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Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008

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Dr. Manutschehr Taayedi kennt das Knapp-<br />

schaftskrankenhaus in- und auswendig. Im<br />

wahrsten Sinne des Wortes: Zum einen als<br />

junger Assistenz-Arzt, frisch von der Uni Münster<br />

– zum anderen als niedergelassener Arzt in<br />

Brackel. Der gebürtige Iraner studierte in Münster<br />

Medizin und arbeitete von 1974 bis 1984 im<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Dr. Taayedi hat eine<br />

Zusatzausbildung als Facharzt für Allgemein-<br />

Chirurgie und Psychosomatische Medizin. Als<br />

Hausarzt ließ er sich dann in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft des Krankenhauses nieder, wo<br />

er knapp zehn Jahre praktizierte. Der 66-jährige<br />

hat seit über 30 Jahren einen deutschen<br />

Ausweis.<br />

? Wie war das, als Sie 1974 am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

anfingen?<br />

Dr. Taayedi: Für mich war es eine aufregende<br />

Zeit – so frisch von der Uni. Ich habe damals in<br />

der Chirurgie begonnen.<br />

103: Dr. Manutschehr Taayedi.<br />

103<br />

Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß<br />

? Da war die Hierarchie noch strenger als heute ...<br />

Dr. Taayedi: Damals waren die Chefärzte noch<br />

die Herrgötter in Weiß. Danach gab es eine<br />

Aufweichung der Hierarchie. Der Umgang wurde<br />

liberaler. Zur Zeit läuft da wohl wieder eine<br />

Rückentwicklung. Die jüngeren Chefärzte haben<br />

wieder die Tendenz zur Hierarchie. Vielleicht<br />

ein Überschwappen aus der freien Wirtschaft.<br />

Als ich schon selbstständig war, kam ein junger<br />

Chefarzt der Chirurgie zu mir in die Praxis und<br />

stellte sich vor. Er wollte die Ärzte kennenlernen,<br />

die im Dunstkreis des Krankenhauses<br />

praktizierten und dem Haus Patienten zuwiesen.<br />

Das war für mich sehr ungewöhnlich. Von<br />

der alten Garde hätte das niemand gemacht. Ich<br />

habe das als sehr positiv empfunden.<br />

? War es für Sie denn einfacher, in einer<br />

strengen Hierarchie zu arbeiten oder in einem<br />

kollegial geprägten Team, in dem man gewisse<br />

Entscheidungsfreiheiten hat?<br />

Dr. Taayedi: Es geht nicht um Entscheidungsfreiheit.<br />

Denn Entscheidungen konnten sowieso<br />

nur immer begrenzt getroffen werden. Auch<br />

heute wird immer nur auf höherer Ebene entschieden.<br />

Und das ist auch richtig. Es geht mehr<br />

um Teamgeist. Und dieser Geist funktioniert in<br />

einer liberalen Struktur besser. Was sich auch<br />

auf die Behandlung der Patienten auswirkt.<br />

? Haben Sie ein besonderes Erlebnis?<br />

Dr. Taayedi: Da fällt mir eine wunderbare<br />

Episode ein: Bei uns in der Chirurgie gab es<br />

einen türkischen Kollegen, der sehr tüchtig<br />

und auch sehr ehrgeizig war und vor Vitalität<br />

sprühte. Eines Tages waren wir alle mit unserem<br />

Chef Prof. Zühlke zur Visite unterwegs. Der<br />

Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt<br />

türkische Kollege schaute sich ein Bein an und<br />

fragte ziemlich ungehalten „Welcher Idiot hat<br />

denn diesen Gips hier angeordnet?” Worauf der<br />

Chefarzt nur knapp sagte: „Ich.“ Alle schauten<br />

ganz betreten und warteten auf das Donnerwetter.<br />

Dann haben alle gelacht. Prof. Zühlke war<br />

eine großartige Persönlichkeit. Ein ruhiger, sehr<br />

tüchtiger und besonnener Mann.<br />

? Was wurden denn in den 70er Jahren in der<br />

Chirurgie für Fälle behandelt? War es mehr<br />

allgemein oder schon speziell?<br />

Dr. Taayedi: Es wurde alles behandelt. Vom<br />

einfachen Blinddarm über Gefäßchirurgie bis<br />

hin zur Knochenchirurgie. Aber ich erinnere<br />

mich noch gut: Die Gefäßchirurgie war damals<br />

noch Pionierarbeit. Die hatte sich ein Oberarzt<br />

in Weiterbildung angeeignet.<br />

? Wieso Knochenchirurgie. Sie hatten doch eine<br />

Orthopädie am Hause?<br />

Dr. Taayedi: Zunächst hat es diese Trennung gar<br />

nicht gegeben. Da war alles Chirurgie. Aber auch<br />

nach der Trennung blieben Arm- und Beinbrüche<br />

die Domäne der Chirurgen.<br />

? Sie waren bis 1985 hier am Krankenhaus.<br />

Haben Sie noch die Anfänge der Schlüsselloch-<br />

Chirurgie mitbekommen?<br />

Dr. Taayedi: Nein, nicht mehr. Diese Ära begann<br />

kurze Zeit später. Bei bestimmten Indikationen<br />

ist das eine tolle Technik und sehr schonend für<br />

den Patienten.<br />

? Auch nach Ihrem Abschied aus dem Krankenhaus<br />

blieben Sie der Knappschaft treu?<br />

Taayedi: In gewisser Weise schon. Ich eröffnete<br />

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