20 000 Soldaten kämpfen gegen die Fluten - Foeg.de

60 Die Bundeswehr Juli 2013NachrufGedanken an einen Marine-Pionier zu Landeohne Arbeitsmöglichkeiten zu setzen. Hardy sahdas anders: Er wollte tatsächlich Beteiligungsrechteausüben.Er begehrte die Ausstattung seines Gremiumsmit juristischen Arbeitsmitteln. Manbeschied ihn, für seine 40 Mitglieder sei 1 Exemplardes ministeriellen „Referentenkommentars“völlig ausreichend. Außerdem dürfe er nur mitdienstlich beschafften Arbeitsmitteln arbeitenund dürfe laut Soldatengesetz keine GeschenkeDritter annehmen. Aber Hardy wusste sich zuhelfen: Er ließ sich keine Bücher schenken, sondern„lieh“ sie sich bei seinem freundlichenBerufsverband aus. Es fand sich niemand, der eswagte, den GVPA-Mitgliedern die Leihgabenwieder abzunehmen.Bei Sitzungen und Veranstaltungen machteer vor, dass es möglich ist, Obersten und Generalenzu widersprechen, wenn sie Dinge fehlerhaftdarstellen, ohne dass gleich die Feldjägerkommen. Die Unteroffiziere und Mannschaftenzogen erst die Köpfe ein, aber dann lernten sieschnell.So schaffte es der für unpolitisch und pflegeleichtgehaltene Troupier binnen drei Jahren, denMinister und das Parlament davon zu überzeugen,dass das SBG von 1991 nur ein zaghafterund halbherziger Anfang gewesen war. Und dassmehr Beteiligung für Soldaten nicht nur möglichwar, sondern dass die Soldaten der Bundeswehrdieses Zeichen des Vertrauens durch den Gesetzgeberauch verdient hatten. Käpt’n Hardy befuhrBundesverteidigungsminister Volker Rüheund Fregattenkapitän Reinhard K. Gehlhaar.Vor einigen Wochen erreichte uns dieNachricht, das FKpt a.D. Reinhard K.Gehlhaar am 7. Mai nach schweremKampf einer unheilbaren Krankheit erlegen ist.Seinen letzten Kampf focht er mit derselbengelassenen Besonnenheit, mit der im aktivenDienst auch stets zu Werke ging. Wir verliereneinen Kameraden, der zeitlebens lieber für andereKameraden in den Ring stieg als für sichselbst.„Hardy“ Gehlhaar wurde am 13. Oktober1941 als Kriegskind geboren. Anfang der 1960erJahre trat er mitten im „kalten Krieg“ in die Bundesmarineein. Seit Februar 1967 gehörte er demDBwV an. Er durchlief eine „normale“ Laufbahnals Offizier des Truppendienstes bis zumDienstgrad des Fregattenkapitäns.Ganz unverhofft verlief sich Gehlhaar dann1992 in das Licht der politischen Öffentlichkeit.Er war Vertrauensperson der Offiziere im Stabder damaligen Zerstörerflottille. Dann wurde dieWahl des ersten Gesamtvertrauenspersonenausschusses(GVPA) ausgeschrieben.Dieses Wortungetüm hatte der damalige VerteidigungsministerStoltenberg widerwillig indas 1991 erlassene „Soldatenbeteiligungsgesetz“schreiben lassen. Die geistigen Urheberversprachen sich davon, politisch dem „Treiben“des Deutschen BundeswehrVerbandes in denPersonalvertretungen bis hin zum HauptpersonalratBMVg das gesunde Volksempfinden derTruppe entgegen setzen zu können. Die GVPA-Mitglieder sollten alle drei Monate staunendüber die Hardthöhe laufen, und dann in ihreKasernen zurück kehren und ihren Kameradenvon der Weisheit des Ministeriums künden.Als ein Sprecher des GVPA gesucht wurde,war Gehlhaar derjenige, der sich traute, das völligneue Amt zu übernehmen. Unter „Geschäftsführung“des GVPA verstand das Ministerium,ihn in ein karges Büro mit einem Telefon und