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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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AUSGANGSSITUATION IN WEIMAR 13<br />

Blockbebauung und anschließend mit stärkerer Berücksichtigung der Stadtplanung<br />

mit Zeilenbauweise an Wohnstraßen in solchen Größenordnungen<br />

durchzuführen, daß die seit dem Ersten Weltkrieg bestehende Wohnungsnot<br />

zwischen den Jahren 1925 und 1929 erheblich gemindert werden konnte. 13<br />

Wurden 1925 150.000 Wohneinheiten erstellt, steigerte sich diese Zahl bis<br />

zum Beginn der Weltwirtschaftskrise auf 339.000 Wohneinheiten <strong>im</strong> Jahre<br />

1929. 14 Diese fünf Jahre der wirtschaftlichen Stabilität sorgten für die <strong>Architekt</strong>en<br />

<strong>des</strong> „Neuen Bauens” für zahlreiche Aufträge, und viele von ihnen<br />

waren in den Wohnungsbaugesellschaften fest angestellt. Das „Neue Bauen“<br />

beherrschte zwar nicht das Bauen in Deutschland, wurde aber in Fachzeitschriften<br />

viel diskutiert und erfuhr die schon erwähnte umfangreiche<br />

staatliche Unterstützung. 15<br />

Die Anhänger traditionellerer Bauweisen fanden, da die von ihnen ungeliebt,<br />

moderne Bauform eher <strong>im</strong> linksgerichteten Kl<strong>im</strong>a seine Domäne fand,<br />

in den Ländern und Kommunen <strong>des</strong> Reiches eine Anstellung, die den Ideen<br />

der gesellschaftlichen Neugestaltung ablehnend gegenüber standen. Solange<br />

die wirtschaftliche Lage ausreichend Aufträge für die Anhänger beider<br />

Gruppen bereit stellte, waren die Differenzen zwischen Traditionalisten und<br />

Reformern auf die Diskussionen theoretischer Grundlagen beschränkt. 16<br />

Mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 sollte sich die Situation grundlegend<br />

ändern. <strong>Der</strong> massive Abzug <strong>des</strong> ausländischen Kapitals verursachte in<br />

Deutschland einen sofortigen Zusammenbruch der Bauwirtschaft. Bei den<br />

Projekten, die schon <strong>im</strong> Bau waren, wurde die Fertigstellung zum Teil langfristig<br />

verschoben, neue Aufträge zur Planung weiterer Bauten gab es so gut<br />

wie gar nicht.<br />

In dieser kritischen Situation eskalierte der Konflikt zwischen Reformern<br />

und Traditionalisten, wobei sich die Reformer sofort in der Defensive befanden,<br />

da sie sich mit der konservativen Handwerkerschaft eine mächtige<br />

Interessengruppe zum Feind gemacht hatten. Ursache für diese Entwicklung<br />

war der fortschrittliche Ansatz <strong>des</strong> „Neuen Bauens”, der sich vom Bild <strong>des</strong><br />

Bauschaffens mit den Techniken <strong>des</strong> Mittelalters lösen wollte. Ziel sollte es<br />

sein, eine industrielle Fertigung auch <strong>im</strong> Bauwesen einzuführen, um mit den<br />

13 Petsch 1976, S. 52.<br />

14 Pehnt, Wolfgang: <strong>Architekt</strong>ur, in Propyläen Kunstgeschichte: Die Kunst <strong>des</strong> <strong>20.</strong> <strong>Jahrh</strong>underts<br />

1880 – 1940, Frankfurt a.M. 1990, S. 340.<br />

15 Lane 1986, S. 38.<br />

16 Petsch 1976, S. 53. Als Länder, die dem „Neuen Bauen” einigen Raum gaben sind z.B.<br />

Baden, Hessen oder Preußen zu nennen, die traditionellen Bauformen dominierten vor<br />

allem in den südlichen Ländern <strong>des</strong> Deutschen Reiches.

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