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7. Kammermusik Festival Hohenstaufen Evangelische Kirche ...

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derum lehrte er wie kein anderer in seinen kunstvollen Tonschöpfungen;<br />

insbesondere die <strong>Kammermusik</strong> Arenskys<br />

steht unter dem Einfluss des großen Vorbilds. Sein zweites<br />

Streichquartett ist Tschaikowsky nicht nur gewidmet, sondern<br />

erhält durch den Zusatz in memoriam die Bedeutung<br />

einer Requiem-Komposition. Unter dem unmittelbaren Eindruck<br />

des Todes von Tschaikowsky entstanden, fällt zunächst<br />

die unübliche, aber keinesfalls zufällige Besetzung<br />

mit zwei Violoncelli auf: »Es ist dies aber keine Grille des Autors,<br />

sondern die Konsequenz einer bestimmten Werkidee,<br />

das Resultat gründlicher Überlegungen, die auf ein kompakteres,<br />

fülligeres und dunkleres Klangbild zielen – auf ein<br />

Klangbild, das bisweilen an den Klang einer Orgel oder eines<br />

Männerchors erinnert.« (Alexander Ossowski, Rezension anlässlich<br />

der Erstausgabe, 1894)<br />

Ungeachtet dessen, dass der erwähnte Rezensent in seinem<br />

Resümee ausgerechnet eine »authentisch russische<br />

Diktion« innerhalb des a-Moll-Quartetts vermisste, vermittelt<br />

es doch den sicheren Eindruck, es handele sich um ein zutiefst<br />

russisches Werk – fast ist man geneigt sein zu sagen,<br />

noch russischer geht’s schlichtweg kaum noch. Möglicherweise<br />

resultiert solcherart ›Erkennen‹ aus der Fülle von Sinnund<br />

recht prominenten Zitat-Ebenen, die der Komponist hier<br />

geschickt zusammenführt.<br />

Dem Thema des ersten Satzes liegt eine psalmodierende<br />

Phrase der orthodoxen Totenmesse panichida zugrunde:<br />

Der zweite Satz entwickelt Variationen über Tschaikowskys<br />

Lied Legende op. 54, Nr. 5:<br />

Im Schlusssatz bildet das kirchenslawische Requiem-Thema<br />

wetchnaja pamjat die langsame Einleitung:<br />

Es wird mit dem bekannten Volkslied Slava!, das zur russischen<br />

Krönungshymne avancierte und übrigens auch von<br />

Beethoven im Scherzo-Trio seines »Rasumowsky«-Quartetts<br />

op. 52, 2 verwendet wurde, in teilweise fugierten Abschnitten<br />

effektvoll verarbeitet:<br />

Das Werk wurde noch vor der Drucklegung am 20. Januar<br />

1894 in einem Konzert der Kaiserlichen Musikgesellschaft in<br />

Moskau vom Manuskript gespielt.<br />

»… von einer schönen Frau vorsingen lassen«<br />

Kahns Jungbrunnen-Lieder mit Klaviertrio<br />

Es muss wohl – wie an dieser Stelle bereits vor fünf Jahren<br />

vermutet – ohne jeden Zweifel in der Familie liegen: »... und<br />

hier wartete das ganze Haus voller Gäste mit gezückten Instrumenten<br />

auf mich! Wir hatten ein richtiges dreitägiges<br />

Musikfest mit <strong>Kammermusik</strong> und Gesang«, schrieb Robert<br />

Kahn 1933 aus Feldberg. »Unser Haus liegt völlig einsam<br />

am Rand eines schönen Waldes, 20 Min. von dem kleinen<br />

Städtchen entfernt, das man von Neustrelitz mit einem<br />

Bimmelbähnchen in 3/4 Std. erreicht.«<br />

Dass es sich bei jenem Robert um den Urgroßvater von<br />

Rahel und Sara Rilling handelt, mag ja noch als erstaunlicher<br />

Zufall durchgehen, dass er allerdings im Geburtsjahr seines<br />

Schwiegerenkels Helmuth mitten im Mecklenburgischen ein<br />

<strong>Kammermusik</strong>festival mit Gesang veranstaltete: das ist mehr<br />

als verblüffend! Es stimmt alles, wobei unser »Josefle« (die<br />

leider 1984 rückgebaute <strong>Hohenstaufen</strong>bahn) wohl eher<br />

dampfgepfiffen und später gehupt, als Bähnchen nie aber<br />

gebimmelt hat…<br />

Das »Haus Obdach« befand sich auf dem Ziegenberg im<br />

kleinen mecklenburgischen Feldberg, und da Kahns jüdische<br />

Herkunft hier nicht bekannt war, konnte er sich dem Zugriff<br />

der Nazis vorerst entziehen, entschloss sich jedoch nach<br />

den Ereignissen vom Spätherbst 1938, Deutschland zu ver-<br />

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