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Wir freuen uns Sie zur dies- jährigen DGVD-Tagung in Bad Honnef ...

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CASE REPORT - HERPES VIRUS<br />

DERMATITIS<br />

N<strong>in</strong>a Thom, Monika L<strong>in</strong>ek,<br />

E<strong>in</strong>e 9jährige weiblich kastrierte Mischl<strong>in</strong>gskatze<br />

wurde mit e<strong>in</strong>er fazialen ulzerativen Dermatitis<br />

vorgestellt, die seit 2 Monaten besteht.<br />

Die Symptomatik begann auf der rechten Seite<br />

des Nasenspiegels. Trotz e<strong>in</strong>er systemischen<br />

Therapie mit Enrofloxac<strong>in</strong>, Corticosterioden<br />

sowie topischer Therapie mit e<strong>in</strong>em Komb<strong>in</strong>ationspräparat<br />

aus Glucocorticoid, Antibiotikum<br />

und Antimykotikum dehnte sich die Veränderung<br />

weiter auf die rechte Gesichtshälfte und<br />

den gesamten Nasenspiegel aus, Juckreiz bestand<br />

nie. Seit 6 Jahren bestehen Veränderungen<br />

des rechten Auges, e<strong>in</strong>e Katzenschnupfensymptomatik<br />

ist nie aufgefallen. Seit e<strong>in</strong>igen<br />

Tagen war sie <strong>in</strong>appetent und matt. Die allgeme<strong>in</strong>e<br />

kl<strong>in</strong>ische Untersuchung war bis auf e<strong>in</strong><br />

reduziertes Allgeme<strong>in</strong>bef<strong>in</strong>den unauffällig.<br />

Es bestand e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>schmelzende Ulzeration der<br />

dorsalen Hälfte des Nasenspiegels, sowie<br />

Krusten und Ulzera rechtsseitig auf dem Nasenrücken<br />

zum medialen Augenw<strong>in</strong>kel ziehend.<br />

Die Pfotenballen waren ger<strong>in</strong>ggradig hyperkeratotisch<br />

und an e<strong>in</strong>igen fanden sich Hornzubildungen.<br />

Folgende Differentialdiagnosen wurden <strong>in</strong> Betracht<br />

gezogen: FHV-1-Infektion, Plattenepithelkarz<strong>in</strong>om,<br />

Eos<strong>in</strong>ophiles Plaque/ eos<strong>in</strong>ophile Dermatitis<br />

mit Selbsttrauma,<br />

Fel<strong>in</strong>e Insektenstich Hypersensitivität, Mastzelltumor,<br />

Pemphigus foliaceus, Orthopox bovis-<br />

Infektion, FeLV - Infektion, Dermatophytose,<br />

Demodikose. In Abklatschzytologien zeigten<br />

sich massenhaft degenerierte neutrophile Granulozyten<br />

mit <strong>in</strong>tra- und extrazellulären Kokken<br />

und mittelgradig eos<strong>in</strong>ophilen Granulozyten,<br />

Hautgeschabsel waren ohne Befund. Die Augenuntersuchung<br />

ergab Fluoresz<strong>in</strong>-positive Cornealäsionen<br />

und e<strong>in</strong>e Blepharitis, so dass die Verdachtsdiagnose<br />

der FHV-1 assoziierte Keratitis<br />

gestellt wurde. Mehrere Stanzbiopsien (6mm)<br />

wurden entnommen und e<strong>in</strong>e antibiotische<br />

Therapie mit Cefovec<strong>in</strong> begonnen.<br />

Histologisch wurde e<strong>in</strong>e multifokale nekrotisierende<br />

Dermatitis diagnostiziert, mit dem Verdacht<br />

der viralen Genese. Hochgradige Koagulationsnekrosen<br />

von Epidermis, oberflächlicher<br />

Dermis und Adnexen mit histiozytären und<br />

eos<strong>in</strong>ophilen Infiltraten waren vorhanden. Intranukleäre<br />

E<strong>in</strong>schlusskörperchen konnten nicht<br />

gefunden werden, was e<strong>in</strong>e FHV-1 bed<strong>in</strong>gte Dermatitis<br />

nicht ausschließt . Durch das Fehlen<br />

<strong>in</strong>trazytoplasmatischer E<strong>in</strong>schlußkörperchen<br />

und das eos<strong>in</strong>ophile Entzündungsmuster konnte<br />

e<strong>in</strong>e Orthopox bovis Infektion ausgeschlossen<br />

werden. Ebenso wurden die anderen kl<strong>in</strong>ischen<br />

Differentialdiagnosen histologisch ausgeschlossen.<br />

Wegen des starken Verdachtes der<br />

herpesvirusbed<strong>in</strong>gten Dermatitis wurde e<strong>in</strong>e<br />

