MTV-Zuschauer gleich drei Preise. Totgesagte<br />
leben eben länger, im Falle einer Britney Spears<br />
wohl ewig. (dd)<br />
Sarah Palin<br />
<br />
Wenn CNN-Moderatoren ihren Text lächelnd hinschmettern,<br />
hat das was Anziehendes. So geschehen Anfang<br />
September, als eine amüsante Meldung den Äther<br />
beflügelte. Sarah Palin, Möchtegern-Vizepräsidentin an<br />
McCains Seite, gibt gerne das Bild der erzkonservativen<br />
Mutter. Aufklärungsunterricht und Homosexualität sind<br />
des Teufels. Ein leuchtendes Beispiel der republikanischen<br />
Doppelmoral. Nach Palins Ernennung kam raus,<br />
dass ihre eigene Tochter, 17, bereits schwanger ist, natürlich<br />
unverheiratet. Sexualkunde wäre hier angebracht<br />
gewesen. Daneben stehen noch weitere, auch politische<br />
Skandälchen auf dem Programm. Indessen gibt’s ein<br />
amüsantes Foto im Internet zu sehen, auf welchem die<br />
junge Palin ein T-Shirt mit folgender Aufschrift trägt:<br />
«I may be broke (pleite), but I’m not flat busted (flachbrüstig)».<br />
So ist das also, mächtig Holz vor der Hütte bedeutet<br />
wohl auch ein Brett vor dem Kopf. Und Lächeln<br />
bedeutet nicht zwingend, dass die Meldung nicht auch<br />
zum Schreien ist, Lächeln lässt sich einfach besser mit<br />
Moderieren kombinieren. (dd)<br />
Brangelina<br />
Nun setzt sich der engagierte Pitt auch für die Homo-Ehe<br />
ein. 100 000 Dollar hat er für eine Werbekampagne<br />
gespendet. Erst im Juni sprach sich Kaliforniens<br />
Gericht für gleichgeschlechtliche Partnerschaften aus.<br />
Mit einer Initiative soll dieser Entscheid im November<br />
niedergeschmettert werden. Dagegen wehrt sich Brad<br />
Pitt: Jeder habe das Recht, sein Leben nach seinen Wünschen<br />
zu gestalten, Diskriminierung habe in Amerika<br />
keinen Platz. Er sei erstaunt, dass sich nicht mehr Hollywood-Kollegen<br />
für entsprechende Kampagnen einsetzen.<br />
Ebenso erstaunlich, dass Angelina Jolie noch immer<br />
mit McCain sympathisiert. Gerade rettet sie im<br />
Kino mal wieder die Welt, und nicht nur da, angeblich<br />
plant sie bereits die nächste Adoption. Es gäbe noch so<br />
viele Kinder, deren Leben sie retten könne. Da wäre es<br />
doch ganz hilfreich, wenn ihr auch schwule und lesbische<br />
Paare dabei helfen könnten. Superkräfte hat ja<br />
auch sie nur im Film. (rg)<br />
Madonna<br />
<br />
Sie war da: Madonna. In Dübendorf. Mit 73 000 Besuchern<br />
war es das grösste Konzert der Schweizer Geschichte.<br />
Die Stimmen aus dem Publikum liessen via<br />
Presse Folgendes verlauten: Zu sehen war Madonna überhaupt<br />
nicht, «alte» Lieder gab’s fast keine und gesungen<br />
wurde praktisch nur Playback. Dem ist entgegenzuhalten,<br />
dass, erstens, bei 73 000 Menschen die Sicht doch etwas<br />
schwierig sein kann, zweitens, dass eine Madonna<br />
ganz bestimmt keinen kalten Kaffee serviert, und dass<br />
es drittens relativ schwierig ist, die Stimme bei fünf Umdrehungen<br />
pro Sekunde zu halten. Die Presse zelebrierte<br />
Madonnas «Unfähigkeit, das Publikum zu erwärmen».<br />
Dabei war Madonna heiss wie eh und je. Mist findet eben<br />
immer seinen Weg. Für den Weg des Mists interessierten<br />
sich tags zuvor auch einige Journalisten. Bei einer Führung<br />
des Konzert-Veranstalters Good News wollten sie<br />
nur eines sehen: Das Klo der Madonna. (dd)<br />
SVP<br />
Apropos Madonna. Die SVP war äusserst prominent<br />
