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7. Kammermusik Festival Hohenstaufen Evangelische Kirche ...

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Pjotr<br />

Daniltschenko,<br />

Władysław<br />

Pachulski<br />

und Claude<br />

Debussy<br />

»Kurz und gut, ein charmanter Junge«<br />

Debussys Premier Trio<br />

Claude Debussys frühes Klaviertrio<br />

(Premier Trio en Sol) galt lange Zeit als<br />

verschollen und wurde erst 1986 veröffentlicht,<br />

nachdem man einige Jahre zuvor<br />

in einer New Yorker Bibliothek und<br />

im Nachlass eines Debussy-Schülers die<br />

Manuskripte wiedergefunden hatte. Damit<br />

wurde – wenn hier auch der spätere<br />

Debussy noch nicht recht erkennbar<br />

scheint – das Repertoire um eine schöne<br />

Jugendwerks-Facette und unser Programm<br />

um ein leichtfüßiges Souvenir de<br />

Florence bereichert.<br />

Im Sommer 1880 war der 18-jährige<br />

Pariser Student zum ersten Mal als pianistischer<br />

›Au pair‹-Junge von Frau von<br />

Meck angeheuert worden. Die russische<br />

Mäzenin Baronesse Nadeshda von<br />

Meck, die wir als Brieffreundin und Förderin<br />

Tschaikowskys kennen, hatte sich<br />

auf der Suche nach einem hochmusikalischen<br />

Lehrer und Begleiter an die Klavierklasse<br />

des Pariser Conservatoire gewandt. Antoine<br />

Marmontel empfahl seinen Schüler Debussy, der 1879 mit<br />

dem ersten Preis im Partiturspiel ausgezeichnet worden war.<br />

Die Baronesse stellte nicht geringe Anforderungen: Der<br />

junge Reisepianist sollte den Kindern Klavierstunden geben,<br />

ihre 27-jährige Tochter Julia beim Gesang begleiten und mit<br />

ihr selbst zu vier Händen spielen. Debussy stieß am 20. Juli<br />

in Interlaken zu den Mecks, von da aus ging die Reise über<br />

Arcachon, Paris, Nizza, Genua und Neapel nach Florenz, wo<br />

die Reisegruppe am 19. September eintraf.<br />

Hier wurde die russisch-französische Gesellschaft um<br />

den Cellisten Daniltschenko, der geradewegs vom Studienabschluss<br />

am Moskauer Konservatorium kam, und den<br />

Geiger Pachulski, der Frau von Meck überdies bei Korres-<br />

pondenzen behilflich war und später ihre Tochter Julia heiratete,<br />

erweitert (vgl. Abb.) – Auf diese Weise kamen gemeinsame<br />

musikalische Soireen in der Villa Oppenheim zusätzlich<br />

in das ›Unterhaltungsprogramm‹ von »Bussy«, wie Nadeshda<br />

ihren Hauspianisten nannte. In diesem Kontext entstand<br />

Debussys erstes (und wohl einziges) Klaviertrio, das er später<br />

seinem Lehrer Emile Durand mit den Worten widmete: »Beaucoup<br />

de notes accompagnées de beau coup d’amitié, offert<br />

par l’auteur a son professeur Monsieur Emile Durand.« Durand,<br />

der Debussy in Klavierbegleitung unterrichtete, hatte im<br />

Juni 1878 notiert: »Mit seinem musikalischen Instinkt und seinem<br />

Temperament als Begleiter und Vom-Blatt-Spieler wäre<br />

Debussy ein ausgezeichneter Schüler, wenn er weniger unordentlich<br />

und leichtsinnig wäre.«<br />

Dieser jugendliche Leichtsinn wiederum entzückte Frau<br />

von Meck durchaus, die die Kompositionen des Franzosen<br />

»ganz nett« fand: »Er behauptet, zwanzigjährig zu sein, doch<br />

gibt man ihm nicht mehr als sechzehn Jahre«, schrieb sie an<br />

Tschaikowsky, und ergänzte im Sommer 1881: »Debussy ist<br />

Pariser bis in die Fingerspitzen […] geistreich wie kaum ein<br />

zweiter, er brilliert in Imitationen […] man lacht sich tot. Er hat<br />

einen guten Charakter; alles gefällt ihm und er unterhält uns<br />

ausgezeichnet. Kurz und gut, ein charmanter Junge.« Bis zu<br />

seiner Rückkehr ans Conservatoire Ende Oktober blieb Debussy<br />

in Florenz bzw. Fiesole. Die darauf folgenden Sommer<br />

verbrachte er erneut bei der Familie (1881 in Moskau, 1882<br />

von Russland nach Wien). Die Beziehung endete mit Debussys<br />

Versuch, einer der Meck-Töchter den Hof zu machen.<br />

»... oder soll es Tod bedeuten?«<br />

Mendelssohn & Heine & Reimann:<br />

Acht Lieder & ein Fragment & sechs Intermezzi<br />

Vor sechs Jahren erschien der umfangreiche Band 11 der<br />

Schumann-Forschungen unter dem Titel Robert Schumann in<br />

Endenich (1854–1856): Krankenakten, Briefzeugnisse und<br />

zeitgenössische Berichte. Das Vorwort schrieb der Komponist<br />

Aribert Reimann, in dessen Privatbesitz die Akten als Erb-<br />

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kammermusikfestivalhohenstaufen<br />

kammermusikfestivalhohenstaufen<br />

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