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CRUISER08

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CRUISER 1008<br />

Buch<br />

Seite 23<br />

Ultrarealistische nackte Männer<br />

Und im Kopf des<br />

Betrachters laufen<br />

erotische Filme ab<br />

Jedes Bild in Justin Monroes erstem<br />

Bildband erzählt eine Geschichte:<br />

sexuell, gewaltig, dramatisch,<br />

überzeichnet, wild und respektlos.<br />

Die Sets sind geladen mit sinnlichfarbenfrohem<br />

Pomp, ausgefeilter<br />

Be leuchtungstechnik, aufwendigem<br />

Kostümdesign und perfektem Styling.<br />

Justin ist sehr voyeuristisch veranlagt,<br />

wie es viele Filmschaffende<br />

sind. Seine Arbeiten können als ultrarealistisch<br />

bezeichnet werden und<br />

Gustav ins Fischtal zurück. In den<br />

verfallenden Kulissen längst vergangener<br />

Tage erinnert er sich an seine<br />

Familie und an eine Welt, in der<br />

kühler Realitätssinn, glatte Oberfläche<br />

und puritanische Sittenstrenge<br />

gepredigt werden, in der man über<br />

andere Menschen streng Gericht<br />

hält – dabei in der krokodilledernen<br />

Handtasche stets den silbernen<br />

Flachmann und die Pillendose von<br />

Cartier griffbereit.<br />

Tinglers vorheriges Buch heisst<br />

«Leute von Welt». Neben seiner neuesten<br />

Sammlung essayistischer und<br />

satirischer Kurzprosa wird neben<br />

Problemen der Globalisierung unter<br />

anderem die Frage behandelt, wie<br />

man am geschicktesten mit seinen<br />

besten Feinden umgeht, was man anziehen<br />

soll, wenn man von Louis Vuitsie<br />

sind höchst provokativ. Justin benützt<br />

sein Auge, die Umgebung und<br />

die Kamera, um eine überhöhte Realität<br />

einzufangen. Er kreiert dramatische<br />

Szenen mit Licht, ob das nun<br />

die Sonne ist oder die Reflexion von<br />

Diamanten oder das halbdunkle Gesicht<br />

eines nackten Models ist. Diese<br />

müssen gut aussehen, offen sein, geduldig<br />

und lernwillig. Er sucht besondere<br />

Menschen, vom typischen<br />

Model bis zum unkonventionellen.<br />

Die Fotos wurden digital bearbeitet,<br />

was sie zum Teil etwas fremd erscheinen,<br />

aber sehr erotisch wirken lässt.<br />

Justin Monroe wurde im mittleren<br />

Westen der Vereinigten Staaten<br />

geboren. Schon seine Eltern waren<br />

Künstler und so kam er früh in Kontakt<br />

mit der Kultur und der Künstler-Szene.<br />

Er war zehn Jahre alt, als<br />

seine Mutter und seine Grossmutter<br />

feststellten, dass er das Talent zum<br />

Schauspieler hat. Er wurde visuell<br />

und in Performance geschult und<br />

nahm an zahlreichen Workshops<br />

teil. Heute lebt er in Los Angeles, wo<br />

er sich zusammen mit Modedesignern<br />

und Kreativdirektoren schnell<br />

einen Namen in der Welt der internationalen<br />

Modefotografie gemacht<br />

hat. www.justinmonroe.com. kb<br />

Justin Monroe<br />

Down The Rabbit Hole, Fotobuch<br />

Bruno Gmünder Verlag Berlin<br />

ironisch-satirische betrachtungen<br />

Fischtal, sein erster<br />

Roman, und Leute<br />

von Welt mit amüsanter<br />

Prosa<br />

Fischtal ist Philipp Tinglers erster<br />

Roman. Die letzten Tage von<br />

West berlin sind angebrochen. Allerdings<br />

merkt davon niemand etwas,<br />

jedenfalls nicht in Zehlendorf, jenem<br />

Teil der Stadt, wo die Gärten so<br />

gross sind, dass man seine Nachbarn<br />

nicht sieht. Dort bewohnt der siebzehnjährige<br />

Gustav zusammen mit<br />

seiner Grossmutter das Haus Fischtal,<br />

inmitten einer Gesellschaft,<br />

deren grösste Sorge es ist, dass die<br />

Putzfrau heimlich Konfekt isst. Als<br />

die Grossmutter später stirbt, kehrt<br />

ton zum America’s Cup eingeladen<br />

wird. Mit der ihm eigenen (selbst-)ironischen<br />

Prägnanz widmet er sich den<br />

Phänomenen der so genannten besseren<br />

Gesellschaft, aber auch Charakterstudien<br />

und Lokalkoloriten.<br />

Philipp Tingler wurde 1972 in Berlin<br />

West geboren, studierte Wirtschaftswissenschaften<br />

und Philosophie<br />

an der Hochschule St. Gallen,<br />

London und Zürich. Er erhielt ein<br />

Hochbegabten-Stipendium, war Fotomodell<br />

und erhielt die Ehrengabe<br />

des Kantons Zürich für Literatur und<br />

die Nomination für den Ingeborg-<br />

Bachmann-Preis 2001. Philipp Tingler<br />

lebt in Zürich. kb<br />

Philipp Tingler<br />

Fischtal, Roman<br />

Kein & Aber Verlag Zürich<br />

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