Wir freuen uns Sie zur dies- jährigen DGVD-Tagung in Bad Honnef ...
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Samstag, 14. Juli 2008<br />
14<br />
Management chronischer<br />
Otitiden<br />
Monika L<strong>in</strong>ek<br />
Otitiden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> häufiger Vorstellungsgrund<br />
von Hunden und Katzen <strong>in</strong> der tierärztlichen<br />
Praxis. E<strong>in</strong>e Otitis ist für den Besitzer anhand der<br />
Symptomatik als Problem leicht zu erkennen<br />
und zu lokalisieren. E<strong>in</strong>e wesentliche Aufgabe<br />
des Tierarztes besteht dar<strong>in</strong> zu erkennen, ob es<br />
sich um e<strong>in</strong>e Otitis externa und/oder um e<strong>in</strong>e<br />
Otitis media handelt, sowie bei rezidivierenden<br />
Otitiden die zugrundeliegende ätiopathogenetischen<br />
Faktoren aufzuf<strong>in</strong>den.<br />
Otitiden s<strong>in</strong>d häufig e<strong>in</strong>e diagnostisches und<br />
therapeutische Herausforderung. Griff<strong>in</strong> (2004)<br />
sagte zu recht: Diagnostik und Therapie von<br />
Ohrenerkrankungen s<strong>in</strong>d eher e<strong>in</strong>e K<strong>uns</strong>t als<br />
e<strong>in</strong>e Wissenschaft, da es nur wenige „Evidence<br />
based cl<strong>in</strong>ical stu<strong>dies</strong>“ gibt.<br />
Otitiden können zu schwerer Bee<strong>in</strong>trächtigung<br />
des Allgeme<strong>in</strong>bef<strong>in</strong>dens führen. Diese wird oft<br />
nicht wahrgenommen, da der Hund den chronischen<br />
Schmerz nicht deutlich äußert und erst<br />
nach erfolgreicher Therapie und Restitution<br />
deutlich wird, welche Verhaltensänderungen<br />
mit der Otitis media aufgetreten waren.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kann e<strong>in</strong>e Otitis media zu e<strong>in</strong>er<br />
Schädigung verschiedener Nerven, sowie über<br />
e<strong>in</strong>e fortgeleitete Infektion e<strong>in</strong>e Men<strong>in</strong>goencephalitis<br />
mit fatalem Ausgang führen.<br />
Das Wissen über die Anatomie und Physiologie<br />
des Ohrkanals, des Trommelfells und des Mittelohres<br />
s<strong>in</strong>d essentielle Voraussetzungen, Veränderungen<br />
richtig zu erkennen, e<strong>in</strong>zuordnen und<br />
zu therapieren.<br />
Das Ohr ist e<strong>in</strong> komplexes Gebilde, das normalerwiese<br />
<strong>in</strong> drei E<strong>in</strong>heiten gegliedert wird:<br />
Außenohr, Mittelohr und Innenohr, das Außenohr<br />
dann weiter unterteilt werden kann <strong>in</strong> P<strong>in</strong>na<br />
und Ohrkanal mit se<strong>in</strong>em vertikalen und horizontalen<br />
Anteil. Das Mittelohr besteht aus dem<br />
Trommelfell, den Gehörknöchelchen, der Bulla<br />
tympanica und der Tuba auditiva und das Innenohr<br />
besteht aus dem Vestibular-Apparat und<br />
der Chochlea.<br />
Anatomie und Physiologie (Harvey et<br />
al 1993, He<strong>in</strong>e 2004):<br />
Der externe Ohrkanal besteht aus e<strong>in</strong>em trichterförmigen<br />
vertikalen und horizontalen Knorpelrohr,<br />
der dem Ohr Form und Halt gibt und<br />
e<strong>in</strong>e variable Länge von ca 5-11cm hat. Am Übergang<br />
vom vertikalen zum horizontalen Gehörkanal<br />
liegt beim Hund e<strong>in</strong> sehr prom<strong>in</strong>enter<br />
Knorpelkamm und macht <strong>in</strong> der Otoskopie Probleme,<br />
wenn der Ohrkanal nicht genügend nach<br />
oben und lateral gestreckt wird. An Ende des<br />
horizontalen Gehörkanals liegt e<strong>in</strong> separater<br />
Knorpelr<strong>in</strong>g, der Cartilagus Annulare, der <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en kurzen knöchernen Kanal, den Meatus<br />
acusticus externus, übergeht und im Trommelfell<br />
endet. Der knöcherne Anteil leitet <strong>in</strong> den<br />
knöchernen Schädel über und ist bei der Katze<br />
etwas länger als beim Hund.<br />
Der Ohrkanal ist mit normaler Haut überzogen.<br />
Diese besteht aus e<strong>in</strong>er Epidermis und e<strong>in</strong>er<br />
»Neoplastische und geriatrische Hauterkrankungenbei Hund und Katze«<br />
