24.06.2015 Aufrufe

kommunalinfo24 3/2015

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Finanzen<br />

KfW-Kommunalpanel <strong>2015</strong><br />

Unterschiede zwischen den<br />

Kommunen nehmen zu<br />

Rund 132 Mrd. EUR beträgt der von kommunalen Experten aus Städten, Gemeinden und Landkreisen<br />

angegebene Investitionsrückstand im Jahr 2014. Damit ist er im Vergleich zum Vorjahr deutlich<br />

angestiegen (2013: 118 Mrd. EUR). „In den Kommunen steigt das Bewusstsein für die aufgestauten<br />

Infrastrukturdefizite, und gleichzeitig wachsen die Bedarfe weiter, etwa für die Flüchtlingsunterbringung<br />

und -eingliederung oder die Inklusion“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW, anlässlich der Vorstellung<br />

des KfW-Kommunalpanels <strong>2015</strong> heute in der Berliner Niederlassung der KfW. Der im letzten Jahr verzeichnete<br />

leichte Anstieg der Investitionsausgaben habe daran noch nichts ändern können. „In den nächsten Jahren<br />

könnte der Investitionsstau aber abschmelzen, da sich der Bund bei der Finanzierung von Sozialausgaben<br />

verstärkt beteiligt“, sagt Dr. Zeuner.<br />

Das Investitionsvolumen ist im Jahr<br />

2014 um 3 Mrd. EUR auf 28 Mrd. EUR<br />

gestiegen und wird auch im laufenden<br />

Jahr weiter anwachsen (Prognose:<br />

31 Mrd. EUR). Zum prognostizierten<br />

Anstieg der kommunalen Gesamtverschuldung<br />

dürfte dies nur einen<br />

kleinen Teil beitragen. Trotz günstiger<br />

Rahmenbedingungen werden nur<br />

rund 22 % der Investitionen durch<br />

Kommunalkredite finanziert; der Eigenanteil<br />

liegt bei 44 %, den Rest<br />

steuern Bund und Länder bei.<br />

Wie in den beiden Vorjahren schließen<br />

die kommunalen Kernhaushalte<br />

auch im Jahr 2014 mit einem kleinen<br />

Überschuss ab; allerdings begleitet<br />

von Anzeichen zunehmender kommunaler<br />

Disparitäten: Einerseits ist der<br />

Anteil von Gemeinden mit (nach eigener<br />

Einschätzung) aktuell guter oder<br />

sehr guter Finanzsituation gewachsen<br />

(von 13 % auf 20 %), anderseits hat<br />

die Zahl der Kommunen, die ihren<br />

Haushalt nicht ausgleichen konnten,<br />

2014 ebenfalls leicht zugenommen<br />

(von 26 % auf 29 %). Unter den größeren<br />

Städten mit mehr als 50.000<br />

Einwohnern kennzeichnet jede Zweite<br />

ihre Gesamtfinanzsituation als mangelhaft.<br />

Weitere Ergebnisse<br />

im Überblick:<br />

Rund 7 % der deutschen Kommunen<br />

blicken auf eine schwierige finanzielle<br />

Vergangenheit zurück, sind aber für<br />

die Zukunft optimistisch (etwa weil<br />

sie eine Entspannung bei den sozialen<br />

Transferleistungen erwarten).<br />

Rund 19 % der deutschen Kommunen<br />

blicken auf eine gute finanzielle<br />

Vergangenheit zurück, sind aber für<br />

die Zukunft pessimistisch (u. a. durch<br />

Kostensteigerungen im Personalbereich).<br />

Rund 35 % der deutschen Kommunen<br />

beurteilen Vergangenheit und<br />

Zukunft gleichermaßen pessimistisch.<br />

Sie befinden sich in einer Negativspirale,<br />

da viele von ihnen hoch verschuldet<br />

sind und nach eigenen Angaben<br />

bleiben. Ihre Steuerbasis ist<br />

