Wir freuen uns Sie zur dies- jährigen DGVD-Tagung in Bad Honnef ...
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Tumoren im Perianalbereich<br />
beim Hund:<br />
Differenzialdianose und Therapie<br />
Mart<strong>in</strong> Kessler<br />
Im Analbereich des Hundes existieren zahlreiche<br />
Drüsen, die häufig neoplastisch entarten. Es gibt<br />
im wesentlichen 2 große Strukturen aus denen<br />
Tumoren hervorgehen können.<br />
a) apokr<strong>in</strong>e Drüsen des Analbeutels<br />
b) Perianal- oder Zirkumanaldrüsen, auch<br />
als „hepatoide“ Drüsen bezeichnet<br />
Von <strong>dies</strong>en Drüsen können sowohl benigne<br />
(Adenome) als auch maligne (Adenokarz<strong>in</strong>ome)<br />
Tumoren ausgehen. Des weiteren kommen<br />
natürlich auch andere Hauttumoren wie z.B.<br />
Mastzelltumoren, Melanome, Lymphome u.a.<br />
<strong>in</strong> <strong>dies</strong>em Bereich vor.<br />
Tumoren der Analbeutel<br />
Adenokarz<strong>in</strong>ome der Analbeutel entstammen<br />
den apokr<strong>in</strong>en Drüsen der Analbeutelwand s<strong>in</strong>d<br />
bei weitem die häufigsten Tumoren der Analbeutel.<br />
Adenome und Plattenepihelkarz<strong>in</strong>ome<br />
der Analbeutels s<strong>in</strong>d extrem selten. Das Durchschnittsalter<br />
für Hunde mit e<strong>in</strong>em Adenokarz<strong>in</strong>om<br />
des Analbeutels liegt bei 10,5 Jahren. Überdurchschnittlich<br />
häufig betroffen s<strong>in</strong>d Dackel,<br />
Cocker Spaniel und Schäferhunde. Frühere Studien<br />
berichteten von e<strong>in</strong>em gehäuften Auftreten<br />
bei weiblichen Tieren. Neuere Untersuchungen<br />
zeigen jedoch e<strong>in</strong>e fast gleiche Verteilung<br />
(w : m = 56 : 44 %) zwischen beiden Geschlechtern.<br />
In <strong>dies</strong>er Studie waren etwa zwei Drittel<br />
der Tiere kastriert, was nahelegt, dass Tumoren<br />
der Analbeutel ohne hormonelle Bee<strong>in</strong>flussung<br />
wachsen. In e<strong>in</strong>er aktuellen Studie des Referenten<br />
(23 Patienten) waren 16 Patienten s<strong>in</strong>d weiblich,<br />
7 männlich. Das durchschnittliche Alter der<br />
Hunde lag bei 11,2 Jahren (Bereich 7 bis 14 Jahre).<br />
Analbeutelkarz<strong>in</strong>ome s<strong>in</strong>d häufig erst bei der<br />
rektalen Palpation festzustellen und zeigen sich<br />
anfangs meist als umschriebene oder auch <strong>in</strong>filtrative<br />
Masse mit 0,5 – 1 cm Durchmesser. Gewöhnlich<br />
s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong>seitig, <strong>in</strong> selteneren Fällen<br />
treten sie aber auch bilateral auf. Im Verlauf des<br />
Krankheitsgeschehens können <strong>dies</strong>e Neoplasien<br />
enorme Ausmaße (bis zu 10 cm Ø) erreichen und<br />
so auf das Rektum e<strong>in</strong>wirken und zusammen<br />
mit metastatisch vergrößerten sublumbalen<br />
Lymphknoten <strong>zur</strong> Obstipation bzw. Tenesmus<br />
führen.<br />
Das biologische Verhalten von Analbeutelkarz<strong>in</strong>omen<br />
wird durch <strong>in</strong>vasives Wachstum und e<strong>in</strong><br />
typisches Metastasierungsverhalten geprägt.<br />
Sehr früh im Krankheitsverlauf kommt es <strong>zur</strong><br />
Metastasierung <strong>in</strong> die regionalen Lymphknoten<br />
(Lnn lumbales aortici, „sublumbale Lymphknoten“).<br />
Die Metastasen können dort im Verhältnis<br />
zum Primärtumor enorme Ausmaße annehmen<br />
und Grund der Vorstellung beim Tierarzt<br />
darstellen. Die Metastasierungshäufigkeit liegt<br />
je nach Studie zwischen 50 und > 90 %. Fernmetastasen<br />
zeigen sich <strong>in</strong> späteren Stadien v.a.<br />
