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#9: Das Bauteil wird luftdicht<br />
verpackt, bevor es gebacken<br />
werden kann.<br />
#9<br />
EINSACKEN<br />
Die Mutter mit dem Headrest-<br />
Embryo kommt nun in eine spezielle,<br />
äußerst reißfeste und hitzebeständige<br />
Folie, deren Enden<br />
mittels eines Hightech-Klebebandes<br />
versiegelt werden. Über<br />
eine spezielle Kupplung wird eine<br />
Vakuumpumpe angeschlossen, die<br />
sämtliche Luft aus dem Sack saugt.<br />
Der Sack muss vor allem an den<br />
Kanten faltenfrei anliegen – ein Prozess,<br />
der viel Geduld, Geschick und<br />
Erfahrung verlangt. Ein Manometer<br />
zeigt an, ob das Vakuum stabil ist.<br />
Luft würde die Form beim nächsten<br />
Produktionsschritt zerstören.<br />
# 5 und # 6: Resin-Form fräsen,<br />
daraus Mutterform laminieren<br />
AN MANCHEN<br />
STELLEN WIRD<br />
DAS MATERIAL<br />
<strong>DE</strong>S HEADREST<br />
PAPIERDÜNN SEIN<br />
– SO DÜNN,<br />
DASS DAS LICHT<br />
DURCHSCHEINT.<br />
# 10<br />
BACKEN<br />
Der Sack mit der Mutter und dem<br />
Headrest-Embryo kommt in einen<br />
der Autoklaven. Jeder dieser Autoklaven<br />
fasst mehrere Kubikmeter,<br />
darum werden in ihrem Inneren<br />
stets mehrere Kleinteile zugleich<br />
gebacken. Dazu wird ein hoher<br />
Überdruck erzeugt und die Temperatur<br />
für mehrere Stunden auf Werte<br />
von rund 100 Grad erhöht. Sowohl<br />
der exakte Druck als auch die Temperatur<br />
sind je nach Bauteil unterschiedlich<br />
und streng geheim. Einzig<br />
die Flugzeug- und die Raumfahrtindustrie<br />
arbeiten auf so hohem<br />
Niveau. Unter Druck und Hitze<br />
schmiegt sich das Kevlar exakt an<br />
die Mutterform und härtet aus.<br />
# 11<br />
AUSPACKEN,<br />
KONTROLLIEREN<br />
Nach dem Abkühlen wird die Folie<br />
aufgeschnitten, der fertige Headrest<br />
aus der Matrize entnommen.<br />
Kontrolle: Hat alles funktioniert?<br />
Wenn ja, bekommt das fertige Teil<br />
eine Seriennummer, anhand deren<br />
man seine Geschichte einwandfrei<br />
nachvollziehen kann. Sie wird am<br />
hinteren unteren Ende irreversibel<br />
eingraviert.<br />
# 12<br />
LACKIEREN<br />
Klingt einfacher, als es ist: Die<br />
Farbverläufe jeder einzelnen Kopfstütze<br />
müssen exakt stimmen.<br />
Anders als bei PKWs wird nicht am<br />
Auto selbst gearbeitet, sondern<br />
jedes Bauteil kommt einzeln in die<br />
Lackierkammer. Zuerst wird das<br />
Gelb aufgetragen, dann folgen die<br />
anderen Farben. Es sind in Summe<br />
drei: Blau, Violett und Lila. Das erzeugt<br />
den 3-D-Effekt. Die verwendeten<br />
Farben leuchten intensiv. Das<br />
ist nötig, um bei TV-Übertragungen<br />
gut sichtbar zu sein.<br />
# 13<br />
AUSSTOPFEN<br />
Die komplette Form wird nun innen<br />
mit speziellen Schaumblöcken gefüllt<br />
– dem entscheidenden Werkstoff,<br />
um den Kopf des Fahrers<br />
bei einem Unfall e∞zient zu verzögern.<br />
Je nach Außentemperatur<br />
kommen dabei drei unterschiedliche<br />
Varianten zum Einsatz. Der verwendete<br />
Schaum gibt bei langsam<br />
ausgeübtem Druck sehr leicht nach,<br />
verhärtet jedoch umso mehr, je<br />
mehr sich die Belastung verstärkt.<br />
Selbst geschickte Finger brauchen<br />
mindestens eine Stunde, um die drei<br />
in gefrorenem Zustand geschnittenen<br />
Blöcke in Position zu bringen.<br />
# 14<br />
AUSSTAFFIEREN<br />
Nun werden die beiden hinteren<br />
Bolzen montiert, die ins Cockpit<br />
einrasten, außerdem die beiden<br />
seitlichen, nur wenige Gramm<br />
leichten Verschlüsse, die dem<br />
Fahrer das sekundenschnelle Aussteigen<br />
ermöglichen. Sogar das<br />
allerletzte Detail ist genormt: Die<br />
weiche Helm-Auflage hinten darf<br />
nicht dicker als zehn Millimeter sein.<br />
# 15<br />
MONTIEREN<br />
Den fertigen Headrest lässt man<br />
nach Einsteigen des Fahrers ins<br />
Cockpit einrasten. Im Regelfall<br />
hat die Kopfstütze eine sehr kurze<br />
Lebensdauer: Der Kontakt mit<br />
dem Sturzhelm hinterlässt Dellen<br />
und Risse im Kevlar und am Ende<br />
wird das Teil getauscht, so es<br />
seine Aufgabe erfüllt hat. Glücklichere<br />
Exemplare erleiden ihren<br />
„Tod“ in der Euphorie des Sieges,<br />
wenn Fahrer sie im Parc Fermé beim<br />
Aussteigen unsanft abnehmen. Doch<br />
das nehmen alle Beteiligten gerne in<br />
Kauf: Hauptsache gewonnen!<br />
# 13: Das Innere des fertigen Headrest wird mit Schaumstoff gefüllt.<br />
THE RED BULLETIN 57