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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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AUSGANGSSITUATION IN WEIMAR 17<br />

Durch eine Notverordnung vom 1. Dezember 1930 sollten alle bis zum 31.<br />

März 1934 bezugsfertigen Wohngebäude von der Grundsteuer befreit werden,<br />

es bestand eine Kreditermächtigung bis zu 100 Millionen RM für die<br />

Instandsetzung von Wohnungsbauten und für Wohnungsteilungen und<br />

schließlich gewährte die Reichsregierung Steuergutscheine <strong>im</strong> Wert von<br />

400 Millionen RM, die über Haus- und Grundbesitzerbanken den Immobilienbesitzern<br />

zugute kommen sollten. 31 Da sich das bestehenden Bausparkassensystem<br />

schon in der Krise als einer der wenigen verläßlichen Finanzierungsgeber<br />

<strong>des</strong> Bauwesens herausgestellt hatte, sollte die Zulassung neuer<br />

Kassen weitere positive Impulse bringen. 32 Bei der Größe der wirtschaftlichen<br />

Not waren diese Maßnahmen zwar nur ein Anfang und mit einem positiven<br />

Effekt auf den Arbeitsmarkt wurde erst ab der zweiten Jahreshälfte<br />

<strong>des</strong> Jahres 1933 gerechnet, jedoch bestand die Möglichkeit, daß sich die<br />

Lage allmählich entspannen könnte. Die Baugilde schrieb dazu:<br />

„<strong>Der</strong> vorstehende Ausblick auf die Aufgaben <strong>des</strong> Jahres 1933 zeigt,<br />

daß ein gesunder Opt<strong>im</strong>ismus für die Bauwirtschaft durchaus berechtigt<br />

ist. Auch die freischaffenden <strong>Architekt</strong>enschaft kann aus<br />

dieser Entwicklung nicht ausgeschaltet werden und es ist erfreulich<br />

festzustellen, daß die Reichsbehörden für diesen Gedanken volles<br />

Verständnis zeigen und dies auch mehrfach bekundet haben.“ 33<br />

Die Grundlagen der positiven Entwicklung <strong>des</strong> Bauwesens sollten sich jedoch<br />

bereits einen Monat später grundlegend ändern. Mit der Wahl Hitlers<br />

zum Reichskanzler am 1. Februar 1933 vollzog sich in Deutschland eine<br />

politische Veränderung, die, so wenig dies damals vielleicht direkt wahrgenommen<br />

wurde, in letzter Konsequenz sowohl politisch als auch gesellschaftlich<br />

und materiell kaum „einen Stein auf dem anderen“ lassen sollte. 34<br />

31<br />

Baugilde, Heft 1, 1933, S. 6. <strong>Der</strong> genaue Ablauf der Auszahlung von Zuschüssen für<br />

die Bauwirtschaft durch Steuergutscheine erschließt sich nicht aus dem genannten Artikel.<br />

Ich gehe jedoch davon aus, daß der Autor zum Ende <strong>des</strong> Jahres 1932 wußte, welche<br />

positiven Effekte diese finanzpolitische Maßnahme haben konnte.<br />

32<br />

Ebd., S. 8.<br />

33<br />

Ebd.<br />

34<br />

Bezüglich der Entwicklung von persönlichen Karrieren und der Sicherung von wirtschaftlicher<br />

Einflußnahme in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Eliten mag dies<br />

überspitzt formuliert sein; vgl. Kapitel III (Die Akteure), allerdings gilt die oben genannte<br />

Aussage in Bezug auf den Großteil der deutschen Bevölkerung in bedrückender<br />

Weise.

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