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The Red Bulletin Juni 2015 - DE

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#9: Das Bauteil wird luftdicht<br />

verpackt, bevor es gebacken<br />

werden kann.<br />

#9<br />

EINSACKEN<br />

Die Mutter mit dem Headrest-<br />

Embryo kommt nun in eine spezielle,<br />

äußerst reißfeste und hitzebeständige<br />

Folie, deren Enden<br />

mittels eines Hightech-Klebebandes<br />

versiegelt werden. Über<br />

eine spezielle Kupplung wird eine<br />

Vakuumpumpe angeschlossen, die<br />

sämtliche Luft aus dem Sack saugt.<br />

Der Sack muss vor allem an den<br />

Kanten faltenfrei anliegen – ein Prozess,<br />

der viel Geduld, Geschick und<br />

Erfahrung verlangt. Ein Manometer<br />

zeigt an, ob das Vakuum stabil ist.<br />

Luft würde die Form beim nächsten<br />

Produktionsschritt zerstören.<br />

# 5 und # 6: Resin-Form fräsen,<br />

daraus Mutterform laminieren<br />

AN MANCHEN<br />

STELLEN WIRD<br />

DAS MATERIAL<br />

<strong>DE</strong>S HEADREST<br />

PAPIERDÜNN SEIN<br />

– SO DÜNN,<br />

DASS DAS LICHT<br />

DURCHSCHEINT.<br />

# 10<br />

BACKEN<br />

Der Sack mit der Mutter und dem<br />

Headrest-Embryo kommt in einen<br />

der Autoklaven. Jeder dieser Autoklaven<br />

fasst mehrere Kubikmeter,<br />

darum werden in ihrem Inneren<br />

stets mehrere Kleinteile zugleich<br />

gebacken. Dazu wird ein hoher<br />

Überdruck erzeugt und die Temperatur<br />

für mehrere Stunden auf Werte<br />

von rund 100 Grad erhöht. Sowohl<br />

der exakte Druck als auch die Temperatur<br />

sind je nach Bauteil unterschiedlich<br />

und streng geheim. Einzig<br />

die Flugzeug- und die Raumfahrtindustrie<br />

arbeiten auf so hohem<br />

Niveau. Unter Druck und Hitze<br />

schmiegt sich das Kevlar exakt an<br />

die Mutterform und härtet aus.<br />

# 11<br />

AUSPACKEN,<br />

KONTROLLIEREN<br />

Nach dem Abkühlen wird die Folie<br />

aufgeschnitten, der fertige Headrest<br />

aus der Matrize entnommen.<br />

Kontrolle: Hat alles funktioniert?<br />

Wenn ja, bekommt das fertige Teil<br />

eine Seriennummer, anhand deren<br />

man seine Geschichte einwandfrei<br />

nachvollziehen kann. Sie wird am<br />

hinteren unteren Ende irreversibel<br />

eingraviert.<br />

# 12<br />

LACKIEREN<br />

Klingt einfacher, als es ist: Die<br />

Farbverläufe jeder einzelnen Kopfstütze<br />

müssen exakt stimmen.<br />

Anders als bei PKWs wird nicht am<br />

Auto selbst gearbeitet, sondern<br />

jedes Bauteil kommt einzeln in die<br />

Lackierkammer. Zuerst wird das<br />

Gelb aufgetragen, dann folgen die<br />

anderen Farben. Es sind in Summe<br />

drei: Blau, Violett und Lila. Das erzeugt<br />

den 3-D-Effekt. Die verwendeten<br />

Farben leuchten intensiv. Das<br />

ist nötig, um bei TV-Übertragungen<br />

gut sichtbar zu sein.<br />

# 13<br />

AUSSTOPFEN<br />

Die komplette Form wird nun innen<br />

mit speziellen Schaumblöcken gefüllt<br />

– dem entscheidenden Werkstoff,<br />

um den Kopf des Fahrers<br />

bei einem Unfall e∞zient zu verzögern.<br />

Je nach Außentemperatur<br />

kommen dabei drei unterschiedliche<br />

Varianten zum Einsatz. Der verwendete<br />

Schaum gibt bei langsam<br />

ausgeübtem Druck sehr leicht nach,<br />

verhärtet jedoch umso mehr, je<br />

mehr sich die Belastung verstärkt.<br />

Selbst geschickte Finger brauchen<br />

mindestens eine Stunde, um die drei<br />

in gefrorenem Zustand geschnittenen<br />

Blöcke in Position zu bringen.<br />

# 14<br />

AUSSTAFFIEREN<br />

Nun werden die beiden hinteren<br />

Bolzen montiert, die ins Cockpit<br />

einrasten, außerdem die beiden<br />

seitlichen, nur wenige Gramm<br />

leichten Verschlüsse, die dem<br />

Fahrer das sekundenschnelle Aussteigen<br />

ermöglichen. Sogar das<br />

allerletzte Detail ist genormt: Die<br />

weiche Helm-Auflage hinten darf<br />

nicht dicker als zehn Millimeter sein.<br />

# 15<br />

MONTIEREN<br />

Den fertigen Headrest lässt man<br />

nach Einsteigen des Fahrers ins<br />

Cockpit einrasten. Im Regelfall<br />

hat die Kopfstütze eine sehr kurze<br />

Lebensdauer: Der Kontakt mit<br />

dem Sturzhelm hinterlässt Dellen<br />

und Risse im Kevlar und am Ende<br />

wird das Teil getauscht, so es<br />

seine Aufgabe erfüllt hat. Glücklichere<br />

Exemplare erleiden ihren<br />

„Tod“ in der Euphorie des Sieges,<br />

wenn Fahrer sie im Parc Fermé beim<br />

Aussteigen unsanft abnehmen. Doch<br />

das nehmen alle Beteiligten gerne in<br />

Kauf: Hauptsache gewonnen!<br />

# 13: Das Innere des fertigen Headrest wird mit Schaumstoff gefüllt.<br />

THE RED BULLETIN 57

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