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Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008

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? Und wie tief war denn das Wasser? Konnte<br />

denn da nichts passieren?<br />

Peter Hampel: Das war sehr tief, aber wir konnten<br />

alle schwimmen. Ich erinnere mich gut, dass<br />

in ungefähr sechs oder acht Meter Tiefe der Baugrube<br />

eine Quarzader durch das Erdreich ging.<br />

Die haben wir dann „abgebaut“. Das Ergebnis<br />

war bis in die 90er Jahre hier in Brackel noch zu<br />

sehen. Die Anwohner schmückten ihre Vorgärten<br />

mit den Quarzbrocken und benutzten sie<br />

zum Einrichten von Steingärten.<br />

? Wie ging es mit dem Bau weiter?<br />

Peter Hampel: Den haben wir immer beobachtet.<br />

Für uns war das was ganz Riesiges, was<br />

ganz Tolles. Eine so große Baustelle hatten wir<br />

noch nie gesehen. Wenn die Arbeiter Feierabend<br />

hatten, sind wir dort rumgeturnt. Auch heute<br />

würde ich mich hier nie verlaufen. Ich kenne<br />

sozusagen jeden Stein, jede Mauer, jede Etage.<br />

? Heute ginge das nicht mehr so problemlos ...<br />

Peter Hampel: Das war in den 50er Jahren noch<br />

anders. Es war zwar ein Wächter auf dem Grundstück.<br />

Aber der ging regelmäßig zur Bude und hat<br />

sich einen getrunken. Dann hatten wir freie Bahn.<br />

? Die Einrichtung des Hauses haben Sie auch<br />

mitbekommen?<br />

Peter Hampel: Logisch. Und an eine Episode<br />

kann ich mich besonders erinnern. Als die<br />

ersten Gardinen hier aufgehängt wurden, sie<br />

waren gelb mit einem blauen Muster, brachte<br />

mein Bruder mal einen kleinen Rest mit nach<br />

Hause. Meine Mutter hat mir daraus eine Badehose<br />

genäht. Aber Hallo, die war richtig schick.<br />

Im Hoeschbad war ich damit der King!<br />

? Mit der Einweihung des Krankenhauses 1958<br />

war dann alles vorbei?<br />

Peter Hampel: Nein, unser Kontakt blieb bestehen.<br />

Viele Kinder hier im Sprengel waren durch<br />

ihren Vater in der Knappschaft versichert. Und<br />

wenn wir uns verletzt hatten, marschierten wir<br />

zur Ambulanz und ließen uns verpflastern. Wir<br />

kannten auch die meisten, die hier beschäftigt<br />

waren. Viele aus der Nachbarschaft arbeiteten<br />

hier. Außerdem: Mein Bruder hatte hier als<br />

Installateur gearbeitet und ist von der Knappschaft<br />

übernommen worden. Der hat mir mal<br />

das Kesselhaus gezeigt. Damals wurde natürlich<br />

noch mit Koks geheizt. Für kleine Jungs ist so<br />

was spannend.<br />

? In dem Kesselhaus wurde zuerst mit Koks,<br />

später mit Anthrazitkohle geheizt. War das<br />

eine große Umweltbelastung?<br />

Peter Hampel: Nee, das war alles normal. Von<br />

meinem Haus aus habe ich den großen Schornstein<br />

gut im Blick. Der hat nicht doll gequalmt.<br />

Da hat sogar über mehrere Jahre ein Falkenpärchen<br />

drauf gewohnt. Die hatten sich dort ein<br />

Nest gebaut.<br />

? Sie und Ihre Familie haben das Knappschaftskran-<br />

kenhaus auch schon als Patienten kennen gelernt?<br />

Peter Hampel: Meine beiden Töchter sind hier<br />

geboren und auch ein Enkelkind. Ich habe 1975<br />

hier in der Orthopädie gelegen. Wir waren hier<br />

immer sehr zufrieden.<br />

? Hat sich das Umfeld des Krankenhauses im<br />

Laufe der Jahre sehr verändert?<br />

Peter Hampel: Natürlich. Es ist wesentlich dichter<br />

bebaut. Und es ist im Laufe der Jahre schön<br />

Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />

Peter Hampel und Klaus Simson – Anwohner<br />

begrünt worden. Wir haben früher mit Fußball<br />

und Knicker auf der Straße gespielt. Das wäre<br />

jetzt nicht mehr möglich. Aber heute hocken<br />

die Kinder auch viel vor dem Fernseher oder<br />

Computer. So was gab es früher nicht. Das war<br />

eine schöne, ruhige Geschichte hier.<br />

? Haben Sie mal daran gedacht, im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

zu arbeiten?<br />

Peter Hampel: Na ja, eigentlich sollte ich zum<br />

Gymnasium gehen. Das kostete aber damals<br />

noch Schulgeld. Und das hatten wir nicht. Wir<br />

waren schließlich neun Kinder. Mein Vater<br />

hat dafür gesorgt, dass jeder von uns einen<br />

ordentlichen Beruf erlernte. Wer dann noch<br />

weiterkommen wollte, sollte den zweiten<br />

Bildungsweg einschlagen. Durch meinen Vater<br />

wusste ich, dass auf Kaiserstuhl Lehrlinge für<br />

eine Ausbildung zum Elektriker gesucht wurden.<br />

Ich habe meine Aufnahmeprüfung bei Hoesch-<br />

Bergbau gemacht und bestanden. Wenige Jahre<br />

später wurde ich in den Betriebsrat gewählt und<br />

wurde dann auch bald Betriebsratsvorsitzender.<br />

Das bin ich dann 30 Jahre geblieben.<br />

97: Ein Blick vom Hedingsmorgen um 1970 auf das<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Unten links auf dem Bild<br />

ist einer der weißen Quarzbrocken zu sehen, der von<br />

Kindern aus der Baugrube gefördert wurde.<br />

97<br />

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