7. Kammermusik Festival Hohenstaufen Evangelische Kirche ...

Blick auf
Florenz,
Aquarell von
Mendelssohn,
1830
»Ecco Firenze u. ich kuckte…«
Toskanische Stippvisiten
Die Schöne, die Blühende, Wiege der Renaissance, Perle
der Toskana – Florenz: »Da liegt es vor uns in dem sonnendurchfluteten
Tal, durchflossen von dem sich dahinwindenden
leuchtenden Band des Arno und eingeschlossen von
schwellenden Hügeln. Seine Kuppeln, Türme und Paläste
erheben sich aus der üppigen Landschaft als eine riesige
schimmernde Masse und glänzen in der Sonne wie Gold.«
(Charles Dickens) Wohl jeder Künstler, der einmal in Florenz
war, erlag dem Charme der alten toskanischen Stadt: »Ein
Herz der Welt« (Saramago); »Gottlob, in Florenz fängt mir
das Herz wieder an aufzugehen« (Herder); »Die Tage und
Abende in Florenz sind in gewisser Weise das Schönste,
was ich je erlebt habe« (Hofmannsthal) u.s.f.
Unser heutiges Programm atmet allenthalben florentinisches
Flair, was sich nicht nur aus Titeln wie Souvenir de
Florence als Werk eines schwermütigen Russen, der dem
toskanischen Charme der Stadt nur widerstrebend verfiel,
herauslesen und -hören lässt. Nein, auch der junge Mozart
war in Florenz, und da das dazugehörige Geschichtchen
(respektive Abb. S. 9) gar zu schön und außerdem wahr ist,
soll es hier mit den Worten von Vater Leopold (Brief vom
21.April 1770) seinen Platz finden: »In Florenz fanden wir
einen jungen Engelländer, welcher ein Schüler des Berühmten
Violinisten Nardini ist. dieser knab, welcher wunderschön
spielt, in des Wolfg: Grösse und alter ist, kam in das Hauß
[und] diese 2 knaben producierten sich wechselweise den
ganzen abend unter beständigen umarmungen. den anderen
tag Ließ der kleine Engelländer, ein allerliebster Knab, seine
Violin zu uns bringen, und spielte den ganzen nachmittag,
der Wolfg. accompagnierte ihm auf der Violin. den tag darauf
[spielten sie] den ganzen nachmittag wechselsweise,
nicht als knaben, sonderen als männer! der kleine Tomaso
begleitete uns nach Hause, und weinte die bittersten Thränen,
weil wir den tag darauf abreiseten.«
Klar, auch Mendelssohn sah die italienische Schöne auf
seiner Bildungsreise nach Italien, und auch er hinterließ uns
neben einer (eigens angefertigten) Zeichnung eine kleine
briefliche Kostbarkeit (23. Oktober 1830): »Der Fuhrmann
zeigte auf eine Stelle zwischen den Hügeln, wo blauer Nebel
lag u. sagte: Ecco Firenze u. ich kuckte geschwind hin u.
sah den runden Dom im Duft vor mir, u. das breite weite Thal
in dem die Stadt sich lagert: mir wurde wieder reisemäßig zu
Muthe, als nun auch Florenz erschien [...] u. als es dem Arno
entlang zu Schneiders hinging ins berühmte Wirthshaus, da
kam mir die Welt wieder ganz prächtig vor.« Kein Wunder,
dass auch Aribert Reimanns künstlerische Auseinandersetzung
mit Mendelssohns Liedern bereits ihren Weg nach Florenz
gefunden haben, wo »... oder soll es Tod bedeuten?«
2005 mit der Premieren-Sopranistin Juliane Banse aufgeführt
wurde.
Zunächst aber besuchen wir Florenz gemeinsam mit
einem talentierten Pariser Burschen, der sich – wie auch
Tschaikowsky um diese Jahre – ›im Gepäck‹ einer kunstliebenden
russischen Baronesse in der Stadt aufhielt und sich
von ihr inspirieren ließ…
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