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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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AUSGANGSSITUATION IN WEIMAR 15<br />

hepolitik schweren Stoß, da festgestelltermaßen größere, eigentlich<br />

der Pfandbriefinvestition zugedachte Anlagegelder nach dem Anleihemarkt<br />

abwanderten.” 20<br />

Entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung der Bereitstellung von Mitteln<br />

für den Wohnungsbau hatte der Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, nach<br />

<strong>des</strong>sen Meinung in den Jahren zuvor zuviel Geld für den Wohnungsbau ausgegeben<br />

worden war und dies auch noch für in der Regel zu kleine Wohnungen,<br />

die seiner Ansicht nach in der Miete auch noch zu teuer wären. 21<br />

Als weitere einschneidende Maßnahme wurde 1931 in Preußen eine zweieinhalbjährige<br />

Hochbausperre verhängt. Diese Maßnahmen verursachten<br />

einen überproportionalen Anstieg der Arbeitslosigkeit <strong>im</strong> Bausektor. Während<br />

diese <strong>im</strong> Jahr 1932 <strong>im</strong> Reichsdurchschnitt bei 44,4% lag, erreichte sie<br />

bei den Bauarbeitern eine Quote von annähernd 65%, bei den gewerkschaftlich<br />

organisierten Arbeitern sogar 90,8%. 22<br />

In dieser Situation fand auf Seiten der Berufsvereinigungen der Bauwirtschaft<br />

eine Radikalisierung statt. Einige inzwischen stark nationalsozialistisch<br />

unterwanderten Verbände schlossen sich zu einer „Baufront” zusammen,<br />

mit deren Hilfe zunächst der preußische Hochbaustop bekämpft werden<br />

sollte. 23 Nachdem Adolf Hitler in den 20er Jahren bereits die <strong>Architekt</strong>ur<br />

als hochbedeutsames Medium für das nationale Leben bezeichnet hatte,<br />

formierten sich um 1928 der nationalsozialistische Widerstand gegen das<br />

„Neue Bauen” durch eine Zunahme an Veröffentlichungen <strong>im</strong> „Völkischen<br />

Beobachter”. Unterstützt wurde diese Positionierung durch die Gründung<br />

<strong>des</strong> „Kampfbund für deutsche Kultur” (KfdK) <strong>im</strong> Februar <strong>des</strong> Jahres 1929,<br />

ein Zusammenschluß von Intellektuellen, mit dem der Initiator Alfred Rosenberg<br />

24 den kulturellen Einfluß der Partei erweitern wollte. 25 Durch die<br />

20 Bauwarte, Heft 2, 1930, S. 16.<br />

21 Petsch 1976, S. 54.<br />

22 Ebd., S. 63.<br />

23 Ebd., S. 63.<br />

24 Alfred Rosenberg wurde am 12. Januar 1893 in Reval geboren. Er studierte <strong>Architekt</strong>ur<br />

und arbeitete als Politiker und Publizist. 1919 stieß er zur NSDAP, wurde 1923 Hauptschriftleiter<br />

<strong>des</strong> Parteiorgans „Völkischer Beobachter“ und beteiligte sich am Hitler-<br />

Putsch (1923). Durch die Entwicklung einer eigenen Ideologie innerhalb <strong>des</strong> Nationalsozialismus<br />

blieb er ein Außenseiter innerhalb der Partei, konnte jedoch <strong>im</strong>mer wichtige<br />

Positionen einnehmen. Ab 1930 war er Herausgeber der „Nationalsozialistischen Monatsheft“,<br />

ab 1933 Reichsleiter <strong>des</strong> Außenpolitischen Amtes, ab 1934 zugleich „Beauftragter<br />

<strong>des</strong> Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen<br />

Schulung und Erziehung der NSDAP“. Ab 1939 ließ er für sein „Institut zur Erforschung<br />

der Judenfrage vor allem jüdische Bibliotheken und Archive plündern und leitete ab Oktober<br />

1940 den Raub von Kunstschätzen aus den besetzten Ländern. Rosenberg wurde am<br />

16. Oktober 1946 nach Verurteilung durch das Nürnberger Militärtribunal hingerichtet.<br />

25 Lane 1986, S. 143.

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