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KoBo - Gemeinde Bonstetten

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<strong>KoBo</strong> KircheDer Geist der sechziger JahreAltpfarrer Werner Blum undAltsigrist Walter Aeberli schwelgenin Erinnerungen.Von Martin KnitschBeim äusserst gut besuchten «Podiumunterm Glockenturm» am 17. März –gegen 70 Zuhörerinnen und Zuhörerhaben sich zu diesem Anlass eingefunden– wurde im Chilesaal für gut zweiStunden der Geist der sechziger Jahrewieder wach: Altpfarrer Werner Blumund Altsigrist Walter Aeberli erzähltenGeschichten aus der guten alten Zeit in<strong>Bonstetten</strong>.Pfarrer Blum war im Jahr 1962 nach<strong>Bonstetten</strong> gekommen; es war dies seineerste Stelle nach dem Studium. Im selbenJahr begann Walter Aeberli seinenDienst als Sigrist. Nach eigenem Bekundengab es zwischen den beiden niemalsStreit, und das lag u. a. auch an der striktdurchgezogenen Aufgabenteilung: DerSigrist hat nie gepredigt und der Pfarrerhat nie geläutet – ausser einmal, nach gewonnenerAbstimmung gegen das Kläranlage-Projektdes damaligen <strong>Gemeinde</strong>präsidentenMax Huber, als sie den Sieggebührend feierten. Auf dem Heimweghat er es nicht lassen können und hatzusammen mit Kollegen eine oder zweiGlocken für kurze Zeit in Betrieb gesetzt.Pfarrer Blum erinnerte sich auch daran,wie er in jenen Jahren die Erwachsenenbildungins Leben gerufen und dieJugendarbeit vorangetrieben hat. Der Religionsunterrichtan der Oberstufe undder Konfirmandenunterricht, den er wohlauch ganz anders anging als sein um vieleJahre älterer Vorgänger, haben ihm damalsviel Freude bereitet.Altpfarrer Werner Blum und Altsigrist Walter Aeberli. (Bild: Martin Knitsch)Ein Ex-Konfirmand gestand an diesemAbend, ca. 45 Jahre nach seiner Schandtat,wie er sich damals für eine aus seinerSicht zu Unrecht erhaltene Ohrfeigeböse am Sigristen gerächt hat – Letztererkonnte sich nur noch dunkel an den Vorfallerinnern, aber der Konfirmand schiennach seiner Beichte erleichtert. Eine weitereKonfirmandin, extra aus der Kantonshauptstadtangereist, gestand PfarrerBlum, dass er damals bei den jungen Damensehr, sehr beliebt war und befragteihn nach den Gründen seines Weggangsaus <strong>Bonstetten</strong>. Neben persönlichenGründen führte dieser auch an, dass ersich durch das Pfarramt, das ihm zwar einerseitseine grosse Freiheit in der Arbeitgelassen habe, auch sehr eingeschränktfühlte; als Beispiel gab er an, dass er beider Geburt eines seiner Kinder nicht dabeisein konnte, weil er zur gleichen Zeiteine Beerdigung hatte. Der Weggangvon <strong>Bonstetten</strong> war ihm und seiner Fraunicht leicht gefallen, denn beide warenhier sehr wohlwollend und herzlich aufgenommenworden, wie auch seine Fraubestätigte. Die Tätigkeit in Erlenbach hater dann auch «einschränkender» empfundenals im theologisch offenen <strong>Bonstetten</strong>,was dazu führte, dass er nicht langein Erlenbach als Pfarrer tätig war.In mancherlei Hinsicht hat sich dieZeit – verglichen mit vor 45 Jahren –massiv verändert: Die damals üblichenKörperstrafen wie Kopfnüsse zur Züchtigungder Konfirmanden sind heute genauso undenkbar wie die getrennte Sitzordnungfür Frauen und Männer in derKirche.Intensiv wurde auch an die Leichenzügeerinnert, die in jener Zeit noch üblichwaren, dann aber bald abgeschafft wur-den. Ein Zuhörer gab die Anekdote zumBesten, wie er als kleiner Bub bei einemsolchen Leichenzug von einem Passantengefragt wurde, wer denn gestorben sei,und er stolz zur Antwort gab: «Der Vorderste!»Bemerkenswert war auch derUmstand, dass der Sarg bei der Abdankungstets vor der Kirche stehen blieb;die theologische Idee dahinter nach Pfr.Blum: «Die Beute des Todes soll nicht imMittelpunkt der Besinnung stehen.»Mit ihrem lockeren Gespräch und ihrenheiteren Zwischenbemerkungen, diemanchen Zuhörer zu einem ebenfalls ofthumoristischen Einwurf veranlasste, vermitteltenuns Walter Aeberli und WernerBlum ein äusserst spannendes Bild jenerZeit, die durch einige mitgebrachte historischeBilder vor den Augen der Zuhörerinnenund Zuhörer wieder lebendigwurde.In seinem Schlusswort zeigte PfarrerBlum sich sichtlich bewegt über dieAnzahl der Teilnehmenden, die WalterAeberli und er selbst nach all den Jahrennoch mobilisieren konnten.Ein herzliches Dankeschön geht vonden Organisatoren des Podiums untermGlockenturm an die beiden Herren fürihre Bereitschaft, ihre Erinnerungen aneine bewegte Zeit mit uns zu teilen, dieuns so einen Blick auf das Dorfleben imalten <strong>Bonstetten</strong> ermöglicht zu haben!6 <strong>KoBo</strong> 03/10

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