am Konzert der Diva vertreten. Parteipräsident Toni<br />
Brunner war zugegen, ebenso SVP-Ikone Christoph Blocher<br />
mit seiner Frau Silvia. Die Queen of SVP kaufte<br />
sich die Tickets, weil sie einst einige Songs der Queen<br />
of Pop im Kinderzimmer ihres Nachwuchses hörte –<br />
und mochte. Dies gab sie jedenfalls der Presse zu Protokoll.<br />
Wir hoffen, dass Frau Blocher am Madonna-Konzert<br />
vor Schreck nicht ohnmächtig wurde. Wir meinen<br />
uns zu erinnern, dass Ende der 80er-Jahre SVP-Nationalrat<br />
Ulrich Giezendanner, damals der Autopartei zugehörig,<br />
Madonna aufs Schärfste verurteilte. Die Sängerin<br />
verderbe die Kinder, zitierte «Blick» den Politiker.<br />
Nun, Blochers Kinder haben sich äusserst erfolgreich<br />
im Leben behauptet. Jedenfalls öffentlich. Wie’s privat<br />
aussieht, können wir dank Herrn Giezendanner erahnen.<br />
(dd)<br />
London<br />
Störung der Totenruhe<br />
Seit seinem Tod 1890 liegt John Henry<br />
Newman neben seinem Freund<br />
und Lebenspartner Ambrose St. John<br />
begraben. Das will der Vatikan nun<br />
ändern. Denn Newman war ein Kardinal<br />
und soll jetzt selig gesprochen<br />
werden. Das hat aber die Person des<br />
Kirchenfürs ten wieder in den Mittelpunkt<br />
des öffentlichen Interesses in<br />
England gebracht und damit auch<br />
seine Lebenspartnerschaft mit St.<br />
John, der ebenfalls ein Priester war.<br />
Deshalb findet der Vatikan, Newman<br />
müsse umgebettet werden, weit weg<br />
von seinem Freund. Peter Tatchell,<br />
Englands prominentester Schwulenaktivist,<br />
kritisiert: «Was der Vatikan<br />
hier macht, ist Grabraub und<br />
Störung der Totenruhe.»<br />
Buenos Aires<br />
Gleiche Rente für gleiche<br />
Liebe<br />
Die argentinische Regierung will<br />
erstmals landesweit gleichgeschlechtliche<br />
Paare rechtlich anerkennen.<br />
Die Gleichstellung erfolge zunächst<br />
in der Rentenversicherung, meldeten<br />
im August internationale Medien.<br />
Sterbe einer der Partner in einer seit<br />
mindestens fünf Jahren bestehenden<br />
gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft,<br />
erhalte der Überlebende<br />
zukünftig die Rentenansprüche<br />
des Verstorbenen, ganz so, wie es bei<br />
verheirateten Paaren üblich sei. Argentinische<br />
Lesben- und Schwulenorganisationen<br />
begrüssten die Ankündigung<br />
als «historischen Schritt<br />
nach vorne». Jetzt wolle man sich darauf<br />
konzentrieren, die Einführung<br />
von Eingetragenen Partnerschaften<br />
in ganz Argentinien zu erreichen.<br />
San Francisco<br />
Ärzte im<br />
Gewissenskonflikt<br />
Kalifornische Ärzte dürfen nicht<br />
unter Berufung auf ihre religiösen<br />
Überzeugungen die Behandlung von<br />
Schwulen und Lesben verweigern.<br />
Das hat der kalifornische Supreme<br />
Court in San Francisco im Fall der<br />
lesbischen Frau Guadalupe T. Benitez<br />
entschieden. Benitez und ihre Lebenspartnerin<br />
wollten auf dem Weg der<br />
künstlichen Befruchtung zu Elternglück<br />
kommen. Die behandelnde<br />
Ärztin lehnte jedoch die Behandlung<br />
unter Berufung auf ihre Religion, die<br />
künstliche Befruchtung von unverheirateten<br />
sowie lesbischen Frauen<br />
verbietet, ab. Der erste Verfassungszusatz<br />
auf freie Ausübung der Religion<br />
befreit Ärzte nicht davon, Antidiskriminierungsvorschriften<br />
einzuhalten»,<br />
erklärte Richter Joyce L. Kennard<br />
bei der Urteilsverkündung.