RELIGION UND GESELLSCHAFTachten die Situation genau. Und wirwerden öffentliche Kritik anmelden,sollte die Lage besorgniserregendsein.“ Zwar lasse sich keine Regierungauf der Welt gern kritisieren.Jeder sei auf sein Ansehen bedacht.Letztlich hoffe er, dass durch persönlicheGespräche die Hemmschwellesteige, Christen schlecht zu behandeln.Kauder tritt dafür ein, dassMuslime in Deutschland Moscheenerrichten können. Zugleich erwarteter, dass auch Christen in der Türkei,in Indonesien und Malaysia Kirchenbauen können: „Die Religionsfreiheitdarf in der Türkei nicht nur auf demPapier stehen.“Christen haben weltweit am stärkstenunter Bedrängnis und Verfolgungzu leiden. Doch diese erschreckendeTatsache ist durch die Medien inDeutschland, von den Kirchen, aberauch in der deutschen Öffentlichkeitlange nicht wirklich wahrgenommenworden. Volker Kauder jedenfallsneigt beim Thema Religionsfreiheitnicht zu einfachen Parolen, sondernsetzt sich für ein differenziertes Den-Der Katholische Deutsche Frauenbund(KDFB) und die KatholischeFrauengemeinschaft Deutschlands(KFD) stellten ihr Projekt der Rentengerechtigkeitvor. Innerhalb kürzesterZeit sei es durch die verschiedenenAktionen gelungen, über 200.000Unterschriften zu sammeln für einegerechtere Rentenpolitik gegenüberFrauen, die vor 1992 Mütter wurden.Die Katholische Arbeitnehmer-Bekenein. Das zeigt auch das Buch„Verfolgte Christen. Einsatz für Religionsfreiheit“,das der Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit eigenenund Beiträgen anderer Fachautorenherausgegeben hat. Volker Kauderhat Thema Christenverfolgung zu einemvielbeachteten Thema in derdeutschen Tagespolitik gemacht. Damitliegt der Unionspolitiker auf einerLinie mit gleichgesinnten Politikernim Europäischen Parlamentwie Martin Kastler oder auch BerndPosselt. ❏Tag der VerbändeDie Deutsche Bischofskonferenzhatte am 29. Mai 2013 in Frankfurtam Main Vertreter der katholischenPersonalverbände zum Gesprächeingeladen. Das Treffen standunter dem Motto: „Die Sendung derVerbände aus Taufe und Charisma“.Gemeinsam wollte man darüber insGespräch kommen, welches der besondereAnteil der Personalverbändean der Sendung der Kirche seiund welchen spezifischen missionarischenBeitrag sie zur Neu-Evangelisierungund auch zur Weiterentwicklungder pastoralen Räumein Deutschland erbringen könnten,wie es der Vorsitzende der Bischofskonferenz,Erzbischof Dr. RobertZollitsch in seiner Begrüßung ausführte.Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaftder katholischen OrganisationenDeutschlands (AGKOD)Georg Hupfauer betonte die Brückenfunktionder Verbände. Die Mitgliedergäben im konkreten HandelnZeugnis von ihrem Glauben, der immerpersönlich sei, aber nie privat,Zeugnis von der Botschaft Jesu Christivon sozialer Gerechtigkeit und fürein gutes Leben. Die Nähe der Verbändezu den Menschen sei der entscheidendePunkte führte Hupfauerweiter aus und kündigte die praktischenBeispiele aus den Verbändenan.Schaufenster der KircheVON BERTRAM BASTIANErzbischof Dr. Robert Zollitsch, Vorsitzender derdeutschen Bischofskonferenz. Foto: ullsteinbild BPAwegung Deutschlands(KAB) brachte ihr Projektdes Treffens imlokalen Rahmen vonPflegedienstleitern zurSprache. Bei diesentreffen werde Erfahrungenausgetauscht und sowertvolle Informationengeteilt und eine Verbesserungder Pflegedienstleistungerreicht.Kolping stellte für denBereich der Jugendarbeitund der Jugendbildungdie Kampagne„Abschluss“ vor, dieüber vier Jahre angelegt,jungen Menschendurch Erlangen einesBerufsabschlusses einebessere Zukunft gebensoll. Der Bund der deutschenkatholischen Jugend(BDKJ) stellte diespirituelle Dimension der Jugendverbändein der Aktion „aufgekreuzt“dar und gab so ein Beispiel, dass dieBotschaft Christi mehr als ein Themasei, sondern ein handfestes Programm.Nach dem Mittagsimbiss gab BischofDr. Karl-Heinz Wiesemann, derVorsitzende der Jugendkommission,ein Statement zur Jugendarbeit ab.Ausgehend von der Sinusstudie „wie22 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013
