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The Red Bulletin Juni 2015 - DE

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Keine Surfboards, auf denen du reiten kannst. Keine<br />

Bodyboards, auf denen du rasten kannst. Kein Jet-<br />

Ski, dessen Motor dir gegen die Monsterkräfte von<br />

Mutter Natur hilft. Keine Leinen, die dich an dein<br />

Equipment schnallen – einfach weil da kein Equipment<br />

ist. Nur ein Paar Flossen, eine Welle und pures<br />

Adrenalin.<br />

„Bodysurfing ist Minimalismus. Die reduzierteste<br />

Spielart, den Ozean zu erleben“, sagt Fotograf<br />

Chris Burkard. Und er weiß, wovon er spricht. Er<br />

verdient sein Geld unter anderem damit, Abenteuer-<br />

Sportarten zu fotografieren, Surf-Trips nach Russland<br />

oder Island mit seiner Kamera zu begleiten.<br />

Oder, wie diesmal, unter den gigantischen Wellen<br />

Tahitis zu warten, um Unterwasserfotos von<br />

menschlichen Torpedos zu schießen.<br />

Burkard schloss sich dem Filmproduzenten und<br />

Big-Wave-Surfer Keith Malloy auf dessen Weltreise<br />

an, die ihn für den Film „Come Hell or High Water“<br />

und das Begleitbuch „<strong>The</strong> Plight of the Torpedo<br />

People“ nach Maine, Kalifornien, Hawaii, Neuseeland<br />

und Tahiti brachte. Teils mit dem Ziel, jene<br />

Fotokunst entstehen zu lassen, die man auf diesen<br />

Seiten auszugsweise sieht. Und teils mit dem Ziel,<br />

die Grenzen der Athleten zu pushen, die sich diesem<br />

unterschätzten Sport verschrieben haben.<br />

Bodysurfing ist die elementarste Form des Surfens.<br />

„Wenn du je in den Ozean gestiegen oder in eine<br />

Welle gesprungen bist, dann bist du ein Bodysurfer“,<br />

sagt Burkard. „Jeder hat es irgendwann schon mal<br />

gemacht, seit der Mensch in seiner Existenz auf dem<br />

Planeten mit dem Meer in Berührung kam.“<br />

Doch nur eine Handvoll tut das mit der Klasse,<br />

der Eleganz und dem Wagemut von so legendären<br />

Wassermenschen wie dem hawaiianischen Rettungsschwimmer<br />

Mark Cunningham, Wettkampf-Bodysurfer<br />

Mike Stewart, dem hawaiianischen Szene-<br />

Guru Chris Kalima und Keith’ Bruder Dan Malloy,<br />

der ebenfalls Big-Wave-Surfer ist.<br />

„Niemand kennt das Wasser besser als Bodysurfer“,<br />

sagt Burkard. „Aber sie bekommen nicht den<br />

Respekt, den sie verdienen. Sie verstehen die Strömungen,<br />

die Sonne und die Gezeiten. Sie haben eine<br />

starke Verbindung zum Ozean. So esoterisch es auch<br />

klingen mag, es trifft absolut zu: Du musst als Bodysurfer<br />

Teil deiner Umgebung werden, sonst kannst<br />

du dich verdammt schlimm verletzen.“<br />

Das ist besonders in Tahiti der Fall, wo die aus<br />

sehr tiefen Gewässern anrollenden Wellen über<br />

einem flachen Korallenriff brechen – brutal und<br />

gnadenlos. „Es ist wahnsinnig viel Wasser und wahnsinnig<br />

viel Energie, die sich da aufs Riff entladen“,<br />

sagt Burkard. „Die schlimmste Welle für einen Bodysurfer<br />

überhaupt. Aber diese Jungs wollten wissen,<br />

ob es machbar ist. Und sie haben es geschafft. Das<br />

mitzuerleben war richtig cool.“<br />

„Ich hatte nie zuvor so klares Wasser gesehen“,<br />

erzählt Burkard von dem Tauchgang an jenem Tag.<br />

„Ich holte tief Luft, tauchte unter und versuchte<br />

die Jungs zu erwischen, wie sie dem Wellenrücken<br />

folgten. Ich vergaß komplett, wie lang ich schon<br />

unten war, und dachte mir plötzlich: ‚Oh, mir ist die<br />

Luft ausgegangen, ich sollte schnell zur Oberfläche.‘<br />

Doch ich wollte keinen einzigen Moment verpassen,<br />

weil es so einzigartig war, so abstrakt. Es war ein<br />

großartiger Tag, unvergesslich.“<br />

chrisburkard.com

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