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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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6 EINLEITUNG<br />

nen in dieser „Zweiten Ebene“ angestellt waren, in den wissenschaftlichen<br />

Bibliotheken wenig bis kein Material. Somit ist es interessant, zumin<strong>des</strong>t<br />

einen dieser „Namenlosen“ aus der Versenkung zu holen und so unter Umständen<br />

auch auf die Vorgesetzten ein neues Licht zu werfen.<br />

<strong>Der</strong> für mich entscheidende Aspekt bei der Betrachtung <strong>des</strong> Lebens von<br />

<strong>Ferdinand</strong> <strong>Keilmann</strong> ist die persönliche Entwicklung, die er zwischen We<strong>im</strong>arer<br />

Republik und Bun<strong>des</strong>republik Deutschland durchlaufen hat. Bei der<br />

Beschäftigung mit dem Phänomen Nationalsozialismus ist es aus heutiger<br />

Sicht schwer nachvollziehbar, wie die deutsche Bevölkerung dieser Diktatur,<br />

die mit Völkermord und Zweitem Weltkrieg die größte Katastrophe der<br />

Menschheit verursacht hat, an die Macht verhelfen konnte. Nun ist über die<br />

Selbstauflösung der We<strong>im</strong>arer Republik auf parlamentarischer Ebene schon<br />

viel geschrieben und gesagt worden, aber bei der Betrachtung <strong>des</strong> einzelnen<br />

„normalen“ Menschen treten andere Aspekte in den Vordergrund. Die Biographie<br />

<strong>Ferdinand</strong> <strong>Keilmann</strong>s ermöglicht es, aus einem individuellen Blickwinkel<br />

die Gründe für die Unterstützung der Nationalsozialisten herauszuarbeiten,<br />

genauso wie <strong>im</strong> Lauf seines Lebens die Abkehr von dieser Ideologie<br />

deutlich wird. Dies liest sich in so kurzer Form sehr idealtypisch; <strong>Keilmann</strong>s<br />

Biographie ist nicht so glatt und nachvollziehbar, wie sie sich in diesen<br />

wenigen Zeilen darstellt. <strong>Keilmann</strong> war in erster Linie Künstler, was<br />

ihm in seinem Leben oft von Vorteil war. An einigen Punkten aber bereitete<br />

ihm diese Eigenschaft auch massive Schwierigkeiten, und zwar <strong>im</strong>mer<br />

dann, wenn das spontane, kreative (und vielleicht auch übersensible) Reagieren<br />

auf Geschehnisse später als „Bumerang“ zurückkam, weil er die Folgen<br />

seiner Spontaneität nicht oder nicht ausreichend bedacht hatte oder<br />

auch nicht bedenken konnte. Diese künstlerische Veranlagung befreit ihn<br />

jedoch nicht von der Verantwortung, die der Einzelne für die Entwicklungen<br />

zum und <strong>im</strong> Nationalsozialismus hatte.<br />

Aus diesen Überlegungen ergeben sich einige Fragen, die in dieser Arbeit<br />

behandelt werden sollen: Ist <strong>Ferdinand</strong> <strong>Keilmann</strong>s Karriere typisch für einen<br />

<strong>Architekt</strong>en seiner Generation? War seine berufliche Entwicklung<br />

durch die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen vorgegeben oder<br />

hatte er Entscheidungsmöglichkeiten? Und falls er diese Möglichkeiten<br />

hatte, warum hat er so und nicht anders auf Entwicklungen reagiert und<br />

welche Alternativen gab es für die jeweiligen Entscheidungen?<br />

Die Gliederung der gesamten Arbeit ergibt sich aus den gestellten Fragen<br />

und der beruflichen Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Ferdinand</strong> <strong>Keilmann</strong> von seiner Lehrzeit<br />

bis zur Pensionierung. Die Hintergrundbetrachtung der Entwicklung

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