<strong>in</strong> der Lunge und abdom<strong>in</strong>alen Organen, nach<br />
den Erfahrungen des Referenten hier häufiger<br />
<strong>in</strong> der Milz. Seltener kommt es auch <strong>zur</strong> Metastasierung<br />
<strong>in</strong> die lumbalen <strong>Wir</strong>belkörper.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Charakteristikum <strong>dies</strong>es Tumors<br />
ist e<strong>in</strong>e maligne Hyperkalzämie, die als paraneoplastische<br />
Syndrom <strong>in</strong> etwa 1/3 bis 50% der<br />
Fälle vorkommt. Hierfür ist die Produktion e<strong>in</strong>er<br />
parathormon-ähnlichen Substanz (parathyroid<br />
hormon related polypeptide, PTH-rp) durch den<br />
Tumor verantwortlich. Die Hyperkalzämie führt<br />
je nach Ausprägungsgrad zu kl<strong>in</strong>ischen Symptome<br />
wie Polyurie/-dipsie, Lethargie, Anorexie,<br />
Gewichtsverlust, Schwäche, Bradykardie, Erbrechen<br />
und Obstipation. Die Symptome s<strong>in</strong>d durch<br />
die <strong>Wir</strong>kung des Kalziums auf die Nieren, e<strong>in</strong>e<br />
verm<strong>in</strong>derte Erregbarkeit der glatten und quergestreiften<br />
Muskulatur sowie e<strong>in</strong>e zentralnervöse<br />
Dämpfung <strong>zur</strong>ückzuführen. E<strong>in</strong>ige der Tiere<br />
mit Hyperkälzämie weisen zudem e<strong>in</strong>e Hypophosphatämie<br />
auf.<br />
Da der Primärtumor häufig äußerlich nicht oder<br />
nur kaum sichtbar ist, werden viele Patienten<br />
entweder aufgrund e<strong>in</strong>er sublumbale Masse<br />
(Lymphknotenmetastase) und/oder e<strong>in</strong>e Hyperkalzämie<br />
vorgestellt. Derartige Patienten s<strong>in</strong>d<br />
stets sorgfältig rektal zu untersuchen, da nicht<br />
selten der Primärtumor nur wenige mm groß<br />
ist. Die def<strong>in</strong>itive Diagnose erfordert e<strong>in</strong>e zytologische<br />
oder histologische Untersuchung. Zum<br />
vollständigen stag<strong>in</strong>g gehören Blutbild, Blutserumuntersuchung,<br />
Röntgen von Thorax und<br />
Abdomen und e<strong>in</strong>e abdom<strong>in</strong>ale Sonographie.<br />
Per CT oder MRI ist die Größe der sublumbalen<br />
Lymphknoten und evtl. die Invasion durch den<br />
Primärtumor exakter diagnostizierbar. Die CT-<br />
Untersuchung stellt darüber h<strong>in</strong>aus die Grundlage<br />
für e<strong>in</strong>e evtl. Bestrahlungsplanung dar.<br />
TNM-Klassifikation und Stadiene<strong>in</strong>teilung für<br />
Hunde mit Analbeutelkarz<strong>in</strong>om<br />
TNM-Klassifikation<br />
Primärtumor (T) T1: T 1 cm oder kle<strong>in</strong>er<br />
T2: T >1-3 cm<br />
T3: T > 3 cm<br />
T(+): bilateraler Tumor, T-Kategorie nach größtem T<br />
Regionärer Lymphknoten N0: ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf Metastasierung (Sonographie)<br />
(N) N1: Metastasierung nachweisbar (Sonographie)<br />
(Ln lubales aortici)<br />
Fernmetastasen (M) M0: ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf Fernmetastasierung<br />
M1: Fernmetastasierung nachweisbar (Röntgen, CT)<br />
Stadiene<strong>in</strong>teilung<br />
Stadium I T1/2 N0 M0<br />
Stadium II T3 N0 M0<br />
Stadium III Inoperable bzw. resezierte T mit makroskop.<br />
Tumorresten mit N0 M0; jedes T mit N1 M0<br />
Stadium IV Jedes T/N mit M1<br />
Substadium a) ohne Hyperkalzämie; b) mit Hyperkalzämie<br />
Für Analbeutelkarz<strong>in</strong>ome ist die chirurgische<br />
Exzision mit oder ohne Bestrahlung und Chemotherapie<br />
die Therapie der Wahl. Wegen der frü-<br />
»Neoplastische und geriatrische Hauterkrankungenbei Hund und Katze« 25