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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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DER FALL THÜRINGEN 23<br />

Klee, Kandinsky, Barlach, Dix, Feininger und anderer entfernen ließ. 59<br />

Nachdem die ersten Maßnahmen ergriffen waren, „die Verseuchung deutschen<br />

Volkstums durch fremdrassige Unkultur abzuwehren und <strong>im</strong> positiven<br />

Sinn deutsche Kunst zu entwickeln“ 60 , installierte Frick den „Lehrstuhl<br />

für menschliche Züchtungskunde“ an der Universität von Jena, der speziell<br />

für Hans F.K. Günther, auch „Rasse-Günther“ genannt, geschaffen wurde. 61<br />

Den nationalsozialistischen Bestrebungen, das Land zu einem „Zentrum der<br />

deutschen Kultur faschistischer Herkunft“ 62 zu machen, bei dem die Hochschule<br />

unter Schultze-Naumburg den Mittelpunkt darstellen sollte 63 , wurden<br />

noch einmal für wenige Monate unterbrochen. Durch einen erfolgreichen<br />

Mißtrauensantrag der SPD-Fraktion <strong>im</strong> Mai 1931 mußten die beiden<br />

NSDAP-Minister ihre Posten abgeben. 64 <strong>Der</strong> Versuch der Revision einiger<br />

politischer Entscheidungen Fricks auf Antrag der linken Parteien sowie von<br />

Teilen der Bürgerlichen war zunächst erfolgreich, jedoch zeichnete sich mit<br />

der Wahl vom 31. Juli 1932 das Ende <strong>des</strong> parlamentarischen Systems in<br />

Thüringen ab. 65 Von den 61 Mitgliedern <strong>des</strong> Landtags waren nun 26 von der<br />

NSDAP, die unter der Leitung <strong>des</strong> Gauleiters Fritz Sauckel den Großteil der<br />

Regierungsmitglieder stellte. Die eingeschüchterte und geschwächte Opposition<br />

hatte dieser Macht in den letzten Monaten <strong>des</strong> Bestehens der We<strong>im</strong>arer<br />

Republik nichts mehr entgegen zu setzen. 66<br />

II.3 Die <strong>Architekt</strong>urvorstellungen der Nationalsozialisten<br />

Mit der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler erwarteten die Interessenvertretungen<br />

der <strong>Architekt</strong>en eine Offenbarung von großen Visionen, wie<br />

<strong>im</strong> „neuen“ Deutschen Reich gebaut werden sollte, doch diese Offenbarung<br />

fand nicht statt. Hatten die <strong>Architekt</strong>en unter den Anhängern der NSDAP<br />

bis zur Machtübernahme damit gerechnet, daß die sparsamen, wenig be-<br />

59<br />

Pese, Claus: <strong>Der</strong> Name Schultze-Naumburg ist Programm genug, in: Both, Ralf / Pföhl,<br />

Thomas (Hrsg.): Aufstieg und Fall der Moderne, Katalog der Ausstellung, We<strong>im</strong>ar 1999,<br />

S. 391.<br />

60<br />

Amtsblatt <strong>des</strong> Thüringischen Ministeriums für Volksbildung. We<strong>im</strong>ar 9 (1930) 6, S.<br />

40f., in: Schädlich 1985, S. 39.<br />

61<br />

Borrmann, Norbert: Paul Schultze-Naumburg 1869 – 1949. Maler, Publizist, <strong>Architekt</strong>.<br />

Vom Kulturreformer der <strong>Jahrh</strong>undertwende zum Kulturpolitiker <strong>im</strong> Dritten Reich. Ein<br />

Lebens- und Zeitdokument, Essen 1989, S. 192. Günther hatte das Buch „Rasse und Stil“<br />

geschrieben, in dem er nachzuweisen versuchte, daß jeder Künstler sich selbst porträtiere<br />

und seine rassische Herkunft daher in seinen Bildern abzulesen sei. Günthers Lehrstuhl<br />

wurde später in „Lehrstuhl für Sozialanthropologie“ umbenannt.<br />

62<br />

Schädlich 1985, S. 39.<br />

63 Ebd.<br />

64 Winkler 1999, S. 110.<br />

65 Siehe Schaubild 5.<br />

66 Winkler 1999, 115.

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