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hallertau magazin 2015-1

Lust auf Heimat. Entspannen und Geniessen: Entdecken Sie das bayerische Hopfenland! Reportagen über Menschen, Landschaft, Feste, Freizeitangebote, Spezialitäten, Geschichte, Hopfen und Bier...

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Josef Strasser sammelt<br />

Bulldogs!<br />

Gelbersdorf – Als 12-Jähriger beginnt<br />

Landwirt Josef Strasser Ende der 70er<br />

Jahre, mit seinem Vater alte Bulldogs zu<br />

restaurieren. Bald verselbstständigt sich<br />

das Hobby und wird zu einer Leidenschaft,<br />

die sein Leben bestimmt. Mittlerweile<br />

befinden sich 91 Lanz-Traktoren<br />

auf dem Hof des heute 47-Jährigen. Interessierte<br />

können seine Sammlung im<br />

„Bulldog Museum“ in Gelbersdorf besichtigen.<br />

Schon als ganz kleiner Junge ist<br />

Josef Strasser fasziniert von Traktoren.<br />

Nur wenn er in der Schule<br />

ist, fahren Vater und Opa mit dem Bulldog<br />

ohne ihn von der Hofstelle in Gelbersdorf.<br />

Gelbersdorf ist ein Weiler bei<br />

Gammelsdorf in der östlichen Hallertau.<br />

Seinerzeit hat die Familie einen Lanz<br />

1706 in Gebrauch. Ein bisschen mit am<br />

Lenkrad drehen oder sogar den Schalthebel<br />

und ein Pedal bedienen, das ist das<br />

Höchste für den kleinen Josef. Selbstständig<br />

auf dem Feld fährt er den Bulldog<br />

bereits mit 10 Jahren. Nach dem Tod<br />

des Großvaters muss er in diesem Alter<br />

ordentlich mithelfen in der Land- und<br />

Forstwirtschaft der Eltern. Das jedoch<br />

steigert seine Begeisterung für den alten<br />

Lanz sogar. Nur mit der Bedienung der<br />

Pedale tut sich der Bub schwer. Die<br />

Beine sind noch nicht lang genug. Also<br />

stellt der Vater auf dem Feld das Gas ein,<br />

fixiert das Pedal und überlässt den Bulldog<br />

so dem kleinen Josef. Heute undenkbar,<br />

früher eine verbreitete Praxis in<br />

vielen landwirtschaftlichen Familienbetrieben.<br />

Jäger, Sammler und Restaurator<br />

Vater Strasser beginnt Ende der 70er<br />

Jahre, alte Bulldogs zu restaurieren. Josef<br />

ist mit Feuereifer dabei. Bald verselbstständigt<br />

sich das Hobby und wird zu<br />

einer Leidenschaft, die sein Leben bestimmt.<br />

Jede freie Minute, die ihm neben<br />

seiner Arbeit als Land- und Forstwirt<br />

bleibt, widmet der 47-Jährige der Suche<br />

und Restauration von Lanz-Bulldogs.<br />

Jede Scheune, jede Stallung, jeder<br />

Unterstand des Anwesens wird mit<br />

Ackerschleppern Marke Lanz bestückt.<br />

Manch einen schneidet Strasser mit der<br />

Motorsäge aus Brombeergestrüpp. Andere<br />

werden in seinem Auftrag sogar von<br />

anderen Kontinenten zurück nach<br />

Deutschland überführt – per Container<br />

auf dem Schiff von Afrika, Argentinien<br />

und Australien. Eines seiner frühesten<br />

Modelle – das Lanz-Urmodell schlechthin<br />

–spürt er im Landkreis Mühldorf<br />

auf. Einer der begehrten Eilbulldogs<br />

wechselt erst nach jahrelangen zähen<br />

Verhandlungen in Strassers Besitz und<br />

auch dann erst mit einer strikten Auflage.<br />

„Ich war hartnäckig und wurde<br />

immer wieder vorstellig“, erzählt Strasser,<br />

„ich schob mein Geld über den Küchentisch<br />

und immer wieder wurde es<br />

mir zurückgeschoben. So ging das eine<br />

ganz Weile. Es hängt eben nicht nur am<br />

Geld, es hängt so etwas auch am Herzen.“<br />

Erst als er per Ehrenwort verspricht,<br />

dass der Bulldog zu allen<br />

festlichen Anlässen der Dorfgemeinschaft,<br />

wie etwa zum Maibaum-Aufstellen,<br />

zur Verfügung stehen werde, ist der<br />

Handel perfekt. Auch in der ehemaligen<br />

DDR wird Strasser fündig und kommt in<br />

einem Fall mit Geld nicht weiter. Die<br />

Lösung ist ein Tausch: ein modernes<br />

Traktorenmodell, das die Bedürfnisse des<br />

dortigen Landwirts erfüllt. Und beide<br />

Seiten sind hochzufrieden. Mittlerweile<br />

befinden sich 91 Lanz-Traktoren in<br />

Strassers Besitz. Das Erfolgsrezept des<br />

Sammlers ist seine ehrliche Leidenschaft<br />

für die Bulldogs. Fasziniert und kreativ<br />

widmet er sich seinem Fachgebiet. Jede<br />

Frage rund um den Lanz beantwortet er<br />

so schlicht und verständlich oder auch<br />

so detailliert, wie es der Kenntnisstand<br />

seines Gegenübers verlangt. Er ist eine<br />

Art Bulldog-Professor, wenn man so will.<br />

Auf Entdeckungsreise im Museum<br />

Am Strasser-Hof prangt längst ein Schild<br />

„Bulldog Museum“. Damit Lanz-Fans<br />

gleich den Weg finden. Und die kommen<br />

gerne hierher nach Gelbersdorf, um auf<br />

Entdeckungsreise in den Scheunen zu<br />

gehen. Wie zum Beispiel Lorenz Ziegltrum<br />

aus Mainburg, der die <strong>hallertau</strong>-<br />

Redaktion auf die Lanz-Sammlung von<br />

Josef Strasser aufmerksam machte. Der<br />

18-jährige Gartenbau-Lehrling hat – wie<br />

Strasser – das Bulldogfahren sehr früh<br />

gelernt. Die „Grundlagen“ bei seinem<br />

Großvater Xaver in Puttenhausen und<br />

den „absoluten Feinschliff“ dann bei<br />

seinem Vater, erklärt der bekennende<br />

Bulldog-Fan. Zuhause parken bereits ein<br />

Eicher Puma und ein 74er McCormick.<br />

Die Anschaffung eines Plantagenschlepper<br />

Fiat Agri 70-66DT sei als Nächstes<br />

geplant. Schlüter- und Lanz Bulldogs gefielen<br />

ihm auch sehr gut, keine Frage!<br />

Für ihn als Auszubildenden kämen die<br />

gesuchten und hoch gehandelten Edelmarken<br />

mangels Etat aber bisher nicht<br />

in Frage. Im Museum findet Lorenz die<br />

unrestaurierten Modelle am spannendsten:<br />

Blätternde Schichten von verschiedenen<br />

Lackierungen, individuelle Zubauten<br />

und Beschilderungen zeugen von Geschichten<br />

aus dem Arbeitseinsatz. Inte<strong>hallertau</strong><br />

<strong>magazin</strong> 7

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