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Das zweite Jahr

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knallte er mit dem Ochsenziemer.<br />

»Du übst das wohl«, meinte Krabat, »damit du es auf dem Heimweg<br />

kannst?«<br />

»Auf dem Heimweg?«<br />

»Ich denke, wir sollen in Wittichenau einen Ochsen kaufen.«<br />

»Im Gegenteil«, meinte Tonda.<br />

In diesem Augenblick machte es hinter dem Jungen »Muh!« Als er sich<br />

umdrehte, stand da, wo eben noch Andrusch gestanden hatte, ein feister<br />

Ochse, rotbunt, mit glattem Fell, der ihn freundlich anglotzte.<br />

»He!« sagte Krabat und rieb sich die Augen.<br />

Tonda war plötzlich auch weg. An seinem Platz stand ein altes<br />

wendisches Bäuerlein, Bastschuhe an den Füßen, die Leinenhosen vom<br />

Knöchel aufwärts mit Riemen verschnürt, einen Strick um den Kittel, die<br />

Mütze speckig, den Pelzrand kahlgewetzt.<br />

»He!« sagte Krabat zum <strong>zweite</strong>nmal; da klopfte ihm wer auf die<br />

Schulter und lachte.<br />

Als Krabat herumfuhr, erblickte er Andrusch wieder.<br />

»Wo bist du gewesen, Andrusch? Und wo ist der Ochs hin, der eben<br />

noch da stand, wo du jetzt stehst?«<br />

»Muh!« sagte Andrusch mit Ochsenstimme.<br />

»Und Tonda?«<br />

Vor Krabats Augen verwandelte sich der Bauer in Tonda zurück.<br />

»Ach – so ist das?« meinte der Junge.<br />

»Ja«, sagte Tonda, »so ist das. Wir werden mit Andrusch Staat<br />

machen auf dem Viehmarkt.«<br />

»Du willst ihn – verkaufen?«<br />

»Der Meister wünscht es so.«<br />

»Und wenn Andrusch geschlachtet wird?«<br />

»Keine Bange!« versicherte Tonda. »Verkaufen wir Andrusch, so<br />

brauchen wir nur den Kopfstrick zurückzubehalten, an dem wir ihn führen:<br />

dann kann er sich jederzeit weiterverwandeln, in welche Gestalt auch<br />

immer.«<br />

»Und wenn wir den Strick aus der Hand geben?«<br />

»Untersteht euch!« rief Andrusch. »Dann müßte ich für den Rest<br />

meiner Tage ein Ochse bleiben und Heu und Stroh fressen – haltet euch<br />

das vor Augen und macht mich nicht unglücklich!«<br />

Tonda und Krabat erregten mit ihrem Ochsen in Wittichenau auf dem<br />

Viehmarkt Aufsehen und Bewunderung. Die Viehhändler kamen von allen<br />

Seiten herbeigeeilt und umringten sie. Auch, ein paar Bürger und einige<br />

Bauersleute, die ihre Schweine und Rinder bereits versilbert hatten,<br />

drängten heran. Solch einen fetten Ochsen gab es nicht alle Tage: da hieß<br />

es zugreifen, ehe ein anderer einem das schöne Tier vor der Nase<br />

wegschnappte!<br />

»Was kostet der Bursche?«<br />

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