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auftrag 291 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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RELIGION UND GESELLSCHAFTder Welt“ habe die Kirche den Standpunktder gnostischen Elite verlassenund sich zunehmend in den Dienstder Welt gestellt. Statt allzu großeAnpassung habe man stets versucht„Sauerteig“ in dieser Welt zu sein undfür positive Veränderung Sorge getragen.Rahner bezeichnete diese Phaseals Sieg des wissens der Kirche überdie Visionen der Philosophen. Diesebreite Entwicklung habe aber zurAusbildung einer doppelten Ordnunggeführt, so Rahner weiter. Auf der einenSeite die Kleriker mit dem dortgehüteten Sonderwisse, auf der anderenSeite die Laien (ignotes) als Nichtwissenden.Somit sei eine Konkurrenzentstanden zwischen den Herrschendender Welt (Monarchen) und dieklerikale Herrschaft, diese aber mitdem „wahren Wissen“ versehen. DieFolge dieser Konkurrenz sei die Säkularisationgewesen, erklärte Rahnerden Zuhörern. Als Reaktion auf dieseVerweltlichung habe sich die Kircheaus der Welt zurückgezogen, was sichin den zahllosen Ordensgründungengezeigt habe: folgend Jesu Christi,losgelöst von dieser Welt, nur an denRändern der Gesellschaft wahrnehmbar,habe das Wissen der Kirche hiernoch volle Wirkung gezeigt, so Rahnerweiter. Durch das sich herausbildendeinstituionskritische Wissen sei letztendlichdie Reformation entstandenführte die Rednerin weiter aus. DieHinwendung zur Welt habe aber auchzu einer „Profanisierung“ geführt, diedann später zu einer Übersteigerungdes eigenen Denkens führte und imBarock endete. Dieser Entwicklunghabe die Aufklärung ein Ende gesetzt,es kristallisierte sich ein Denken nebender Kirche heraus, nicht in derKirche. Die Erkenntnis habe gelautet,dass die Welt funktioniere auch ohnedas Wissen um Gott, sagte Prof.‘inRahner. Die Sprache der Kirche seidaraufhin defensiv geworden, führtedie Rednerin aus, nicht mehr progressivfordernd, gab es Erretung nurnoch in der Kirche. Fast sei es eineRückkehr zum gnostischen Weltbildgeworden. Die Kirche heute habe abermit dem II. Vaticanum die Rückkehrin die Wirklichkeit gefunden, in demdie Kirche den Zweck nicht mehr insich selbst sehe, sondern in dem Heilder anderen. Der Dienst der Kirchesei zum Dienst an der Welt geworden.AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013Professorin Dr. Johanna Rahner(Foto Sulzer)Ein neues Verkündigungserlebnis seizum gefährlichen Wissen für die Kirchegeworden: die Gnade sei ein GeschenkGottes, d.h. immer vorhandenund existent und nicht an Sakramentegebunden! So verlasse das Wissenum das Heil die Kirche, erläuterteRahner. Dieses Wissen sei existenzgefährdendfür die Kirche. Die Kircheselbst könne heute nicht wirken undmissionieren, wenn die Kirche nichtder Welt zuhöre, auf sie zugehe, umdann mit der Sprache der Welt dieseWelt anzusprechen, beendete die Rednerinden ersten Teil ihres Vortrages.Den Vortrag am Dienstag, den30.07. widmete Prof.‘in RahnerKonkretionen2, die sie unter dieÜberschriften stellte:– Entmächtigung und Aufklärung– Entfristung und Universalisierung– Befreit, um anfangen zu können– Gefährliche Erinnerungen undVollendung.Entmächtigungund AufklärungEin Monotheismus, der nurschwarz/weiß male, führe letztendlichzur Gewalt, da diejenigen, die nichtim Besitz der reinen Lehre sind, ausgegrenztwerden und sich somit radikalisieren.Die Theologie antworte auf2 Konkretionen im Sinne vonVergegenständlichung (Duden)diesen Fall, dass Heil und Herrschaftnicht identisch seien, führte Rahneraus. Damit ist aber vorgegeben, dasseine Heilssuche nur sensibel vorgehenkönne, da sie ja die Herrschaft,die nicht unbedingt wahr sein müsse,störe. Eine solche Erfahrung habejede Religion in jeglichem totelitäremStaatswesen gemacht. Wenn aber dieHerrschenden nicht die Heilsbringerseien, müssten sie entmächtigt werden,zumindest in der Hinsicht desHeils. Die Kultur des ganz anderenGottes, der sich unverwechselbar imDornbusch zeigte, ergebe eine Religionum sich selber willen. Gotteserfahrungseine gleichwohl gemachtworden, wie der Exodus aus Ägyptenzeige. Somit werde mit der Suche nachdem Heil nicht mehr ein personalisierbarerHerrscher verbunden, sonderndie Gotteserfahrung fülle dieseLeerstelle aus.Entfristung undUniversalisierungNachdem das menschliche Lebenbefristet ist, sei es grade in der Politikbeliebt, mit Endzeitstimmung Meinungenzu beeinflussen. Durch diepolitische Reaktion auf apokalyptischeÄngste werde manches erklärtund und gemacht, was in „normalen“Zeiten kontraproduktiv der Religionwäre: man male wieder in schwarz/weiß. Was früher nur latent als Tiefenströmungvorhanden gewesen sei, wirdjetzt wieder hervorgeholt, man grenzeAndersdenkende aus und propagiert,man wäre im Besitz der allein seligmachendenWahrheit. Deutlich würdediese Denkhaltung im vermehrtenGebrauch des Wortes „alternativlos“.Grundlage des theologischen Denkenssollte aber der Punkt der erfüllten Zeitsein, was bedeute eine Änderung (zumBesseren) sei ohne Weiteres möglich.Man nehem sich Zeit, um diese Änderungendurchzuführen, somit seider theologische Ansatz nicht: „dasEnde ist nah“ sondern „die Zeit isterfüllt“. Die Geschichte der Religionist Heilsgeschichte, beginnend mitder Übergabe seiner Schöpfung anden von ihm geschaffenen Menschen.Zur Bewahrung, aber auch zur Änderung:domine terram sei nicht Gewaltherrschaftüber die Schöpfung, sondernÜbernahme von Verantwortungfür dieselbe! Ebenso sei der Auszug25

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