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auftrag 291 - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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RELIGION UND GESELLSCHAFTexistenziellen Rändern: denen desMysteriums der Sünde, des Schmerzes,der Ungerechtigkeit, der Ignoranz,des Lebens ohne Religion – bisan die Grenzen des Denkens und allenElends.“„Bis an die Grenzen des Denkens“:auch das gehört zum Auftragder Kirche. Kirche muss sich auf dasWissen ihrer Zeit einstellen, auf ihreHerausforderungen, ihre Risiken.Wissen ist gefährlich – die Kirche darfdem nicht ausweichen. Das verlangtdie Bereitschaft, im Kontakt mit derWelt auch nach den eigenen kirchlichenPlausibilitäten zu fragen. Kirchedarf nicht um sich selbst kreisen. Esgibt eine Eigendynamik kirchlicherInstitutionen, es gibt eine kirchlicheSelbstbezüglichkeit. Das macht Kirchekrank.In seiner Rede auf dem Vorkonklavespielte Kardinal Bergoglio aufeine Geschichte aus dem Lukasevangeliuman. Jesus trifft in der Synagogeeine Frau, deren Rücken verkrümmtist (Lk 13,10-27). „Sie konntenicht mehr aufrecht gehen.“ Jesusnimmt sie in ihrer Existenznot wahr.Er spricht sie an, er berührt sie. Dasgeht wie ein Ruck des Lebens durchdiese Frau. Die Lebensmacht Gottes,die sich ihr in Jesus zuwendet, richtetsie auf. Mit dieser Frau identifiziertBergoglio die Kirche. Die Konsequenzist aufregend: Auch die Kirche mussden aufrechten Gang neu lernen. InErzbischof Dr. Alois Kothgasser(Foto Sulzer)sich selbst verkrümmt, findet sie nichtzu den gebeugten Menschen ihrerZeit. Den Treibsatz dieses Gedankenszündet ein weiterer Vergleich.Jesus steht vor der Tür der Kircheund klopft an. Dieses Bild strapaziertBergoglio nun bis an die Grenze deskirchlich Vorstellbaren. „Ich denkean die Zeiten, in denen Jesus von innenanklopft, sodass wir ihn herauslassensollen. Die selbstbezüglicheKirche hält Jesus Christus in ihr undlässt ihn nicht heraus.“Die Kirche – ein Gefängnis Jesu?Ein gefährliches Bild, das sich zwischenden Zeilen entwickelt. Derkünftige Papst redet der Kirche insGewissen: Lasst Jesus Christus zuden Menschen! Das führt an die Ränderdes Lebens, hinaus zu den Ausgegrenzten,Vergessenen, Übersehenen.Ihnen gilt die AufmerksamkeitJesu. Sie richtet er auf. Das sprengtdie Grenzen einer Kirche, die sich inihren eigenen institutionellen Rahmeneinsperrt. In ihre Gesetze. InRituale des Selbstverständlichen. Indas, was Bergoglio „theologischenNarzissmus“ nennt.Hier setzt sich ein Wissen vonder Kirche durch, das etwas Gefährlichesbeinhaltet. Es verlangt nämlich,den Ort der Kirche und ihre Praxiszu überprüfen. Auf dieser Grundlagekann sich die Kirche den Herausforderungenihrer Zeit stellen und neu zuden Menschen finden. Papst Franziskuslebt dies auf eine beeindruckendeWeise vor. Die SHW im Jahr 2013 bewegtsich mit ihrem Thema „GefährlichesWissen“ auf dieser Linie. ❏Salzburger HochschulwochenWährend der diesjährigen SalzburgerHochschulwochen vom29.Juli bis 4.August hielt ProfessorinDr. Johanna Rahner1 die Vorlesungüberdas gefährliche Wissen derKirche(n). Zu Beginn ihrer Ausführungenam Montag, den 29.07. mach-1 Prof. Dr. Johanna Rahner, geb. 1962 inBaden-Baden, Studium der katholischenTheologie und Biologie in Freiburg/Breisgau. 1997 Promotion, habilitiertesich 2003 an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster für dieFächer Fundamentaltheologie undÖkumene. Zurzeit Professorin für SystematischeTheologie an der UniversitätKasselDas gefährliche Wissen der Kirche(n)VON BERTRAM BASTIANte sie deutlich, dass es hier nicht umEffekthascherei wie bei neuesten Romanengehe, sondern um die eigentlicheKirchengeschichte. Die erstenkleinen Gemeinden seien in der Tat„geheimbündlerisch“ gewesen, führteProf.‘in Rahner aus, schließlichsei diese Glaubensgemeinschaft janicht mit offenen Armen empfangenworden, sondern unterlag in der erstenZeit einer Verfolgung. Somit seies nicht verwunderlich gewesen,dasssich ein „Eliteverhalten“ herausgebildethätte, welches auf dem einzigwahren Wissen um die GeschichteJesu Christi beruht hätte. Ein solchesWissen sei immer dann gefährlich gewesen,führte Rahner aus, wenn dieKirche (mit ihrem Wissen) systemkritischgewesen sei. Beispiel dafür seidie frühe Christenverfolgung gewesen:zuerst bekämpft ging die Kirchein den Untergrund, nach der „Wende“wurde der christliche Glaube Staatsreligionund damit zum Systemstützerunter der Prämisse, sich anzupassen.Grundsätzlich habe in der Früzeit derKirche gegolten: Kirche in der Welt,aber nicht von dieser Welt. Damithabe man sich gut aus vielem heraushaltenkönnen, sagte Prof.‘in Rahnerweiter. Durch die Haltung „Kirche in24 AUFTRAG <strong>291</strong> • SEPTEMBER 2013

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