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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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DER FALL THÜRINGEN 21<br />

für notwendig, um die Einrichtung fortzuführen. 51 Die gesamte Diskussion<br />

wurde in Deutschland eingehend verfolgt, und als klar wurde, daß unter<br />

diesem finanziellen Zwang in We<strong>im</strong>ar keine konstruktive Arbeit mehr möglich<br />

sein würde, nahm das Bauhaus das Angebot von der Stadt Dessau an,<br />

den Unterricht dorthin zu verlagern. Anfang April 1925 wurde dort der<br />

Unterricht wieder aufgenommen.<br />

Daß die Vertreibung in erster Linie parteipolitische Hintergründe hatte,<br />

zeigte sich, als von der konservativen Lan<strong>des</strong>regierung mit Otto Bartning<br />

der Leiter der Nachfolgeeinrichtung <strong>des</strong> Bauhaus präsentiert wurde. In<br />

Bartnings Konzept war die Kunsthochschule, um die es zuvor so große<br />

Auseinandersetzungen gegeben hatte, als eigenständiger Zweig neben den<br />

„Werkstätten“ und der „Bauakademie“ vorgesehen. Letztere beiden sollten<br />

unter dem Namen „Staatliche Hochschule für Handwerk und Baukunst“<br />

(St.B.H.) zusammengefaßt werden, die zum Sommersemester 1926 ihren<br />

Unterricht aufnahm. Für beide Hochschulen stellte der Landtag <strong>im</strong> ersten<br />

Jahr 150.000 RM, für das zweite Jahr sogar 180.000 RM zur Verfügung,<br />

womit auch die vorherige Verringerung der Mittel für das Bauhaus als politischer<br />

Akt entlarvt war.<br />

Die neue Hochschule geriet ebenfalls schnell in die Diskussionen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>parlaments,<br />

jedoch unter umgekehrten Vorzeichen. Zwar unterschied<br />

sich die Orientierung der Ausbildung zwischen Bauhaus und St.B.H. nur in<br />

geringem Maße, jedoch war Bartning vom rechtsgerichteten Regierungsbündnis<br />

eingesetzt worden. Nach der Landtagswahl vom 30. Januar 1927<br />

stellte die DVP mit Dr. Richard Leutheußer erneut den Vorsitzenden <strong>des</strong><br />

Kabinetts, allerdings mußte die Koalition aus DVP, DDP, WP und Landbund<br />

mit einem Minderheitenkabinett regieren, welches von der NSDAP<br />

unterstützt wurde. 52 Nach einer Abst<strong>im</strong>mungsniederlage zum Etat der beiden<br />

Kunstschulen <strong>im</strong> November 1927 zeigte sich, daß nun wiederum die<br />

Sozialdemokraten nicht bereit waren, der bestehenden Hochschule die notwendige<br />

Unterstützung zukommen zu lassen. Diesmal ging es jedoch nicht<br />

um die künstlerische Orientierung der Ausbildung – die Ausbildung war in<br />

gleichem Maße dem „Neuen Bauen“ verpflichtet – sondern um das wesentlich<br />

ungünstigere Verhältnis von Lehrern zu Schülern an der Bauhochschule<br />

bei erheblich höheren Kosten für das Land gegenüber der Situation in den<br />

Jahren zuvor, als das „Bauhaus“ noch in We<strong>im</strong>ar ansässig war. 53<br />

51 Ebd., S. 88.<br />

52 Winkler 1999, S. 99, siehe auch Schaubild 3.<br />

53 Ebd., S. 100.

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