RELIGION UND GESELLSCHAFTticken Jugendliche“ von 2012, stellteer fest, dass die Jugendverbändeeine starke und vitale Seite der kirchlichenJugendpastorale sei. Notwendigsei eine Vertiefung und Vernetzungaller Kräfte der Jugendpastoral.Dabei dürfe die Zusammenarbeit mitkirchlichen Bewegungen und geistlichen<strong>Gemeinschaft</strong>en nicht außerAcht gelassen werden. Die Sensibilitätfür Armut müsse wachsen, forderteBischof Wiesemann zum Abschlussseiner Ausführungen.Der Vorsitzende der Kommissionfür Ehe und Familie Bischof Dr.Franz-Peter Tebartz-van Elst schlosssich mit seinem Statement an. Darinermutigte er die Verbände, denWert der Ehe zu fördern. Eine besondereAufgabe sei es, die Ehe auchgegen so manche Zeitströmung alszukunftsfähiges und zukunftseröffnendesLebensmodell stark zu machen,sagte der Bischof. WeihbischofDr. Bernhard Haßlberger (Münchenund Freising), Mitglied der Kommissionfür gesellschaftliche und sozialeFragen, lenkte den Blick auf das Zusammenwirkenvon Verbänden undPfarreien. Gerade in der Zeit, in derdie Pfarrgemeinden größer werden,brauche der Glaube ein Gesicht, führteder Weihbischof aus. Es müsse abersichergestellt sein, dass die Spiritualitätnicht zu kurz käme.In Tischgesprächen wurden dieThemen immer wieder aufgearbeitetund diskutiert. Als die Tischgruppenversuchten, ein kurzes, prägnantesSchlagwort für die Aufgabe der Verbändezu finden, wurde ein Zitat vonAdolf Kolping erweitert: „Die Nöteder Zeit werden Euch zeigen, was zutun ist und wer ihr seid“.Im Schlusswort des Vorsitzendender AGKOD Hupfauer, betonte dieser,dass die Verbände mit ihren Mitgliedernder Kirche ein Gesicht gäben.Die Verbände sollten sich unbedingtan der Politik beteiligen, um sodas katholische Gedankengut besserzur Geltung zu bringen. Er bedanktesich beim Vorsitzenden der DeutschenBischofskonferenz Zollitschfür die den Verbänden entgegengebrachteWertschätzung, die diesesTreffen zeige.Bischof Franz-Josef Bode begrüßtein seinem Schlusswort, dass andiesem Tag auch die kleineren Verbändezu Wort gekommen seien. Esgelte, die theologische Verortung derVerbände zu erweitern aus dem II.Vaticanum heraus und erinnerte andas gemeinsame Priestertum aus LumenGentium. Verbände seien näheran der Gesellschaft und deshalb geeignet,um Räume des Zuhörens unddes miteinander-Redens zu sein. ❏Salzburger Hochschulwochen 2013Gefährliches WissenErzbischof Dr. Alois Kothgasser eröffnet die HochschulwochenVON BERTRAM BASTIANZu Beginn der Berichterstattung über die Salzburger Hochschulwochen stellt die Redaktion die Eröffnungsrededes Salzburger Erzbischofs, Dr. Alois Kothgasser (SDB), der letztes Jahr seinen Rücktritt aus Altersgründenangeboten hatte. Der Erzbischof leitet das Erzbistum weiter, bis die Entscheidung über seinen Nachfolgergetroffen wird. Der Eröffnungsrede des Erzbischofs wird der Bericht über die Vorlesung der TheologieprofessorinDr. Johanna Rahner folgen. Weitere Berichte über diese Veranstaltung werden im nächsten AUFTRAG stehen.Die Katholische Akademikerarbeit Deutschlands, zu der auch die GKS gehört, hat den Schwerpunkt ihrerArbeit in den Salzburger Hochschulwochen.Dieses Jahr hat die Kirche überrascht:mit dem Rücktritt BenediktXVI., mit der Wahl Jorge MarioBergoglios zum Papst. Diese Wahlstellt in mancher Hinsicht eine Grenzüberschreitungdar. Ein Lateinamerikaner.Ein Jesuit. Der erste Papst,der den Namen Franziskus trägt. Wieden Poverello aus Assisi zieht es ihnzu den Menschen. Er bewegt sich wegaus dem Zentrum und lenkt den Blickder Kirche auf die Peripherien. Vonihnen hatte der Kardinal Bergoglio aufdem Vorkonklave gesprochen, als erein theologisches Programm für dasnächste Pontifikat umriss. Der Papst„vom anderen Ende der Welt“ hateinschlägige Erfahrungen mit kirchlichenGrenzbereichen. Die pastoralenRäume, in denen sich der „Kardinalder Armen“ bewegte, sind vomLeben mit marginalisierten Menschenbestimmt. In Randzonen gesellschaftlicherZustimmung und postmodernerLebenswirklichkeiten findet sich diekatholische Kirche selbst versetzt. Vorallem das ehemalige europäische Kirchenzentrumscheint peripher zu werden.Da gibt es Verlusterfahrungen.Aber nicht die Wiederherstellungalter Machtstrukturen interessiert denPapst. Macht ist selbstbezüglich, aufErhalt gepolt. Franziskus setzt stattdessenauf eine Kirche der Selbstüberschreitung,die sich aus den Zentrender Macht an die Grenzzonen erlittenerOhnmacht wagt. An den Rändernwird die alte Kirche jung, weilsie dort die Menschen erreicht. Weilsie dort den Auftrag des Evangeliumseinlöst: für die Menschen in ihren Nötenda zu sein.Auf dem Vorkonklave hat derPapst dafür deutliche Worte gefunden:„Die Kirche ist berufen, aus sichselbst herauszutreten und zu den Rändernzu gehen, nicht allein in einemgeographischen Sinn, sondern zu denAUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 201323