WaKo Wahrnehmung und Kommunikation - Michael Giesecke
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Abb. 2: Triadisches Modells von Informationsprozessen<br />
Ontologische Typologie: Selektion von Daten, Konstruktion von Modellen, Bewertung<br />
Wenn wir die <strong>Wahrnehmung</strong> unter einem formalen informationstheoretischen<br />
Gesichtspunkt beschreiben wollen lassen sich mindestens 3 Komponenten<br />
auseinanderhalten:<br />
a) <strong>Wahrnehmung</strong> als selektive Informationsaufnahme/Datengewinn (In-Put;<br />
‚Erleben’, ‚Erleiden’) Selektion als Unterscheidung zwischen informativen Merkmalen<br />
fokussiert (Manifestes) <strong>und</strong> schafft dadurch latente Strukturen, erkennt <strong>und</strong> verdrängt<br />
in den Hintergr<strong>und</strong>. (Vgl. die Figur-Hintergr<strong>und</strong>-Experimente der Gestaltpsychologie!)<br />
Die Ambivalenz der <strong>Wahrnehmung</strong> liegt darin, daß sie nicht nur Informationen liefert,<br />
sondern zugleich auch andere Informationen verdrängt. Die so gewonnenen basalen<br />
Informationen nennen wir ‚Daten’.<br />
b) <strong>Wahrnehmung</strong> als konstruktive, programmgesteuerte Informationsverarbeitung<br />
(Verhalten, ‚Handeln’). Jede Selektion fügt hinzu, schafft Gestalten, setzt informative<br />
Merkmale zu Mustern zusammen! (Gestaltschließungszwang versus Abbildtheorie)<br />
In Zweifelsfällen können die Programme unklare <strong>Wahrnehmung</strong>en (z. B.<br />
Täuschungen) korrigieren. Es entstehen Texte, Begriffe Bilder, kurz synthetische<br />
Konstruktionen. Dies ist die Gr<strong>und</strong>überzeugung aller konstruktivistischen<br />
Erkenntnistheorien.<br />
c) <strong>Wahrnehmung</strong> ist bewertend, wertegesteuert. Sowohl die Selektions- als auch die<br />
Gestaltschließungskriterien sind Teil von biographischen, professionellen <strong>und</strong><br />
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