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Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008

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Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus<br />

August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher<br />

August Wagner wurde 1926 geboren. Der<br />

ehemalige Dreher und Grubenschlosser war<br />

Betriebsratsmitglied der Zeche Minister Stein,<br />

Mitglied im Vorstand der Bundesknappschaft,<br />

Bezirksvorsteher in <strong>Dortmund</strong>-Eving und seit<br />

1980 Patientenfürsprecher im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />

Der engagierte Senior verstarb<br />

am 23. Februar 2008 und erinnerte sich kurz<br />

vor seinem Tode an die Entstehung des Krankenhauses<br />

in Brackel, zu dessen Einweihung er<br />

1958 als frisch gewählter Knappschaftsältester<br />

eingeladen war.<br />

? Was verbindet Sie mit dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

in <strong>Dortmund</strong>-Brackel?<br />

Wagner: Ich übte seinerzeit die ehrenamtliche<br />

Tätigkeit des Knappschaftsältesten aus.<br />

? Knappschaftsältester? Sie waren gerade mal<br />

32 Jahre jung!<br />

Wagner: Die Tätigkeit eines Knappschaftsältesten<br />

ist eine ehrenamtliche Mittlertätigkeit<br />

85<br />

zwischen den Arbeitern und Angestellten und<br />

deren Familienangehörigen und der Bundesknappschaft.<br />

Ich habe in meinem Sprengel, dem<br />

Gebiet, für das ich damals zuständig war, bei<br />

Fragen der Renten- und Krankenversicherung<br />

beraten und habe Anträge weitergeleitet. Damals<br />

wohnten in meinem Sprengel rund 1.000<br />

Bergarbeiterfamilien.<br />

? Von denen Sie sicher etliche kannten?<br />

Wagner: Viele von ihnen kannte ich persönlich.<br />

Ich erinnere mich noch gut: Auch die monatliche<br />

Rentenzahlung erfolgte vor 50 Jahren<br />

noch bar. Die haben die Knappschaftsältesten<br />

gemeinsam mit den Zahlbeamten organisiert.<br />

Darüber hinaus waren wir Knappschaftsälteste<br />

auch an der Wahl des Vorstandes beteiligt, der<br />

natürlich auch 1958 zur Eröffnung des Krankenhauses<br />

kam.<br />

? Die Krankenhauseröffnung war sicher ein<br />

großer Tag für <strong>Dortmund</strong>?<br />

Wagner: Das war es bestimmt. Denn in der<br />

Stadt, die damals noch von der Industrie<br />

geprägt war, fehlten weit über 1.000 Krankenbetten.<br />

Das neue Haus der Knappschaft war<br />

der erste Neubau dieser Art nach dem Krieg<br />

weit und breit. Es half mit seinen 600 Betten,<br />

den Mangel in Grenzen zu halten. Die offizielle<br />

Eröffnung fand allerdings etwas später statt,<br />

nachdem das Krankenhaus schon den Betrieb<br />

aufgenommen hatte und auch die Außenanlagen<br />

fertig waren.<br />

? Warum wurde denn als Standort der östliche<br />

Vorort Brackel ausgewählt?<br />

Wagner: Lange vor dem Bau wurde darüber dis-<br />

kutiert, wo denn das Krankenhaus stehen sollte.<br />

Erste Überlegungen rückten das Haus in die<br />

Nähe der Zechen, in den <strong>Dortmund</strong>er Norden.<br />

In die engere Wahl kam ein Grundstück am Süggelwald,<br />

Nähe Grävingholz, an der Brechtener<br />

Straße in <strong>Dortmund</strong>-Kemminghausen. Aber<br />

man war sich nicht sicher, ob hier Bergschäden<br />

zu erwarten waren. Dann kaufte man in den<br />

20er Jahren eine geeignete Fläche am Nussbaumweg<br />

in Wambel.<br />

? Aber das hat ja anscheinend nicht geklappt ...<br />

Wagner: Nein, denn dort entstand zwischenzeitlich<br />

eine Kleingartenanlage, die gerade in<br />

der Nachkriegszeit die Bürger mit Gemüse,<br />

Kartoffeln und Obst versorgte, in der aber auch<br />

einige Menschen vorübergehend Wohnraum<br />

fanden. Oberbürgermeister Wilhelm Hansmann,<br />

der selbst Kleingärtner war, bot der Knappschaft<br />

dann das Gelände aus Feld, Wald und Wiese in<br />

Brackel zum Tausch an, wo auch letztendlich<br />

gebaut wurde.<br />

? Die Knappschaft machte sich nicht nur<br />

Freunde mit ihrem Krankenhausbauprogramm?<br />

Wagner: Ich weiß, dass der Bau der Knappschaftskrankenhäuser<br />

in der Weimarer<br />

Republik umstritten war. Christliche Bergarbeiter<br />

polemisierten gegen die Einrichtung von<br />

Knappschaftskrankenhäusern, weil sie zu teuer<br />

für die Knappschaft seien und die Bergleute<br />

in Abhängigkeitsverhältnisse bringen würden.<br />

Die Interessenvertreter der konfessionellen<br />

Einrichtungen hatten Angst um ihre eigenen<br />

Häuser und wandten sich auch gegen Knappschaftskrankenhäuser,<br />

weil sie knappschaftliche

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