Immunhistologie durchgeführt, welche für FHV-1<br />

positiv war. E<strong>in</strong>e orale Therapie mit Famcyclovir<br />

(62,5 mg alle 12 Stunden) wurde begonnen.<br />

Drei Wochen später war e<strong>in</strong>e beg<strong>in</strong>nende Reepithelisierung<br />

der Ulzerationen festzustellen. Die<br />

Katze wurde für 4 Wochen mit Cevovec<strong>in</strong> und<br />

für 3 Wochen mit Famcyclovir behandelt. Während<br />

und nach der Therapie erfolgten Blutuntersuchungen,<br />

welche ke<strong>in</strong>e Auffälligkeiten<br />

zeigten, es traten auch ke<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ischen Nebenwirkungen<br />

auf. E<strong>in</strong>e Kontrolluntersuchung 6<br />

Wochen später zeigte e<strong>in</strong>e vollständige Reepithelisierung,<br />

es bestand nur noch die Alopezie<br />

des betroffenen Bereiches. Famcyclovir ist das<br />

„Pro-Drug“ von Pencyclovir, welches als orales<br />

Therapeutikum herpesvirus<strong>in</strong>duzierter Dermatitiden<br />

<strong>in</strong> der Humanmediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gesetzt wird<br />

und e<strong>in</strong>e bessere orale Bioverfügbarkeit als<br />

Pencyclovir hat. In e<strong>in</strong>er Studie mit 9 Katzen<br />

wurde Famcyclovir erfolgreich <strong>in</strong> der Therapie<br />

der Herpesvirus<strong>in</strong>duzierten Dermatitis e<strong>in</strong>gesetzt<br />

1 , weitere Berichte liegen vor über Therapieerfolge<br />

mit humanem Interferon – alpha 3 und<br />

rekomb<strong>in</strong>antem fel<strong>in</strong>em Interferon-omega 2 sowie<br />

spontane Regressionen 3 milder Läsionen.<br />

Auch <strong>dies</strong>er Fall bestätigt, dass sich Famcyclovir<br />

gut <strong>zur</strong> Therapie der fel<strong>in</strong>en herpesvirusbedigten<br />

Dermatitis eignet. Dieser und weitere Fallberichte<br />

aus der Literatur zeigen, dass die histopathologische<br />

Untersuchung alle<strong>in</strong> oft nicht<br />

ausreichend ist, e<strong>in</strong>e herpesvirusbed<strong>in</strong>gte Dermatitis<br />

zu diagnostizieren. In e<strong>in</strong>er Studie von<br />

Hargis et al 3 trat die Fehldiagnose „eos<strong>in</strong>ophiler<br />

Granulom-Komplex / allergische Dermatitis“ <strong>in</strong><br />

6 von 9 Fällen auf. Bei kl<strong>in</strong>ischem Verdacht und<br />

unklarem Histologiebefund sollten weiterführende<br />

Untersuchungen wie die Immunhistologie<br />

oder PCR e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die PCR weist<br />

e<strong>in</strong>e Spezifität von 94% und e<strong>in</strong>e Sensitivität<br />

von 78% auf 4 . <strong>Sie</strong> ist damit sensitiver als die<br />

Immunhistologie, hat aber den Nachteil, dass<br />

e<strong>in</strong>e Unterscheidung zwischen latenter und<br />

ätiologisch relevanter Infektion unmöglich ist 5 .<br />

Literatur:<br />

1 Beccati, M. et al; Investigantion of the efficacy<br />

of famcyclovir <strong>in</strong> the treatment of fel<strong>in</strong>e herpesvirus<br />

1 <strong>in</strong>fection; Proceed<strong>in</strong>gs of 22 th annual<br />

congressof ECVD-ESVD, Ma<strong>in</strong>z, Germany<br />

2 Rickl<strong>in</strong> Gutzwiller, M. E. et al; Fel<strong>in</strong>e herpes<br />

dermatitis treated with <strong>in</strong>terferon omega;<br />

Vet Derm 18, 50 - 54, 2007<br />

3 Hargis A.M.; Ulcerative facial and nasal dermatitis<br />

and stomatitis <strong>in</strong> cats associated with<br />

fel<strong>in</strong>e herpesvirus 1; Vet Derm 10, 267 - 274;<br />

1999<br />

4Outerbridge C.A. et al; Use of PCR to identify<br />

fel<strong>in</strong>e herpesvirus type 1 DNA <strong>in</strong> sk<strong>in</strong> biopsies<br />

from normal cats and cats with ulcerative sk<strong>in</strong><br />

lesions; 20 th proceed<strong>in</strong>gs of North American<br />

Dermatology Forum, Florida; 2005<br />

5 Suchy A. et al; Diagnosis of fel<strong>in</strong>e herpesvirus<br />

<strong>in</strong>fection by immunohistochemistry, polymerase<br />

cha<strong>in</strong> reaction and <strong>in</strong> situ hybridization;<br />

J Vet Diagn Inves 12, 186 - 191; 2000<br />

N<strong>in</strong>a Thom<br />

Kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik Innere Mediz<strong>in</strong>, Justus-Liebig<br />

Universität Giessen · 35392 Gießen<br />

N<strong>in</strong>a-Thom@gmx.de<br />

Dr. Monika L<strong>in</strong>ek, Dipl ECVD<br />

Tierärztliche Spezialisten<br />

Rodigallee 85 / Holstenhofweg<br />

22043 Hamburg<br />

monika@l<strong>in</strong>ex.de<br />

»Neoplastische und geriatrische Hauterkrankungenbei Hund und Katze« 41

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