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de-gendering informatischer artefakte: grundlagen einer kritisch ...

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Die theoretischen Unsicherheiten beginnen jedoch nicht erst bei <strong>de</strong>r Frage nach<br />

<strong>einer</strong> alternativen Gestaltung von Technologie, die sich primär darüber <strong>de</strong>finiert, dass<br />

ihr keine Ungleichheitsstruktur eingeschrieben ist. Vielmehr treten sie bereits bei <strong>de</strong>r<br />

Konzeption <strong>de</strong>s Politischen <strong>de</strong>r Artefakte auf. Winner hatte eine sehr vereinfachte Vorstellung<br />

von Unterdrückung und Diskriminierungstrukturen – eine Sichtweise, die auf<br />

<strong>de</strong>r Basis aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen sowie ihrer Theoretisierung nicht<br />

mehr adäquat erscheint und neu konzeptualisiert wer<strong>de</strong>n muss. Ebenso wie seine<br />

gesellschaftstheoretischen Annahmen ist auch seine Konzeption <strong>de</strong>s Verhältnisses von<br />

Technologien und Gesellschaft zu überarbeiten und auszudifferenzieren. Im verbleiben<strong>de</strong>n<br />

Teil dieses Kapitels wer<strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>r Ungleichheit entlang <strong>de</strong>r Verständnisse<br />

sozialwissenschaftlicher und feministischer Technikforschung diskutiert und im<br />

Anschluss daran wird auf die Kategorie Geschlecht fokussiert, wie sie in <strong>de</strong>r<br />

Geschlechterforschung innerhalb <strong>de</strong>r letzten 30 Jahre konzeptualisiert wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Soweit betrachtet hat sich die <strong>kritisch</strong>e Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Winners Aussagen<br />

über <strong>de</strong>n politischen Charakter von Technologien bereits als produktiv erwiesen, um<br />

die Problemstellung <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>ring und De-Gen<strong>de</strong>ring informationstechnischer Artefakte<br />

zu bearbeiten. Die Fragen <strong>de</strong>r Vergeschlechtlichung und <strong>de</strong>r Politik <strong>de</strong>r Artefakte<br />

wiesen <strong>einer</strong>seits genügend Gemeinsamkeiten auf, um Übertragungen zuzulassen. So<br />

muss ein theoretisch fundierter Ansatz, <strong>de</strong>r die Vergeschlechtlichung von Technologien<br />

beschreiben will, grundlegen<strong>de</strong> Fragen nach <strong>de</strong>r Konzeption <strong>de</strong>s Verhältnisses von<br />

Technik und Gesellschaft, von Mensch und Maschine, nach <strong>de</strong>r Intention und Verantwortung<br />

von TechnologiegestalterInnen für ihre Produkte o<strong>de</strong>r die <strong>de</strong>s methodischen<br />

Zugriffs beantworten, die genuiner Gegenstand <strong>de</strong>r sozialwissenschaftlichen Technikforschung<br />

sind. Dies betrifft nicht nur die Frage nach <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>r Übertragbarkeit,<br />

beispielweise aufgrund qualitativer Unterschie<strong>de</strong> zwischen Stahlkonstruktionen und informatischen<br />

Artefakten, zwischen StadtplanerInnen und InformatikerInnen, o<strong>de</strong>r das<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergrund aktueller Gesellschaftstheorien reduzierte Verständnis von Ungleichheit.<br />

Vielmehr greift Winners Plädoyer auch aus Sicht <strong>de</strong>r sozialwissenschaftlichen<br />

Technikforschung an einigen Stellen zu kurz. Die Argumente, die sein Aufsatz in<br />

<strong>de</strong>n Debatten <strong>de</strong>r sozialwissenschaftlichen Technikforschung <strong>de</strong>r letzten 25 Jahre darlegt,<br />

geben wertvolle Hinweise darauf, worin Fehlschlüsse auf theoretischer Ebene<br />

sowie systematische Verkürzungen liegen, die auf ein (noch zu entwickeln<strong>de</strong>s) Verständnis<br />

<strong>de</strong>r Vergeschlechtlichung von Artefakten ebenso zutreffen könnten. Sie sprechen<br />

damit Warnungen für eine feministische Analyse <strong>de</strong>r Vergeschlechtlichung von<br />

Technologien aus. Deshalb soll diesen Argumentationen hier Raum gegeben wer<strong>de</strong>n,<br />

um für das Anliegen <strong>de</strong>r Geschlechterforschung in <strong>de</strong>r Informatik – positiv wie negativ<br />

– von <strong>de</strong>n Entwicklungen im Feld <strong>de</strong>r sozialwissenschaftlichen Technikforschung<br />

lernen zu können.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n möchte ich anhand <strong>de</strong>r Rezeption <strong>de</strong>s Brückenbeispiels in <strong>de</strong>r sozialwissenschaftlichen<br />

Technikforschung und <strong>de</strong>r daran anschließen<strong>de</strong>n Theorieentwicklung<br />

herausarbeiten, wie sich das Gen<strong>de</strong>ring informationstechnischer Artefakte<br />

theoretisch fassen lässt. Ziel ist es, eine allgemeine Konzeption <strong>de</strong>s Gen<strong>de</strong>ring technischer<br />

Artefakte zu entwickeln, die auf eine feministische Technikgestaltung hinführt<br />

und dabei we<strong>de</strong>r in dieselben theoretischen Fallstricke hineinstolpert, in <strong>de</strong>nen sich<br />

Protagonisten wie Winner o<strong>de</strong>r seine Gegenspieler bereits verwickelt hatten, noch <strong>de</strong>n<br />

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