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7. Kammermusik Festival Hohenstaufen Evangelische Kirche ...

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der Frühling dahin und weicht der Erinnerung. Im Traum hört<br />

das lyrische Ich die Stimme einer Rose, die an der Brust einer<br />

schönen Frau gestorben ist, gleichwohl nichts anderes<br />

als solches Glück sich wünschte. Das durchkomponierte<br />

Lied enthält mit seiner ruhig absteigenden Linie, dem folgenden<br />

Oktavsprung und der charakteristischen Wendung nach<br />

Moll die vielleicht schönste Melodie im ganzen Zyklus, die<br />

von der Singstimme bis hin zu ekstatischen Ausbrüchen und<br />

zurückfallend in traumentrückte Sphären geführt wird.<br />

In Sur les Lagunes, dem einzigen Moll-Lied innerhalb des<br />

Zyklus’ und gleichzeitig dessen Mittelpunkt, kleidet Berlioz<br />

die Totenklage um die geliebte Freundin in einen wiegenden<br />

Barkarolen-Rhythmus, der allerdings sofort durch ein kurzes<br />

chromatisches Lamento-Motiv getrübt wird. Aus der Einsamkeit<br />

des Meeres kehrt Absence mit dem gleichwohl<br />

vergeblichen Wunsch nach der Wiederkunft der Geliebten<br />

ins Leben zurück und changiert zwischen verzweifelten<br />

Aus brüchen von Trauer und melancholischem Nachsinnen.<br />

In Au Cimetière mit seinen engen Traum-Bezügen zum Geist<br />

der Rose wird die Grabesszenerie zur Klage der Toten über<br />

das Verschwinden der Erinnerung an die »bleiche Taube«.<br />

Das Schlusslied L’Île inconnue nimmt den leichten Tonfall<br />

des Beginns als Refrainlied wieder auf und schaukelt mit<br />

den Wellenfiguren von Meer und Wind erneut in die Bar -<br />

karole. Grund dafür ist eine neue Liebe, die voller Überschwang<br />

an jede gewünschte Anlegestelle gesegelt werden<br />

möge. Einzig ihr Wunsch, ans Ufer der Treue gebracht zu<br />

werden, ist nicht erfüllbar, denn dieser Ort sei im Land der<br />

Liebe nur wenig bekannt. Mit seinem verhaltenen Schluss<br />

erlaubt uns Berlioz das Atemholen vor jenem Moment der<br />

Stille, nach welchem das Schauspiel des Todes erneut<br />

aufgezogen wird und alles wieder von vorn beginnt…<br />

»In memoriam P. Tschaikowsky«<br />

Arenskys Streichquartett a-Moll<br />

Alexander Skrjabin und Sergej Rachmaninow waren Studienfreunde<br />

am Moskauer Konservatorium. In der Kunst der<br />

Fuge sollten sie von Anton Arensky unterwiesen werden, der<br />

zwar als hervorragender Komponist galt, sich jedoch keinesfalls<br />

zum Pädagogen berufen fühlte. Kein Wunder, dass die<br />

beiden begabten Schüler in Arenskys Unterricht vor Aufmerksamkeit<br />

und Wissendurst nicht eben zu strotzen gedachten.<br />

Als in den letzten beiden Lektionen vor der Prüfung<br />

Sergej Tanejew für den erkrankten Arensky eingesprungen<br />

war, erklärte er den ahnungslosen Schülern in zwei Stunden<br />

die wichtigsten Prinzipien des Fugenaufbaus. Mit Arensky<br />

als alleinigem Mentor wären sie hochkant durch die Prüfung<br />

gesaust!<br />

Wenngleich er als Lehrer zumindest bei seinen nicht unfaulen<br />

Meisterschüler-Haudegen einerseits einen ohnehin labilen<br />

Status zu wahren hatte, konnte Arensky doch andererseits<br />

umso sicherer auf sie zählen, denn als Komponisten<br />

verehrten sie ihn. Und die Tschaikowsky-Verehrung wie-<br />

III<br />

Samstag<br />

19 Uhr<br />

Anton Arensky<br />

(hinter dem Tisch<br />

sitzend) mit den<br />

Schülern seiner<br />

Abschlussklasse<br />

1892, rechts<br />

neben ihm<br />

Rachmaninow<br />

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kammermusikfestivalhohenstaufen<br />

kammermusikfestivalhohenstaufen<br />

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