Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008
Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008
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Kleine Geschichte der Knappschaft<br />
2: Die Annaberger Knappschaft errichtete 1521 in der<br />
neuen Stadtkirche einen Altar. Während die Vorderseite<br />
biblische Szenen zeigt, hat die Knappschaft<br />
durch den Künstler Hans Hesse auf der Rückseite<br />
selbstbewusst eine profane bergmännische Arbeit<br />
darstellen lassen. Abgebildet sind wesentliche Aspekte<br />
der Silbergewinnung, von der Erschließung eines<br />
neuen Bergwerkes, bergbaulichen Anlagen und in den<br />
Berg einfahrenden Bergleuten über Silberwäscher und<br />
Schmelzer bis zur Münzprägung. Am Fuß des Baumes,<br />
der Himmel und Erde verbindet, ist ein Bergmann<br />
tätig. Zwischen ihm und der Schaufel findet sich der<br />
Schriftzug „Knappi“.<br />
3: Schematischer Grundriss und Rekonstruktion der<br />
Kirche St. Johannis im Goslarer Bergdorf (um 1200) mit<br />
vorgebautem und farblich hervorgehobenem Hospital<br />
für Bergleute 8 .<br />
4: Die Goslarer Urkunde von 1260 bestätigte erstmals<br />
schriftlich das Bestehen einer Bruderschaft 7 .<br />
2<br />
deren Hinterbliebene. Die Hilfen für Bedürftige<br />
in der bergmännischen Bevölkerung erfolgten<br />
aus Beiträgen der Bergleute, Überschüssen von<br />
Stiftungsvermögen, die grundsätzlich dem<br />
Seelenheil und kirchlichen Zwecken dienten6 ,<br />
sowie von „Gewerken“ und „Regalherren“, wie<br />
die Bergbauunternehmer hießen.<br />
Wesentlicher Grund für die Verbreitung des<br />
Knappschaftswesens waren die Wanderungen<br />
der Bergleute, die den ergiebigsten Lagerstätten<br />
der Bodenschätze folgten. Die ältesten<br />
deutschen Bergbaugebiete befanden sich in<br />
der Gegend von Sieg und Lahn, von wo aus im<br />
10. Jahrhundert die Bergleute in den Harz und<br />
in das sächsische Erzgebirge zogen. Im 15. Jahrhundert<br />
entstanden nahe der heutigen deutschen<br />
Grenze zur Tschechei Erz-Abbaugebiete,<br />
beispielsweise in Rammelsberg, Schneeberg und<br />
Annaberg. Unter Historikern wurde diskutiert,<br />
ob es bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts<br />
schon ein Hospital für Bergleute an<br />
der Sankt Johanniskirche im Goslarer Bergdorf<br />
gab9 . Auch in Tirol, im Schwarzer Bergbuch<br />
von 1556, finden sich in Form einer kolorierten<br />
Zeichnung Hinweise auf ein Bruderhaus der<br />
Knappschaft. Das Bruderhaus hat bereits den<br />
mittelalterlichen Hospitalgedanken, alten und<br />
kranken Menschen ausreichende körperliche<br />
und geistige Versorgung bis zu ihrem Tod zu<br />
sichern, überwunden und sich zum Ziel gesetzt,<br />
kranke und verunglückte Bergleute zu heilen10 .<br />
Aber auch in anderen Berufen gibt es Unterstützung<br />
im Krankheitsfall. Ab 1402 unterhält beispielsweise<br />
die Bruderschaft der Weberknechte<br />
in Ulm zwei eigene Betten für arme Gesellen im<br />
Hospital11 .<br />
Arbeiteten die Knappen anfänglich freiwillig in<br />
genossenschaftlicher Form zusammen, so dass<br />
jeder einen Anteil am Bergwerk besaß, begann<br />
im 13. Jahrhundert die Umwandlung in unternehmerische<br />
Bergwerksbetriebe mit wohlhabenden<br />
Eigentümern, die die Bergleute in Lohnarbeit<br />
beschäftigten und damit Gewinnerwartungen<br />
verbanden. Hierzu wurden die Bergleute mit ihrem<br />
Wissen und ihrer Arbeitskraft regelrecht umworben.<br />
Bergleute sollten ungestört im Interesse<br />
der Bergwerkbesitzer arbeiten14 und genossen<br />
daher auch im Gegensatz zum größten Teil der<br />
Landbevölkerung, der in feudaler Abhängigkeit<br />
lebte, im Allgemeinen Privilegien, mussten keinen<br />
Waffendienst leisten, besaßen das Recht<br />
auf freie Niederlassung, Steuervorteile und nicht<br />
zuletzt das Recht einer eigenen Berufstracht, die<br />
sie mit Stolz trugen.<br />
Die ersten bekannten mittelalterlichen Bergordnungen<br />
(Freiberg 1307, Meißen 1328, Schneeberg<br />
1358) regeln zunächst lediglich die Art der<br />
Abrechnung und den Lohn. Die Unterstützung<br />
bei Krankheit und Invalidität findet erst später<br />
Berücksichtigung in den Bergordnungen15 .<br />
Aber im Gegensatz zu anderen Berufen geriet<br />
die Knappschaft bald unter den Einfluss von<br />
Landesherren, die das Knappschaftswesen<br />
reglementierten und die Knappschaft unter die<br />
Verwaltung der Bergämter stellten. Die Bergordnungen<br />
des 16. Jahrhunderts sahen bereits<br />
detaillierte Vorschriften über die Verfassungen<br />
der Knappschaft und die Mittelaufbringung vor.<br />
Untrennbar mit dem Bergbau und der Knappschaft<br />
verbunden sind die bergmännischen<br />
Traditionen. Die Bergparade ist heute noch das