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The Red Bulletin Juni 2015 - DE

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Stefan Stefan Glowacz Glowacz kletterte kletterte als Erster als Erster die die<br />

„Golden „Golden Shower“, Shower“, die vielleicht die vielleicht schwerste schwerste<br />

Mehrseilenlänge in der in der Verdonschlucht:<br />

„Du kannst „Du kannst dich einen dich einen ganzen ganzen Tag in Tag der in der<br />

Wand Wand quälen. quälen. Aber danach Aber danach kaufst kaufst du dir du dir<br />

eine Flasche eine Flasche Wein Wein und guten und guten Käse und Käse und<br />

genießt genießt den Ausblick.“ den Ausblick.“<br />

68 68 BERGWELTEN<br />

Blick auf Rur und Simmerath: Wandern lehrt dich Dankbarkeit und Freude.<br />

Eine Region, Eine Region, die die<br />

Generationen Generationen zu-<br />

zusammenbringt:<br />

François François Guillot, Guillot,<br />

71, war 71, einer war der einer der<br />

Ersten, Ersten, die die die die<br />

Wände Wände der Verdonschluchschlucht<br />

bezwan-<br />

bezwan-<br />

der Verdongen<br />

(ganz gen (ganz links links<br />

und darunter). und darunter).<br />

Der bayerische Der bayerische<br />

Kletterstar Kletterstar Stefan Stefan<br />

Glowacz Glowacz (links) (links)<br />

verliebte verliebte sich in sich in<br />

den 1980er den 1980er Jahren Jahren<br />

in die in Region. die Region.<br />

Heute Heute entdecken entdecken<br />

auch andere auch andere Abenteuersportleteuersportler<br />

die die<br />

Aben-<br />

Schlucht Schlucht für sich. für sich.<br />

Sie alle Sie treffen alle treffen<br />

sich im sich Dörfchen im Dörfchen<br />

La Palud. La Palud.<br />

BERGWELTEN 69 69<br />

94 BERGWELTEN BERGWELTEN 95<br />

TEXT: TEXT: KLAUS HASELBÖCK FOTOS: BILL BILL KREUTZ<br />

Testgebiet Raxplateau:<br />

Lucia Gostner wandert<br />

mit einem Vaude<br />

Brenta 30 am Rücken<br />

durch dichten Latschen-<br />

kiefer-Bewuchs zum<br />

Waxriegelsteig.<br />

136 136 BERGWELTEN BERGWELTEN 137<br />

In La In Palud La Palud lebte lebte Patrick Patrick Edlinger, Edlinger, der der Auch Auch die Kletterer die Kletterer kamen kamen relativ relativ spät: spät: Zu Zu<br />

2012 2012 verstorbene verstorbene Superstar Superstar der französischeschen<br />

Kletterszene. Seine Seine Filme, Filme, in denen in denen die man die man bis in bis die in späten die späten 1970er, 1970er, anders anders<br />

der französi­<br />

schwierig schwierig waren waren die Wände die Wände für Haken, für Haken,<br />

er die er Wände die Wände der der Verdonschlucht „free „free als heute, als heute, noch noch mit mit Handbohrern statt statt<br />

solo“ solo“ – allein – allein und und ohne ohne Sicherung Sicherung – mit –<br />

mit Akkuschraubern befestigen befestigen musste. musste.<br />

kletterte, kletterte, lösten lösten einen einen regelrechten Kletterbooterboom<br />

aus und aus und machten machten ihn und ihn und die die<br />

FRANZÖSISCHE LIEBESGESCHICHTE<br />

Klet­<br />

Gorges Gorges du Verdon du Verdon Anfang Anfang der 1980er der 1980er Jahre<br />

bekannt. re bekannt.<br />

anderer anderer Verdon­Pionier noch noch sehr sehr gut: gut:<br />

Jah­<br />

An die An die Handbohrer­Zeit erinnert erinnert sich ein sich ein<br />

Die Filme Die Filme waren waren es auch, es auch, die Stefan die Stefan François François Guillot, Guillot, 71. Auch 71. Auch er lebt er in lebt La in La<br />

Glowacz, Glowacz, damals damals Anfang Anfang 20, 20, in die in die Palud. Palud. Mitte Mitte der 1960er der 1960er Jahre Jahre entdeckte entdeckte<br />

Schlucht Schlucht lockten. lockten. Seither Seither kehrt kehrt er regelmäßimäßig<br />

zurück. zurück. Im Jahr Im Jahr 2012 2012 erfüllte erfüllte er plant plant –, wie –, gut wie sich gut sich die Felsen die Felsen des Ca­<br />

des Ca­<br />

er regel­<br />

er mit er Freunden mit Freunden – mehr – mehr zufällig zufällig als ge­<br />

als ge­<br />

sich sich mit der mit Eröffnung der Eröffnung der Route der Route „Goldeden<br />

Shower“ Shower“ seinen seinen Traum Traum von von einer einer nige nige Routen, Routen, tobte tobte sich aus, sich aber aus, aber sein Fo­<br />

sein Fo­<br />

Erstbegehung in der in Schlucht. der Schlucht. Noch Noch heu­<br />

heukus<br />

lag kus woanders. lag woanders. Guillot Guillot war Alpinist, war Alpinist,<br />

