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7. Kammermusik Festival Hohenstaufen Evangelische Kirche ...

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Tschaikowsky<br />

(rechts) mit<br />

seinen Brüdern<br />

Modest und<br />

Anatoly (stehend)<br />

und Freund<br />

Nikolaj<br />

Kondratjew,<br />

Moskau 1875<br />

mit seiner mandolinenartigen pizzicato-Begleitung wie eine<br />

Opernszene mit Ständchen unterm Balkon, das in ein<br />

Liebesduett mündet. Aber Souvenir heißt auch, dass der<br />

Komponist in Florenz zuallererst an seine russische Heimat<br />

dachte; mit dem dritten Satz und einem Hauch Melancholie<br />

entführt er uns dorthin, bevor Tschaikowsky im Finale alle<br />

Erinnerungen in einen Rundtanz von Toskanern, Russen und<br />

sonstigem Volk zusammenzaubert.<br />

Zu Beginn der Niederschrift schrieb er noch an seinen<br />

Lieblingsbruder Modest: »Schreibe unter ungewöhnlichem<br />

Druck. Bin in Verlegenheit nicht wegen eines Mangels an<br />

Ideen, sondern infolge der mir neuen Form. Ich brauche<br />

sechs unabhängige und gleichzeitig ähnliche Stimmen. Das<br />

ist unglaublich schwierig.« Als das Sextett fertig war, bekannte<br />

er, die Komposition sei ihm so leicht gefallen, dass er<br />

sich gar keiner Anstrengung bewusst gewesen sei:<br />

»Schrecklich, wie zufrieden ich über mich bin ... Ich werde<br />

immer mehr davon gefesselt.«<br />

Komposition der Pique Dame ungestört und in angenehmerem<br />

Klima voranzubringen. Dieser Aufenthalt gilt als Aus -<br />

löser für Tschaikowskys Streichsextett, das im Juni in<br />

St. Petersburg begonnen wurde, und so heißt es denn etwa:<br />

»Da scheint er einmal glücklich gewesen zu sein, im sonnigen<br />

Italien« – was angesichts einiger recht derber Tagebucheintragungen<br />

vom Januar/Februar 1890 bezweifelt werden<br />

darf: »Ein Fettwanst. Zigarren. [...] Hundsfott von Dirigent.<br />

Grauenhafte Chöre. Überhaupt alles provinziell. [...] Chansonsängerinnen.<br />

Langeweile. [...] Die abscheuliche Kälte<br />

dauert an. Noch nie ist mir Florenz während dieses Auf -<br />

enthaltes so zuwider gewesen wie heute. [...] Wie mir die<br />

hiesige Küche zum Halse heraushängt!«<br />

Er erscheint als folgerichtig, Tschaikowskys Souvenir<br />

nicht auf den Aufenthalt von 1890 festzulegen, sondern im<br />

mehrfachen Sinne zu verstehen: als Souvenir an den hübschen<br />

Sänger, dem er in Florenz wieder und wieder lauschte<br />

oder als Erinnerung an die schönen Tage von 1878, als Frau<br />

von Meck in seiner Nähe war (eine direkte Begegnung vermieden<br />

beide bekanntlich). So gehört, klingt der zweite Satz<br />

Florenz, Blick<br />

vom Forte di<br />

Belvedere<br />

(vorn Skulptur<br />

von Jean-Michel<br />

Folon)<br />

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kammermusikfestivalhohenstaufen<br />

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