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Keine Surfboards, auf denen du reiten kannst. Keine<br />
Bodyboards, auf denen du rasten kannst. Kein Jet-<br />
Ski, dessen Motor dir gegen die Monsterkräfte von<br />
Mutter Natur hilft. Keine Leinen, die dich an dein<br />
Equipment schnallen – einfach weil da kein Equipment<br />
ist. Nur ein Paar Flossen, eine Welle und pures<br />
Adrenalin.<br />
„Bodysurfing ist Minimalismus. Die reduzierteste<br />
Spielart, den Ozean zu erleben“, sagt Fotograf<br />
Chris Burkard. Und er weiß, wovon er spricht. Er<br />
verdient sein Geld unter anderem damit, Abenteuer-<br />
Sportarten zu fotografieren, Surf-Trips nach Russland<br />
oder Island mit seiner Kamera zu begleiten.<br />
Oder, wie diesmal, unter den gigantischen Wellen<br />
Tahitis zu warten, um Unterwasserfotos von<br />
menschlichen Torpedos zu schießen.<br />
Burkard schloss sich dem Filmproduzenten und<br />
Big-Wave-Surfer Keith Malloy auf dessen Weltreise<br />
an, die ihn für den Film „Come Hell or High Water“<br />
und das Begleitbuch „<strong>The</strong> Plight of the Torpedo<br />
People“ nach Maine, Kalifornien, Hawaii, Neuseeland<br />
und Tahiti brachte. Teils mit dem Ziel, jene<br />
Fotokunst entstehen zu lassen, die man auf diesen<br />
Seiten auszugsweise sieht. Und teils mit dem Ziel,<br />
die Grenzen der Athleten zu pushen, die sich diesem<br />
unterschätzten Sport verschrieben haben.<br />
Bodysurfing ist die elementarste Form des Surfens.<br />
„Wenn du je in den Ozean gestiegen oder in eine<br />
Welle gesprungen bist, dann bist du ein Bodysurfer“,<br />
sagt Burkard. „Jeder hat es irgendwann schon mal<br />
gemacht, seit der Mensch in seiner Existenz auf dem<br />
Planeten mit dem Meer in Berührung kam.“<br />
Doch nur eine Handvoll tut das mit der Klasse,<br />
der Eleganz und dem Wagemut von so legendären<br />
Wassermenschen wie dem hawaiianischen Rettungsschwimmer<br />
Mark Cunningham, Wettkampf-Bodysurfer<br />
Mike Stewart, dem hawaiianischen Szene-<br />
Guru Chris Kalima und Keith’ Bruder Dan Malloy,<br />
der ebenfalls Big-Wave-Surfer ist.<br />
„Niemand kennt das Wasser besser als Bodysurfer“,<br />
sagt Burkard. „Aber sie bekommen nicht den<br />
Respekt, den sie verdienen. Sie verstehen die Strömungen,<br />
die Sonne und die Gezeiten. Sie haben eine<br />
starke Verbindung zum Ozean. So esoterisch es auch<br />
klingen mag, es trifft absolut zu: Du musst als Bodysurfer<br />
Teil deiner Umgebung werden, sonst kannst<br />
du dich verdammt schlimm verletzen.“<br />
Das ist besonders in Tahiti der Fall, wo die aus<br />
sehr tiefen Gewässern anrollenden Wellen über<br />
einem flachen Korallenriff brechen – brutal und<br />
gnadenlos. „Es ist wahnsinnig viel Wasser und wahnsinnig<br />
viel Energie, die sich da aufs Riff entladen“,<br />
sagt Burkard. „Die schlimmste Welle für einen Bodysurfer<br />
überhaupt. Aber diese Jungs wollten wissen,<br />
ob es machbar ist. Und sie haben es geschafft. Das<br />
mitzuerleben war richtig cool.“<br />
„Ich hatte nie zuvor so klares Wasser gesehen“,<br />
erzählt Burkard von dem Tauchgang an jenem Tag.<br />
„Ich holte tief Luft, tauchte unter und versuchte<br />
die Jungs zu erwischen, wie sie dem Wellenrücken<br />
folgten. Ich vergaß komplett, wie lang ich schon<br />
unten war, und dachte mir plötzlich: ‚Oh, mir ist die<br />
Luft ausgegangen, ich sollte schnell zur Oberfläche.‘<br />
Doch ich wollte keinen einzigen Moment verpassen,<br />
weil es so einzigartig war, so abstrakt. Es war ein<br />
großartiger Tag, unvergesslich.“<br />
chrisburkard.com