„Golnyonyon<br />

zum Klettern zum Klettern eignen. eignen. Er eröffnete Er eröffnete ei­<br />

eite<br />

sagt te er: sagt „Patrick er: „Patrick Edlinger Edlinger war für war mich für mich seine seine Expeditionen führten führten ihn in ihn den in den<br />

der perfekte der perfekte Kletterer: Kletterer: ästhetisch, ästhetisch, unabhängighängig,<br />

rebellisch rebellisch – und – und gleichzeitig gleichzeitig ein ein nien: nien: „Die „Die Verdonschlucht war für war uns für uns<br />

Hochleistungsmensch.“<br />

eher eher Trainingsgelände. Ihr volles Ihr volles Potenzial Potenzial<br />

unab­<br />

Kaukasus, Kaukasus, auf den auf Himalaya, den Himalaya, nach nach Patago­<br />

Patago­<br />

Diese Diese Qualitäten Qualitäten braucht braucht auch heute heute haben haben wir damals wir damals nicht nicht erkannt.“ erkannt.“<br />

noch, noch, wer sich wer auf sich den auf Canyon den Canyon einlässt. einlässt. Die Routen, Die Routen, die heute die heute als die als anspruchsvollstevollsten<br />

gelten, gelten, ließen ließen Guillot Guillot und und seine seine<br />

die anspruchs­<br />

Erst Erst 1905 1905 gelang gelang es dem es dem Geologen Geologen<br />

Edouard Edouard Alfred Alfred Martel Martel als erstem als erstem Menschenschen,<br />

die Schlucht die Schlucht zu Fuß zu Fuß zu durchque­<br />

zu durchquenennen.<br />

„Ab „Ab den den späten späten 1970ern 1970ern etablierte etablierte<br />

Men­<br />

Freunde Freunde deshalb deshalb nachfolgenden Generatio­<br />

Generatioren.<br />

Die ren. populärste Die populärste Wanderroute ist noch ist noch sich bei sich uns bei ein uns neuer ein neuer Zugang Zugang zum Klettern, zum Klettern,<br />

heute heute nach nach ihm benannt ihm benannt (siehe (siehe Seite Seite XX). XX). extrem extrem technisch technisch und und leistungsorientiert.<br />

