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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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DIE ARCHITEKTURVORSTELLUNGEN DER NATIONALSOZIALISTEN 27<br />

Bauwesen, um ihre Propaganda in anschauliche Ergebnisse umzusetzen.<br />

Deutlicher Indikator für die sich abzeichnende Einflußnahme <strong>des</strong> Staates<br />

auf den Bausektor ist der Anteil an öffentlich oder reichsseitig geförderten<br />

Bauten. 82 Betrug dieser Anteil <strong>im</strong> Jahre 1933 noch 33%, so hatte er sich bis<br />

1937 mehr als verdoppelt und erreichte bei weiteren jährlichen Steigerungen<br />

zu Beginn <strong>des</strong> Krieges die 100%-Marke. 83 Teut teilt den Wohnungsbau<br />

in den Jahren zwischen 1933 und 1939 in zwei Phasen ein:<br />

„1. Fortsetzung <strong>des</strong> aus den Notverordnungen der Republik resultierenden<br />

Kleinsiedlungsbaues bei Verlagerung <strong>des</strong> Schwergewichts<br />

von den Großstädten auf kleine und mittlere Gemeinden sowie dünn<br />

besiedelte Land- und Grenzgebiete (1933 - 1935).<br />

2. Errichtung von „He<strong>im</strong>stätten“ für die „Gefolgschaften“ der<br />

Wehrmacht und für „Stammarbeiter“ der Vierjahresplanbetriebe in<br />

Form gartenstadtähnlicher Siedlungen und vereinzelter Neustädte<br />

(1936 bis 1939).“ 84<br />

War die erste Phase durch eine deutliche Ausweitung der Aufträge für <strong>Architekt</strong>en<br />

geprägt, so verschlechterten sich die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

mit Beginn der Zweiten. Eine zunehmende Zentralisierung <strong>im</strong> Baugewerbe<br />

bei gleichzeitiger Orientierung an rationellen Bauweisen verlangte<br />

eine sinkende Zahl an <strong>Architekt</strong>en, da in den nun unter staatlicher Kontrolle<br />

stehenden älteren He<strong>im</strong>stättengesellschaften ebenso wie in deren neugegründeten<br />

Pendants <strong>im</strong> Werks- und Arbeitersiedlungsbau auf zunehmend<br />

standardisierte Gebäudeformen zurückgegriffen wurde. Gleichzeitig nahm<br />

in der umfangreichen Bauabteilung <strong>des</strong> Reichsluftfahrtministeriums der Behelfshe<strong>im</strong>bau<br />

einen <strong>im</strong>mer größeren Raum ein. 85 Hierin liegt wohl der<br />

Grund, daß bei insgesamt sinkenden Studentenzahlen die Zunahme <strong>des</strong> Anteils<br />

von <strong>Architekt</strong>urstudenten an der Gesamtheit aller Studierenden nur<br />

gering ausfiel. 86<br />

Die Gründe für diese Einschränkungen in den Baukapazitäten lagen in erster<br />

Linie in den Aufrüstungsbestrebungen <strong>des</strong> Reiches. Ab 1936 war die<br />

Verwendung von Nichteisenmetallen <strong>im</strong> Bauwesen genehmigungspflichtig,<br />

82 Siehe Tabelle 1.<br />

83 Teut 1967, S. 77.<br />

84 Teut 1967, S. 252. Bei Teut erfolgt an dieser Stelle eine Einteilung in drei Phasen,<br />

jedoch mit einer von der hier vorliegenden Arbeit abweichenden zeitlichen Gliederung.<br />

Die dort als dritte Phase bezeichnete „Vorbereitung <strong>des</strong> sozialen Wohnungsbaus nach<br />

dem Krieg“ soll in Kapitel II. 4 (<strong>Der</strong> Zweite Weltkrieg) erläutert werden.<br />

85 Vgl. Kapitel IV. 6 (Luftwaffenbauwut).<br />

86 Siehe Tabelle 2.

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