17.05.2015 Aufrufe

7. Kammermusik Festival Hohenstaufen Evangelische Kirche ...

7. Kammermusik Festival Hohenstaufen Evangelische Kirche ...

7. Kammermusik Festival Hohenstaufen Evangelische Kirche ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gabriel Fauré<br />

und seine Frau<br />

Marie in Prunay<br />

das Werk zum ersten Mal im<br />

Cercle Royal Gaulois in Brüssel<br />

mit dem Quatuor Ysaÿe und<br />

dem Komponisten am Klavier.<br />

Der Geiger und Komponist<br />

Eugène Ysaÿe, dem das Werk<br />

gewidmet ist, war tief bewegt:<br />

»Großartiger und erhabener als<br />

die Quartette und in noch<br />

höherem Maße jeder Effekt -<br />

hascherei abhold, absolute<br />

Musik im wahrsten Sinne des<br />

Wortes.«<br />

In Faurés Quintett ist der<br />

Höhepunkt einer konsequenten<br />

Entwicklung erreicht; alles<br />

ist vorhanden: die nunmehr nur<br />

noch dreisätzige Form, das<br />

soghafte Dahinfließen der Melodie mit ihren modal immerwährend<br />

andersfarbigen polyphonen Linien, sein schwere -<br />

loses (quasi impressionistisches) und doch immer logisch<br />

strukturiertes Jonglieren mit den Finessen spätromantischer<br />

Harmonik, wiederkehrende rhythmische Motive voll eleganter<br />

Bewegung, doch auch der faszinierende Charme seiner<br />

Jugendwerke, der sich auf feinsinnige Art ins Geschehen<br />

hineinschwingt. Mit alledem weiß Fauré zu bezaubern, zu<br />

verführen, wie mit einem geheimnisvollen Lichtschimmer aus<br />

einer fernen Welt: Wir befinden uns mitten drin in seinem<br />

wundersamen Schatzkästlein.<br />

»… mit Brauerei-Tradition?«<br />

Ysaÿes Premier Trio<br />

Diese verflixte Unart, jedem seriös wirkenden Musikstück<br />

irgendeinen zusätzlichen Namen verpassen zu müssen! Als<br />

ob die Musikwissenschaft nicht schon genug damit zu tun<br />

hätte, ihre doch recht einsame Definition des eigenen Selbstverständnisses<br />

ein wenig zu erweitern, muss sie sich immerwährend<br />

mit Titeln dubioser Herkunft befassen, um meistens<br />

pflichtschuldigst widerlegen zu können, dass sie irgendetwas<br />

mit den Intentionen der Komponisten zu tun gehabt haben<br />

könnten. –<br />

Liest man sich durch die spärliche Sekundärliteratur zu<br />

Ysaÿes Trio, begegnet man rasch einem halben Dutzend Erklärungsversuche<br />

zur Herkunft des Namens »Le Chimay«:<br />

Eine »Schimäre« mythischen Ursprungs mag als Entgleisung<br />

rasch außer Relevanz fallen, doch der »belgische Ort mit<br />

Brauerei-Tradition«, gar ein »belgisches Trappisten-Bier« klingen<br />

schon recht plausibel und ohnehin nicht schlecht (zumal<br />

Ysaÿe wohl hin und wieder ein, zwei Gläschen vor dem Auftritt<br />

zu sich genommen hat). Weitere mögliche Provenienzen<br />

werden mit einer »belgischen Abtei« oder dem »Prinzen von<br />

Chimay« zu klären gesucht, sogar ein Instrument dieses<br />

Namens soll es gewesen sein! Tatsächlich spielte Ysaÿe bei<br />

einem Konzert der Künstlergruppe<br />

»Les XX« im Jahr 1890<br />

d’Indys Lied pour violoncelle auf<br />

einer Bratsche (!) des Prinzen<br />

von Chimay aus dessen Sammlung<br />

am Brüsseler Konservatorium.<br />

Doch auch hier hatte der<br />

Komponist nicht die geringste<br />

Ahnung vom Spitznamen seines<br />

Trios, und die Chause ist in diesem<br />

Fall noch viel pointierter,<br />

denn offensichtlich hat es jemand<br />

vermocht, den Zusatz »Le<br />

Chimay« im Kontext der ersten<br />

IV<br />

Sonntag<br />

17 Uhr<br />

Ysaÿe (sitzend) im<br />

Haus des<br />

Meistergeigenbauers<br />

Pierre Hel in Lille,<br />

1927<br />

28<br />

kammermusikfestivalhohenstaufen<br />

kammermusikfestivalhohenstaufen<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!