Dermis mit Adnexen wie Haarfollikel, Talg- und<br />
Schweißdrüsen. Die Haarfollikel s<strong>in</strong>d im Ohr<br />
meist s<strong>in</strong>guläre Follikel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Rassen und<br />
Individuen aber gelegentlich auch zusammengesetzte<br />
Haarfollikel (He<strong>in</strong>e 2004). Der normale<br />
Abschuppungsvorgang erfolgt nach außen<br />
gerichtet um Cerumen nach außen zu transportieren.<br />
Abschilfernde Epithelzellen und die<br />
Absonderungen von Talg- und Schweißdrüsen<br />
bilden das Cerumen. Im Ohrkanal s<strong>in</strong>d unter<br />
normalen Umständen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Anzahl von<br />
transienten oder angesiedelten (resident) Keimen<br />
vorhanden. Häufig werden aus gesunden<br />
Ohren Staphylococcus <strong>in</strong>termedius, Streptokokken<br />
spp., Pseudomonas spp, und Proteus<br />
angezüchtet. Das Vorliegen von Keimen ist also<br />
ke<strong>in</strong> Beweis für e<strong>in</strong>e Otitis. Ebenso ist e<strong>in</strong>e<br />
ger<strong>in</strong>ge Anzahl von Malassezien pachydermatitis<br />
( bei der Katze auch globosa ) als normal<br />
anzusehen. Richtl<strong>in</strong>ien wie viel Keime zytologisch<br />
als normal und als nicht normal anzusehen<br />
s<strong>in</strong>d, werden kontrovers diskutiert.<br />
Das Trommelfell ist e<strong>in</strong>e dünne Membran, die<br />
nach außen aus e<strong>in</strong>em geschichteten Plattenepithel<br />
besteht und den äußeren Gehörkanal<br />
vom Mittelohr trennt. Die <strong>in</strong>nere Oberfläche ist<br />
von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Plattenepithel bedeckt.<br />
Beim Hund besteht das Trommelfell aus e<strong>in</strong>er<br />
Pars tensa und e<strong>in</strong>er Pars flaccida . Den größeren<br />
Teil bildet die pergamentene transluzente<br />
Pars tensa, der von medial das Manubrium des<br />
Malleolus ( Hammerstiel ) anliegt und e<strong>in</strong> radiales<br />
streifenförmiges Aussehen hat. Das Manubrium<br />
hat die Form e<strong>in</strong>es C Bogens, der nach<br />
rostral offen ist. Die Pars flaccida ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Fläche, liegt dorsal der Pars tensa, ist nicht<br />
durchsche<strong>in</strong>end, weist fe<strong>in</strong>e Blutgefäße auf und<br />
kann sich <strong>in</strong> den Ohrkanal vorwölben (Cole<br />
2004b,Cole et al 2007). Das Trommelfell weist<br />
ungefähr e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>kel von 30-45° von dorsal<br />
nach ventral auf. Der ventrale Anteil bildet e<strong>in</strong>e<br />
Falte, mit der das Trommelfell am Meatus acusticus<br />
ansetzt. Hier f<strong>in</strong>den sich häufig Haare und<br />
auch beim gesunden Ohr sammelt sich hier<br />
Cerumen an.<br />
Das Mittelohr besteht aus der Mittelohrhöhle<br />
und den angrenzenden Wänden. Es wird vom<br />
äußeren Ohrkanal durch das Trommelfell und<br />
vom Innenohr durch das Vestibular- und Cochleafenster<br />
getrennt. Die Fenster zum Vestibulum<br />
und <strong>zur</strong> Cochlea s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er Membran geschützt<br />
und liegen am Dach der Mittelohrhöhle.<br />
Die Mittelohrhöhle kann <strong>in</strong> drei Teile – e<strong>in</strong>en<br />
dorsalen, mittleren und e<strong>in</strong>en ventralen- unterteilt<br />
werden. Im kle<strong>in</strong>sten dorsalen, auch Epitypanicum<br />
genannten Anteil liegen die Gehörknöchelchen.<br />
Der mittlere Teil ist die eigentliche<br />
Mittelohrhöhle zwischen Trommelfell und dem<br />
runden Fenster der Cochlea, die von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong><br />
Knochenkamm, dem Promontorium, geschützt<br />
wird. Diese Abteilung sollte bei der Spülung des<br />
Mittelohres möglichst geschont werden. Die<br />
ventrale Portion ist die Bulla tympanica, die im<br />
Gegensatz zum Menschen den größten Teil des<br />
Mittelohres bei Hund und Katze bildet. <strong>Sie</strong> ist<br />
bei der Katze <strong>in</strong> zwei Kammern geteilt, was<br />
Spülungen erschwert. <strong>Sie</strong> wird von e<strong>in</strong>em mukösen<br />
Epithel ausgekleidet.