Josef Strasser sammelt Bulldogs! Gelbersdorf – Als 12-Jähriger beginnt Landwirt Josef Strasser Ende der 70er Jahre, mit seinem Vater alte Bulldogs zu restaurieren. Bald verselbstständigt sich das Hobby und wird zu einer Leidenschaft, die sein Leben bestimmt. Mittlerweile befinden sich 91 Lanz-Traktoren auf dem Hof des heute 47-Jährigen. Interessierte können seine Sammlung im „Bulldog Museum“ in Gelbersdorf besichtigen. Schon als ganz kleiner Junge ist Josef Strasser fasziniert von Traktoren. Nur wenn er in der Schule ist, fahren Vater und Opa mit dem Bulldog ohne ihn von der Hofstelle in Gelbersdorf. Gelbersdorf ist ein Weiler bei Gammelsdorf in der östlichen Hallertau. Seinerzeit hat die Familie einen Lanz 1706 in Gebrauch. Ein bisschen mit am Lenkrad drehen oder sogar den Schalthebel und ein Pedal bedienen, das ist das Höchste für den kleinen Josef. Selbstständig auf dem Feld fährt er den Bulldog bereits mit 10 Jahren. Nach dem Tod des Großvaters muss er in diesem Alter ordentlich mithelfen in der Land- und Forstwirtschaft der Eltern. Das jedoch steigert seine Begeisterung für den alten Lanz sogar. Nur mit der Bedienung der Pedale tut sich der Bub schwer. Die Beine sind noch nicht lang genug. Also stellt der Vater auf dem Feld das Gas ein, fixiert das Pedal und überlässt den Bulldog so dem kleinen Josef. Heute undenkbar, früher eine verbreitete Praxis in vielen landwirtschaftlichen Familienbetrieben. Jäger, Sammler und Restaurator Vater Strasser beginnt Ende der 70er Jahre, alte Bulldogs zu restaurieren. Josef ist mit Feuereifer dabei. Bald verselbstständigt sich das Hobby und wird zu einer Leidenschaft, die sein Leben bestimmt. Jede freie Minute, die ihm neben seiner Arbeit als Land- und Forstwirt bleibt, widmet der 47-Jährige der Suche und Restauration von Lanz-Bulldogs. Jede Scheune, jede Stallung, jeder Unterstand des Anwesens wird mit Ackerschleppern Marke Lanz bestückt. Manch einen schneidet Strasser mit der Motorsäge aus Brombeergestrüpp. Andere werden in seinem Auftrag sogar von anderen Kontinenten zurück nach Deutschland überführt – per Container auf dem Schiff von Afrika, Argentinien und Australien. Eines seiner frühesten Modelle – das Lanz-Urmodell schlechthin –spürt er im Landkreis Mühldorf auf. Einer der begehrten Eilbulldogs wechselt erst nach jahrelangen zähen Verhandlungen in Strassers Besitz und auch dann erst mit einer strikten Auflage. „Ich war hartnäckig und wurde immer wieder vorstellig“, erzählt Strasser, „ich schob mein Geld über den Küchentisch und immer wieder wurde es mir zurückgeschoben. So ging das eine ganz Weile. Es hängt eben nicht nur am Geld, es hängt so etwas auch am Herzen.“ Erst als er per Ehrenwort verspricht, dass der Bulldog zu allen festlichen Anlässen der Dorfgemeinschaft, wie etwa zum Maibaum-Aufstellen, zur Verfügung stehen werde, ist der Handel perfekt. Auch in der ehemaligen DDR wird Strasser fündig und kommt in einem Fall mit Geld nicht weiter. Die Lösung ist ein Tausch: ein modernes Traktorenmodell, das die Bedürfnisse des dortigen Landwirts erfüllt. Und beide Seiten sind hochzufrieden. Mittlerweile befinden sich 91 Lanz-Traktoren in Strassers Besitz. Das Erfolgsrezept des Sammlers ist seine ehrliche Leidenschaft für die Bulldogs. Fasziniert und kreativ widmet er sich seinem Fachgebiet. Jede Frage rund um den Lanz beantwortet er so schlicht und verständlich oder auch so detailliert, wie es der Kenntnisstand seines Gegenübers verlangt. Er ist eine Art Bulldog-Professor, wenn man so will. Auf Entdeckungsreise im Museum Am Strasser-Hof prangt längst ein Schild „Bulldog Museum“. Damit Lanz-Fans gleich den Weg finden. Und die kommen gerne hierher nach Gelbersdorf, um auf Entdeckungsreise in den Scheunen zu gehen. Wie zum Beispiel Lorenz Ziegltrum aus Mainburg, der die <strong>hallertau</strong>- Redaktion auf die Lanz-Sammlung von Josef Strasser aufmerksam machte. Der 18-jährige Gartenbau-Lehrling hat – wie Strasser – das Bulldogfahren sehr früh gelernt. Die „Grundlagen“ bei seinem Großvater Xaver in Puttenhausen und den „absoluten Feinschliff“ dann bei seinem Vater, erklärt der bekennende Bulldog-Fan. Zuhause parken bereits ein Eicher Puma und ein 74er McCormick. Die Anschaffung eines Plantagenschlepper Fiat Agri 70-66DT sei als Nächstes geplant. Schlüter- und Lanz Bulldogs gefielen ihm auch sehr gut, keine Frage! Für ihn als Auszubildenden kämen die gesuchten und hoch gehandelten Edelmarken mangels Etat aber bisher nicht in Frage. Im Museum findet Lorenz die unrestaurierten Modelle am spannendsten: Blätternde Schichten von verschiedenen Lackierungen, individuelle Zubauten und Beschilderungen zeugen von Geschichten aus dem Arbeitseinsatz. Inte<strong>hallertau</strong> <strong>magazin</strong> 7