de-gendering informatischer artefakte: grundlagen einer kritisch ...
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Objekte hervorbringt. Umgekehrt besteht damit die Chance, auf <strong>de</strong>r Ebene von<br />
Konzepten und Grundannahmen <strong>de</strong>r Informatik anzusetzen, um ein De-Gen<strong>de</strong>ring<br />
<strong>informatischer</strong> Technologien und Produkte zu erreichen. Um zu ver<strong>de</strong>utlichen, dass<br />
sich das De-Gen<strong>de</strong>ring nicht nur auf Software- und Informationssysteme, d.h.<br />
Anwendungssysteme bezieht, son<strong>de</strong>rn auch weitere Produkte <strong>informatischer</strong> Tätigkeit<br />
wie Metho<strong>de</strong>n, Konzepte und Grundannahmen, auf <strong>de</strong>nen Anwendungssysteme und<br />
Mo<strong>de</strong>llierungen in <strong>de</strong>r Informatik basieren, betrachtet wer<strong>de</strong>n sollen, spreche ich hier<br />
von „informatischen Artefakten“. Dieser Begriff betont zugleich, dass diese Metho<strong>de</strong>n,<br />
Konzepte und Grundannahmen materiell höchst wirkmächtig sind, d.h. beispielsweise,<br />
dass sie hierarchische Verhältnisse zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern strukturell-symbolisch<br />
stützen können. Mit diesem Konzept möchte ich betonen, dass diese Metho<strong>de</strong>n,<br />
Konzepte und Grundannahmen materiell höchst wirkmächtig sind, d.h. auch, dass sie<br />
Differenzen und Hierarchien zwischen Geschlechtern strukturell-symbolisch beeinflussen<br />
und mitkonstituieren.<br />
Damit bringt das Verständnis <strong>informatischer</strong> Artefakte als Hybridobjekte sowohl<br />
ethische und als auch wissenschaftstheoretische Fragen ins Spiel. In welchem<br />
Verhältnis stehen informatische Beschreibungen und mo<strong>de</strong>llierte „Wirklichkeit“? Was<br />
„tun“ InformatikerInnen? Wie lässt sich ihre Tätigkeit begreifen? Wie können InformatikerInnen<br />
ihren jeweils betrachteten Gegenstand verstehen, darstellen und technisch<br />
gestalten? Wie können sie „verantwortlich“ han<strong>de</strong>ln? Und was können Maßstäbe dafür<br />
sein? Das Vorhaben <strong>einer</strong> feministisch-<strong>kritisch</strong>en Gestaltung <strong>informatischer</strong> Artefakte<br />
schließt in <strong>de</strong>m Sinne, wie ich es anfangs eingeführt hatte, direkt an diese Fragen an.<br />
Es befin<strong>de</strong>t sich daher mitten in <strong>de</strong>n Diskussionen zur „Theorie <strong>de</strong>r Informatik“, die in<br />
Deutschland seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1980er Jahre in <strong>de</strong>m gleichnamigen Arbeitskreis (vgl. Coy<br />
et al. 1992) und auf <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Fachtagungen 2001-2004 13 geführt wor<strong>de</strong>n<br />
sind.<br />
Diese Arbeit ist im Fachgebiet „Informatik und Gesellschaft“ und <strong>de</strong>r Angewandten<br />
Informatik verortet. 14 Sie zieht zur Untersuchung ihrer Fragestellung gleichzeitig<br />
Erkenntnisse <strong>de</strong>r Geschlechterforschung, <strong>de</strong>r sozialwissenschaftlichen Wissenschafts-<br />
und Technikforschung sowie <strong>de</strong>r Wissenschaftstheorie heran. Die Ergebnisse dieser<br />
Arbeit bieten an<strong>de</strong>ren Fachgebieten <strong>de</strong>r Informatik, etwa <strong>de</strong>r Softwaretechnik o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Künstlichen Intelligenz-Forschung, die hauptsächlich ein „Verfügungswissen“ (Mittelstraß<br />
2003) bereithalten, ein „Orientierungswissen“ an. Verfügungswissen ist ein<br />
Wissen um Metho<strong>de</strong>n und Mittel zu vorgegebenen Zwecken. Es beantwortet „Fragen<br />
nach <strong>de</strong>m, was wir tun können, aber nicht Fragen nach <strong>de</strong>m, was wir tun sollen. Also<br />
muss zum positiven Wissen ein handlungsorientieren<strong>de</strong>s Wissen, eben das<br />
Orientierungswissen hinzutreten, das diese Aufgabe übernimmt.“ (ebd., 41). In <strong>de</strong>r<br />
vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit wird eine Orientierung informatischen Han<strong>de</strong>lns an gesellschafts-<br />
und wissenschafts<strong>kritisch</strong>en Ansätzen, Geschlechterforschung und insbeson<strong>de</strong>re<br />
feministischer Theorie vorgeschlagen. Der Ansatz <strong>de</strong>s „De-Gen<strong>de</strong>ring <strong>informatischer</strong><br />
Artefakte“ stellt somit insgesamt ein höchst interdisziplinäres Unternehmen dar, das<br />
primär für die Informatik umfangreiche Übersetzungsarbeit leistet. Im Sinne lebhaft<br />
benutzter „two-way streets“ (Fausto-Sterling 1992, Heinsohn 2006) soll er jedoch auch<br />
13 Vgl. Nake et al. 2001, 2002, 2004.<br />
14 Vgl. etwa Friedrich et al. 1995, das Schwerpunktheft „Informatik und Gesellschaft als aka<strong>de</strong>mische<br />
Disziplin“ <strong>de</strong>r FifF-Kommunikation 4/2001, Fuchs/ Hofkirchner 2003, Kreowski 2008.<br />
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