Kletterglück in der Provence<br />

Eine legendäre Wand, ein legendärer Bergsteiger<br />

aus Bayern. Stefan Glowacz zeigt uns<br />

die schönsten Seiten in der Schlucht von<br />

Verdon. Legendär ist in dieser Ecke Südfrankreichs<br />

freilich auch die Kunst,<br />

das Leben zu genießen.<br />

Der große Praxistest<br />

Sechs Tester mit ganz unterschiedlichen Geschmäckern<br />

waren mit neun aktuellen Rucksackmodellen<br />

ein Wochen ende auf der Rax<br />

unterwegs. Die Favoriten dieses Praxistests und<br />

alles, was man zum Rucksackkauf wissen muss.<br />

PRAXISTEST<br />

Alle Neune!<br />

Rücken sucht Rucksack: Welcher passt,<br />

sitzt, hält, gefällt am am besten? Neun Modelle.<br />

Sechs Tester. Sehr subjektiv.<br />

WAN<strong>DE</strong>R-BRIEFE<br />

Wie es geht<br />

Vom Wandern und was es mit einem macht.<br />

Ein Logbuch. Stefan Wagner über drei Tage<br />

auf dem Eifelsteig von Kornelimünster nach Gemünd.<br />

I<br />

„Jedem Beschluss ist zu misstrauen,<br />

wenn er nicht im Gehen gefasst wurde.“<br />

Friedrich Nietzsche<br />

ch bin 46. Meine letzte größere Ausdauerleistung<br />

liegt 20 Jahre und 35 Kilo zurück, was meine<br />

athletische Eigenwahrnehmung aber kaum beeindruckt.<br />

Ich habe mir vor drei Monaten einen<br />

piepsenden GPS­Puls­Trainingscomputer zugelegt, mit<br />

dem ich Tiefe und Intensität meines Schlafs, die im<br />

Alltag verbrannten Kalorien und die Schritte protokolliere,<br />

die ich zwischen Kühlschrank und Schreibtisch<br />

zurücklege.<br />

Wenn ich wandern gehe, stehe ich in der Früh vor<br />

der Hütte und strecke meine Uhr dem GPS­Satelliten<br />

entgegen, drücke beim Weggehen auf einen piepsenden<br />

Startknopf und analysiere abends auf dem Laptop<br />

Tagesetappen bis hinein in die Sekunden, Höhenmeter,<br />

Puls, Tempo.<br />

46, blödes Alter, ich weiß.<br />

Die folgende lose Sammlung von Notizen entstand in<br />

drei Tagen auf dem Eifelsteig im Westen Deutschlands<br />

in den Spannungsfeldern von aerober und anaerober<br />

Schwelle und von kleineren Fragen der Menschheit (Orientierung,<br />

Moral) und großen (Blasenpflaster).<br />

Piep.<br />

FOTOS: XXXXXXX<br />

TAG 1, KM 0,0<br />

Wie jeder Mann mit einem altersbedingten Motivati­<br />

Ganz Körper sein.<br />

onsüberhang habe ich die längste Strecke auf den ersten<br />

Das Elementarste am Gehen ist, also am Gehen über<br />

Tag gelegt. Vormittags Etappe eins von Kornelimüns­<br />

mehrere Tage, dass es dich schon vor dem ersten Schritt<br />

ter (das ist bei Aachen) über Roetgen (kein wahnsin­<br />

ganz Körper macht.<br />

nig hübscher Ort), nachmittags weiter nach Monschau<br />

Du beginnst am Vorabend der ersten Etappe, Wasser<br />

(umso hübscher, eine mittelalterliche Fachwerkstadt wie<br />

zu trinken. Du sagst aber nicht Wassertrinken dazu, son­<br />

aus dem Märklin­Zubehörgeschäft).<br />

dern Hydrieren. Du bist dann so gut hydriert, dass du in<br />

Das sind in Summe 31,1 Kilometer.<br />

der Nacht dreimal aufstehen musst.<br />

Jetzt abends sind es auf dem Laptop aber 33,83 (7<br />

Du isst am Abend keine Spaghetti mit Salat und in<br />

Stunden und 12 Minuten, 4.092 Kalorien, 107 Durch­<br />

der Früh kein Schinkenbrot. Du isst Proteine, Kohlenschnittspuls,<br />

810 Meter Auf­, 635 Meter Abstieg), was uns<br />

hydrate, Vitamine und Mineralstoffe. Du salzt das Schin­<br />

zu einem unterschätzten <strong>The</strong>ma führt: dem Sichverirren.<br />

kenbrot, weil du den Salzverlust durchs Schwitzen vor­<br />

Man verirrt sich nicht, weil Wege schlecht ausgeschilbeugend<br />

ausgleichst.<br />

dert wären (der Eifelsteig: 1a, wirklich). Man verirrt sich,<br />

Du trinkst eine zweite Tasse Kaffee, weil du einmal<br />

weil Gehen ein bisschen wie Trinken ist.<br />

gelesen hast, dass Koffein auf der Dopingliste steht.<br />

Zum einen wegen des unglücklichen Hangs zur<br />

Du denkst dir: Fersen zukleben wäre gescheit. Du<br />

Grundsätzlichkeit der Gedanken. (Wer Sachen in der<br />

verwirfst den Gedanken wieder, weil der Teil in dir, der<br />

Liga von „Die Seele erreichst du durch den Körper,<br />

noch nicht ganz Körper geworden ist, sagt: Fersen zu­<br />

nicht durch den Geist“ nicht in seinem Notizblock<br />

kleben ist aber nicht sehr männlich.<br />

finden möchte, darf keinen Notizblock auf eine Wan­<br />

Du ziehst ein Kompressionsshirt und Kompressionsderung<br />

mitnehmen. Hätte mir übrigens vorher jemand<br />

shorts an, weil man dir gesagt hat, dass das die Muskeln<br />

sagen können.)<br />

unterstützt. Wärst du nur ein klein wenig auch noch<br />

Zum anderen weil man dumm wird, also handfest<br />

Geist, würdest du erkennen, dass der Verlust an Men­<br />

physiologisch. Wenn das Hirn nur den Sauerstoff kriegt,<br />

schenwürde den Gewinn an Muskelleistung nicht nur<br />

den Herz, Lunge und Beine überlassen, drosselt es den<br />

neutralisiert.<br />

IQ auf Grundumsatz. Du stehst dann intellektuell luft­<br />

Du schluckst eine Magnesiumkapsel.<br />

schnappend vor einem Wegweiser und interpretierst<br />

so lange an dem Pfeil vor dir herum, bis du tatsächlich<br />

TAG 1, KM 33,83<br />

nicht nach links gehst, wohin er eigentlich eindeutig<br />

Grundumsatz.<br />

weist, sondern nach halblinks.<br />

Der Eifelsteig führt im Dreiländereck von Deutschland,<br />

Belgien und den Niederlanden in 15 Etappen auf<br />

TAG 2, KM 5,8<br />

313 Kilometern von Aachen nach Trier. Für meine drei<br />

Jacke im Rucksack.<br />

Eifelsteig­Tage habe ich mir seine ersten vier Etappen<br />

Wandern lehrt dich ehrliche Dankbarkeit und unschul­<br />

vorgenommen, in Summe knapp 80 Kilometer.<br />

dige Freude.<br />

><br />

Drei Tage im Glück<br />

Warum in ferne Länder reisen? Der Eifelsteig<br />

bietet auf seinen 313 Kilometern alles, was es<br />

an Wanderglück braucht. Da bleibt auch reichlich<br />

Zeit, um über das Wesen des Gehens<br />

zu sinnieren. Ein introspektives Logbuch von<br />

Kornelimünster nach Gemünd.

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