WaKo Wahrnehmung und Kommunikation - Michael Giesecke
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Menschen erfassen. Sie sind gespeist aus seinem Triebreservoir. Sie charakterisieren<br />
die jeweils ganz spezifische persönliche Subjektivität des von ihnen ergriffenen<br />
Menschen. Sie drehen sich um Lust oder Unlust, sie sind mit Zeichen körperlicher<br />
Erregung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> folgen nicht der Sequenz ‚Spannung <strong>und</strong> Entspannung’,<br />
sondern sind durch eine anhaltende Spannung gekennzeichnet. Descartes nannte<br />
sie ‚Lebensgeister’ <strong>und</strong> David Hume ‚Triebkräfte unserer Assoziationen, Gr<strong>und</strong>lage<br />
aller Vernunftgründe’. Sie stehen immer in Beziehung zu Menschen, sind also zwischenmenschliche<br />
Phänomene. Sie sind Bewegung, die etwas ausdrückt. Leidenschaften<br />
dienen der Verwirklichung unseres Daseins, sie erfüllen uns mit Leben, sie<br />
geben unserem Leben einen Sinn. Leidenschaften verändern uns <strong>und</strong> unsere Umgebung,<br />
sie führen, wie Jean Paul Sartre in seinem Entwurf zu einer Theorie der<br />
Emotion sagt, im Handeln zu einer ‚spontanen Umformung der Welt’. Leidenschaftlich<br />
leben heißt: seine Arbeit mit Begeisterung, mit Enthusiasmus tun, auf den anderen<br />
zugehen, auf ihn ein gehen, sich in ihn einfühlen, sich in Beziehungen einlassen,<br />
sich nicht scheuen, einmal aus gewohnten Bahnen auszubrechen, sich engagieren,<br />
sich mit Leib <strong>und</strong> Seele einsetzen. Leidenschaftlich sein heißt: eine Idee leidenschaftlich<br />
verfechten, sei sie politischer, wissenschaftlicher oder künstlerischer Art;<br />
dazu stehen, wenn andere auch dagegen sind <strong>und</strong> mir aus meinem Verhalten<br />
Nachteile erwachsen.“<br />
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