deutlich kleiner als im Durchschnitt.<br />

Diese Kommunen sparen beim laufenden<br />

Unterhalt in die Infrastruktur,<br />

was langfristig weitere Probleme mit<br />

sich bringen wird.<br />

Rund 15 % der deutschen Kommunen<br />

beurteilen Vergangenheit und Zukunft<br />

gleichermaßen positiv. Ihre durchgehend<br />

positive Einschätzung geht einher<br />

mit einer überdurchschnittlich<br />

großen Steuerbasis.<br />

„Ich setze große Hoffnungen in die<br />

anstehende Neuordnung der Bund-<br />

Länder-Finanzbeziehungen. Sie bietet<br />

die Gelegenheit, die strukturellen<br />

Probleme der Kommunalfinanzen<br />

umfassend anzugehen, öffentliche<br />

Investitionen zu erhöhen und das<br />

Wachstumspotenzial Deutschlands so<br />

nachhaltig zu stärken ohne den Steuerzahler<br />

auch nur mit einem Euro<br />

mehr zu belasten“, sagt Dr. Zeuner.<br />

Aber auch auf kommunaler Seite<br />

bleiben Hausaufgaben zu erledigen:<br />

„Mit Hilfe von Haushaltssicherungskonzepten<br />

gelang es vier von zehn<br />

Kommunen, die in der Vergangenheit<br />

eine negative Finanzlage konstatieren<br />

mussten, ihren Haushalt im Jahr 2013<br />

ohne Defizit abzuschließen und den<br />

negativen Kreislauf zu durchbrechen.<br />

Diese erfolgreichen Beispiele gilt es<br />

herauszustellen, um weitere Kommunen<br />

zu ermuntern, diesen Weg einzuschlagen<br />

und moderner und effizienter<br />

zu werden“, sagt Dr. Zeuner.<br />

→ www.kfw.de/kommunalpanel<strong>2015</strong><br />

wissenswertes<br />

Für das KfW-Kommunalpanel <strong>2015</strong><br />

wurden insgesamt 3.791 Städte,<br />

Gemeinden und Landkreise im<br />

Zeitraum von Oktober bis Dezember<br />

2014 befragt, der Rücklauf<br />

betrug 373 Fragebögen von<br />

Städten und Gemeinden sowie<br />

102 von Landkreisen.<br />

Bei der Befragung wurde eine<br />

geschichtete Stichprobe nach vier<br />

Gemeindegrößenklassen eingesetzt,<br />

die Ergebnisse sind repräsentativ<br />

für die rund 5.200 Städte<br />

und Gemeinden mit mehr als<br />

2.000 Einwohnern sowie für die<br />

293 Landkreise in Deutschland.<br />

Die Befragung wurde im Auftrag<br />

der KfW Bankengruppe durch das<br />

Deutsche Institut für Urbanistik<br />

(Difu) durchgeführt.<br />

Öffentliche Wass<br />

Wasserversorger, Abwasserbetriebe<br />

und Wasserverbände<br />

sehen ihre Anstrengungen<br />

für die Gewässerqualität durch<br />

Fracking zunichte gemacht. Die<br />

Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft<br />

e.V. (AöW) fordert von<br />

den Bundestagsabgeordneten,<br />

strengere Regeln im Fracking-<br />

Gesetzesverfahren durchzusetzen.<br />

Auch die öffentliche Wasserwirtschaft<br />

meldet sich zur Fracking-Technologie<br />

mahnend zu Wort. In einem Schreiben<br />

an die Bundestags abgeordneten<br />

fordert die AöW, das Vorsorgeprinzip<br />

stärker zu berücksichtigen. Aktueller<br />

Anlass: Am 8. Juni berät der<br />

Umweltausschuss des Bundestages<br />

10<br />

| <strong>kommunalinfo24</strong> - Das Magazin | 3/<strong>2015</strong><br />

www.<strong>kommunalinfo24</strong>.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!