18.11.2012 Aufrufe

Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

II. <strong>Architekt</strong>en zwischen We<strong>im</strong>arer Republik und<br />

Bun<strong>des</strong>republik Deutschland<br />

II.1 Ausgangssituation in We<strong>im</strong>ar<br />

Wer sich 1920 dazu entschied, <strong>Architekt</strong> zu werden, war entweder weltfremd<br />

oder Idealist. Die politische Lage Deutschlands hatte sich nach dem<br />

Ende <strong>des</strong> Ersten Weltkrieges noch nicht gefestigt, und diese Stabilisierung<br />

war auch nicht absehbar. Die Bauwirtschaft in ihrer Abhängigkeit von stabilen<br />

politischen Verhältnissen lag <strong>im</strong>mer noch am Boden, und dies sollte<br />

die nächsten drei Jahre noch so bleiben.<br />

Die Branche litt zu Beginn der We<strong>im</strong>arer Republik zunächst unter den noch<br />

bestehenden politischen Leitbildern aus der Zeit vor und während <strong>des</strong> Weltkriegs,<br />

bei dem der Wohnungsbaus als eine private Aufgabe nach der Max<strong>im</strong>e<br />

<strong>des</strong> „Eigenhe<strong>im</strong>s auf eigener Scholle” angesehen wurde. 6 Diese<br />

Grundannahme verhinderte eine ausreichende Unterstützung <strong>des</strong> Massenwohnungsbaus,<br />

welcher für die Linderung der schon über Jahre bestehende<br />

Wohnungsnot notwendig gewesen wäre.<br />

In dieser Situation fand sich eine Gruppe radikaler <strong>Architekt</strong>en zusammen,<br />

die der Meinung waren, eine neue, sozial verantwortliche <strong>Architekt</strong>ur müsse<br />

in der politischen Revolution eine Rolle spielen. 7 <strong>Der</strong> Ursprung für die<br />

Entwicklung dieser neuen <strong>Architekt</strong>ur lag in den Jahren rund um die <strong>Jahrh</strong>undertwende.<br />

In dem Zeitalter der „Neo-...-ismen” der <strong>Architekt</strong>ur hatte<br />

sich eine Reformbewegung gegründet, der daran gelegen war, das bestehende<br />

Formenchaos zu überwinden und eine schlichtere Ausdrucksweise zu<br />

entwickeln. 8 Diese Reformbewegung, der so unterschiedliche Personen wie<br />

Walter Gropius 9 oder Paul Schultze-Naumburg 10 angehörten, spaltete sich<br />

nach dem Ersten Weltkrieg in zwei unterschiedliche Gruppierungen auf,<br />

deren widersprüchliche Ansichten in Formensprache und gesellschaftlichen<br />

Grundannahmen für die Diskussion über <strong>Architekt</strong>ur in Deutschland bis in<br />

6<br />

Petsch, Joach<strong>im</strong>: Baukunst und Stadtplanung <strong>im</strong> Dritten Reich, München 1976, S. 52.<br />

7<br />

Lane 1986, S. 16.<br />

8<br />

Ebd., S. 25.<br />

9<br />

Walter Gropius wird als Gründer <strong>des</strong> „Staatlichen Bauhaus We<strong>im</strong>ar” in Kapitel II.2<br />

(<strong>Der</strong> Fall Thüringen) genauer behandelt.<br />

10<br />

Auf Paul Schultze-Naumburg wird in IV. 4 (Studium an der Staatlichen Bauhochschule)<br />

eingegangen, da er zum einen das nationalsozialistische <strong>Architekt</strong>urbild bis zu deren<br />

Machtübernahme entscheidend geprägt hat und zum anderen als Direktor der We<strong>im</strong>arer<br />

Hochschule einen direkten Einfluß auf die berufliche Entwicklung von <strong>Ferdinand</strong> <strong>Keilmann</strong><br />

hatte.<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!