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Erdschollen - Igelity

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So führte sie ein Doppelleben: ein Leben der<br />

täglichen Sorgen und Arbeit und ein diesem<br />

gestohlenes, auf Augenblicke beschränktes und<br />

mit süßer Erinnerung erfülltes Scheindasein.<br />

Beide zusammen waren wie ein graues Tuch,<br />

durch das sich goldene, in der Sonne leuchtende<br />

Fäden ziehen.<br />

Als der Auffahrtstag zum viertenmal wiederkehrte,<br />

war Hermine lange vor Sonnenaufgang<br />

unter den Buchen und schmückte sich mit<br />

Laub und Zweigen, ganz wie damals. Sie wußte<br />

genau, daß Mattis kommen würde. Er war nun<br />

frei und lebte bei seinem Vater, der nach dem<br />

Unglück Buchenloh den Rücken gekehrt und<br />

sich in einem andern Dorf niedergelassen hatte.<br />

Er hatte ihr einmal geschrieben, und sie hatte<br />

ihm als Antwort ein Blutbuchenblatt geschickt.<br />

Das sollte er sich selber deuten.<br />

Sie verbarg sich im Gebüsch und wartete<br />

ab. Und wirklich, als es zu tagen begann, vernahm<br />

sie ein Rauschen oben im Wald und behutsame<br />

Schritte, die näher kamen; er war’s.<br />

Wie ein Dieb oder ein scheues Wild schlich er<br />

heran, und erst, als er sich überzeugt hatte, daß<br />

niemand zugegen war, betrat er die Unglücks-<br />

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