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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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ALBERT SPEER 41<br />

worden. 134 Erfolgte zunächst eine Unterbringung der Juden in Notunterkünften<br />

oder Zusammenlegung in Wohnungen anderer Juden, so wurde der<br />

„Arbeitsaufwand“ mit der beginnenden Deportation und Menschenvernichtung<br />

durch die Nationalsozialisten zusehends geringer. 135<br />

<strong>Der</strong> Bedarf an neuem Wohnraum sollte für die gesamte Umgestaltung ca.<br />

52.000 Wohnungen betragen, was eine Umsiedlung von über 150.000 Menschen<br />

notwendig gemacht hätte. Da die Niederlegung der geräumten Gebäude<br />

in Speers Augen zu langsam vor sich ging, wurde in seinem Ministerium<br />

über eine Sprengung von ganzen Wohnblocks diskutiert. Die fortschreitende<br />

Zerstörung der Stadt durch Bombenangriffe ab 1942 wurde von<br />

den Mitarbeitern <strong>des</strong> GBI in diesem Zusammenhang auf zynische Art teilweise<br />

als Arbeitserleichterung angesehen. In Zusammenhang mit der Neugestaltung<br />

Berlins und weiterer Städte <strong>des</strong> Reiches ist unbedingt der ungeheure<br />

Bedarf an Natursteinen zu berücksichtigen, für deren Beschaffung ein<br />

eigenes Transportwesen aufgebaut werden sollte und für deren Gewinnung<br />

viele Konzentrationslager errichtet wurden, in denen die Häftlinge als<br />

Zwangsarbeiter die Steine brechen mußten. 136<br />

Nach dem mysteriösen Tod von Reichsminister Fritz Todt 137 wurde Speer<br />

Nachfolger in der Leitung der „Organisation Todt“ (OT) 138 und gleichzeitig<br />

auch Amtsnachfolger als Reichsminister für Bewaffnung und Munition, sowie<br />

Generalbauinspektor für Straßenwesen und Festungsbau und für Wasser<br />

und Energie. Im Zuge der Mobilisierung für den „totalen Krieg“ mit ständig<br />

erweiterten Vollmachten ausgestattet, bewirkte er durch fortschreitende<br />

Konzentration und Rationalisierung der Produktion und Einsatz von<br />

Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen eine erhebliche Steigerung der Rü-<br />

134 Ebd., S. 77.<br />

135 Reichardt / Schäche 1984, S. 77.<br />

136 Ebd., S. 69f.<br />

137 Todt kam bei einem Flugzeugexplosion ums Leben, direkt in Anschluß an eine persönliche<br />

Auseinandersetzung mit Hitler. Die Ursache für das Unglück konnte nie geklärt<br />

werden; siehe Fest 1999, S. 179.<br />

138 Die Organisation Todt war für den Bau und Unterhalt von Verkehrsnetzen und Verteidigungsanlagen<br />

<strong>im</strong> gesamten Deutschen Reich und den besetzten Gebieten zuständig.<br />

Eine Gesamtdarstellung der Bedeutung der OT für die deutsche Kriegsführung findet<br />

sich in: Seidler, Franz W.: Die Organisation Todt. Bauen für Staat und Wehrmacht 1938<br />

– 1945, Koblenz 1987. Seidler beschreibt in seinem Vorwort: „In Wirklichkeit hatte die<br />

OT für die Kriegsvorbereitungen und für die Kriegsführung eminente Bedeutung. Sie<br />

baute den Westwall zur Absicherung der Aggressionspolitik Hitlers gegen die Tschechoslowakei.<br />

Sie bereitete das Straßennetz in Rumänien und Bulgarien für den Angriff gegen<br />

Griechenland vor. Sie ermöglichte auf dem russischen Kriegsschauplatz den Nachschub<br />

für die deutschen Truppen durch die Erhaltung und Sicherung <strong>des</strong> Verkehrsnetzes.“<br />

Dazu gehörten zu den weiteren Aufgaben der Bunkerbau, Instandsetzung zerstörter<br />

Industrieanlagen, der Bau von Flugplätzen, die Erschließung von Rohstoffvorkommen<br />

und der Bau von Raketenabschußrampen.

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