Sie haben es in der Hand! - Swissprofessionalmedia

� Pfl anzliche Wirkstoffe
Es gibt Pfl anzen, die beruhigende
und schlafanstossende Inhaltsstoffe
besitzen. Die Wirksamkeit der geläufi
gen pfl anzlichen Schlafmittel (z.B.
Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Melissenblätter
und Passionsblumenkraut)
ist jedoch eher schwach. Sie
eignen sich darum zur Beruhigung
und Schlafeinleitung, jedoch nicht als
Durchschlafmittel. Dr. Jürg Schwander:
«Solange es hilft, sind pfl anzliche
Mittel eine gute Lösung. Diese Wirkstoffe
sind beliebter als man glaubt.
Man darf aber nicht vergessen, dass
auch pfl anzliche Mittel Nebenwirkungen
haben können. Baldrian zum
Beispiel kann paradox wirken, das
heisst, gewisse Leute werden nicht
müde davon, sondern wach. Wenn
es aber gut wirkt und hilft, dann ist
es sicher sinnvoll.»
� Benzodiazepine
Diese synthetische Stoffgruppe hat
beruhigende, angstlösende, krampflösende
und schlaffördernde Wirkungen.
Sie ist jedoch nicht zur Lang-
Die verschiedenen Klassen von Schlafmitteln
zeitanwendung geeignet, da Benzodiazepine
im Verdacht stehen, sehr schnell
abhängig zu machen.
� Nicht-Benzodiazepin-Agonisten
(auch GABA-Agonisten)
Moderne Schlafmittel der ersten
Wahl. Sie wirken ähnlich gut wie
die Benzodiazepine, ihr Abhängigkeitspotenzial
scheint aber geringer
zu sein, ausserdem sind «Überhänge»
und Kopfschmerzen am Morgen
seltener. Dr. Schwander: «Diese Mittel
sind gut einsetzbar. Es gibt sogar
einzelne Studien, die zeigen, dass
man sie auch über längere Zeit einsetzen
kann. Auch hier ist das Wegkommen
jedoch schwierig, weil die
Schlafstörung nach dem Absetzen
wiederkommt.»
� Antihistaminika
Diese Wirkstoffe wurden ursprüng-
lich gegen Allergien angewendet. Sie
wirken jedoch auch sedierend und
können darum als Schlafmittel verwendet
werden. Manche Antihistaminika
(etwa Diphenhydramin, z.B. in
Glotze aus
Das Bett gehört dem Schlaf
(und der Sexualität).
Lesen und Fernsehen
können das Einschlafen
stören.
Praxis-Tipp von Dr. Meier
«Benocten») sind rezeptfrei in Apotheken
erhältlich. Vorteile: Geringes
Abhängigkeitspotenzial und rascher
Wirkungseintritt. Dr. Schwander:
«Antihistaminika sind okay, wenn sie
helfen. Sie können aber auch schläfrig
machen. Doch auch hier gilt, was bei
allen anderen Mitteln gilt: Schlafmittel
wirken sehr individuell – das Medikament
muss für die betreffende Person
wirksam sein, dann macht es durchaus
Sinn.»
� Melatonin
Melatonin ist ein Hormon, das in
der Zirbeldrüse (Epiphyse) im Zwischenhirn
gebildet wird und den Tag-
Nacht-Rhythmus des menschlichen
Körpers steuert. Melatonin ist kein
eigentliches Schlafmittel, kann jedoch
helfen, einen gestörten Schlaf-Wach-
Rhythmus wieder einzupendeln.
Dr. Schwander: «Melatoninpräparate
helfen nur bei einem kleinen Teil der
Patienten. In manchen Fällen kann
es sich aber lohnen, es auszuprobie-
auszuprobieren.»
Achtung,
Aufputschmittel
Nach 16 Uhr keine koffeinhaltigen
Getränke mehr (Kaffee,
Tee, Cola, Energy-Drinks).
MIT EINFACHEN SCHLAFHYGIENE-REGELN
DEN SCHLAFPROBLEMEN ZU LEIBE RÜCKEN!
Ein guter Schlaf beginnt bereits am Tag! Bewegen Sie sich
regelmässig an der frischen Luft, damit sie abends körperlich
müde sind. Gönnen Sie sich dann ein entspannendes Vollbad
und warten Sie beim Lesen eines interessanten Buches in ihrem
gemütlichen Sofa, bis Sie die entsprechende «Bettschwere» fühlen.
Gehen Sie erst dann und nicht zu früh ins Bett. So werden
Sie gut einschlafen. Im Schlafzimmer darf es nicht zu warm
sein. Ich empfehle Ihnen eine Temperatur von 16 bis 18 °C.
Sie dürfen aber nicht an Händen und Füssen frieren. «Bettsöckli»
sind also eine gute Sache. Herzlich, Ihr Dr. med. Markus Meier
Schlafstörungen
Dr. Markus Meier
Bekannt aus TV
und Presse
1/2011 � Medical Tribune public
Fotos: thinkstock (2)
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