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Der Architekt Ferdinand Keilmann im Systemwandel des 20. Jahrh

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DER ZWEITE WELTKRIEG 29<br />

Kurz nach Beginn <strong>des</strong> Zweiten Weltkriegs wurde am 15. November 1939<br />

die Errichtung aller nicht kriegswichtigen Bauten untersagt; die Zahl der<br />

fertiggestellten Wohnungen ging von über 200.000 Wohnungen <strong>im</strong> Jahr<br />

1939 auf etwa 115.000 in 1940 zurück. 90 Diese Maßnahme schnitt von einem<br />

Tag auf den anderen für viele <strong>Architekt</strong>en die Arbeitsmöglichkeiten<br />

ab; zumin<strong>des</strong>t die freischaffenden Büros hatten, sofern sie sich auf Privatbauten<br />

spezialisiert hatten, kaum noch eine Beschäftigungsmöglichkeit. Lediglich<br />

Bauten unter einer Bausumme von 5.000 RM waren von dem Verbot<br />

ausgenommen. 91 Anders war die Lage der Büros, die sich <strong>im</strong> Industrieanlagen-<br />

und zugehörigem Wohnungsbau engagierten. Gerade hier entstand nun<br />

ein Bauboom, da die geplanten Rüstungsbauten schleunigst fertig gestellt<br />

werden sollten. Generell waren Planungen, die <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

Wehrmacht- Rüstungs- und Vierjahresplanbauten 92 erstellt wurden, vom<br />

Neubauverbot ausgenommen. 93 Dies galt ebenso für den Bereich <strong>des</strong> Luftschutzes,<br />

der zwar zuvor schon in Zeitungen propagiert worden war, nun<br />

aber in der baulichen Umsetzung noch stärker berücksichtigt werden mußte.<br />

Mit dem „Erlaß zur Vorbereitung <strong>des</strong> Deutschen Wohnungsbaus nach dem<br />

Kriege“ 94 vom 15. November 1940 kündigte Hitler der Bauwirtschaft an,<br />

daß nach Beendigung der Kampfhandlungen, die mit einer Niederlage Englands<br />

in den nächsten Monaten erwartet wurde, der Wohnungsbau einen<br />

zentralen Schauplatz der staatlichen Anstrengungen darstellen sollte. Die<br />

Aufgaben, die nach dem Krieg <strong>im</strong> Deutschen Reich zu bewältigen seien,<br />

könnten nur durch eine Steigerung der Bevölkerungszahlen ermöglicht werden<br />

und dieses Ziel könne nur erreicht werden, wenn ausreichend Wohnraum<br />

zur Verfügung stünde. 95 In den „Monatsheften für NS-Sozialpolitik“<br />

wurde ausgeführt, daß<br />

„jährlich [...] in Deutschland etwa 300.000 bis 500.000 Kinder ungeboren<br />

(bleiben), weil die Eltern in zu kleinen Wohnungen leben.<br />

700.000 junge Ehen haben eine so kleine Wohnung, daß eine aus-<br />

90 Siehe Tabelle 1; <strong>im</strong> Jahr 1942 halbierte sich die Zahl noch einmal. Es ist zu berücksichtigen,<br />

daß die Kriegsvorbereitungen schon 1938 eine Verringerung der Fertigstellungszahlen<br />

um ein Drittel <strong>im</strong> Vergleich zum Vorjahr verursacht haben.<br />

91 Harlander, Tilmann: Zwischen He<strong>im</strong>stätte und Wohnmaschine. Wohnungsbau und<br />

Wohnungspolitik in der Zeit <strong>des</strong> Nationalsozialismus, Basel 1995, S. 118.<br />

92 Die Vierjahrespläne waren ein Mittel zur Aufrüstung und Erlangung der wirtschaftlichen<br />

Autarkie, zuerst am 9. September 1936 auf dem Nürnberger Reichsparteitag von<br />

Hitler verkündet. Beauftragter <strong>des</strong> Vierjahresplanes wurde Hermann Göring, der 1942<br />

diesen Posten an Albert Speer verlor. <strong>Der</strong> Vierjahresplan hatte zu dieser Zeit unter den<br />

Bedingungen der Kriegswirtschaft seine Bedeutung verloren; siehe Müller 1996, S. 276.<br />

93 Harlander 1995, S. 118.<br />

94 Abgedruckt unter anderem in: Technische und wirtschaftliche Rundschau. Beilage zum<br />

Baumeister, Heft 1 1941, S. 1.<br />

95 Ebd.

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