J A H R E S B E R I C H T 2007 / 2008 - Wilhelm-Löhe-Schule
J A H R E S B E R I C H T 2007 / 2008 - Wilhelm-Löhe-Schule
J A H R E S B E R I C H T 2007 / 2008 - Wilhelm-Löhe-Schule
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Freiräume – trotz G 8?!<br />
Arbeiten mit kleineren Lerngruppen in der <strong>Schule</strong>, wer befürwortet<br />
das nicht? Jeder weiß, dass der einzelne Schüler stärker<br />
mit seinen Wünschen und Bedürfnissen berücksichtigt werden<br />
kann, wenn die Zahl der Kinder, die in einem Raum zusammen<br />
sind, überschaubar ist. Die Lautstärke ist geringer, man hat Platz<br />
sich „auszubreiten“, und die Lehrkraft kann jeden einzelnen<br />
Schüler besser beobachten, ihn beim Lernen begleiten und<br />
unterstützen.<br />
Die Intensivierungsstunden im G8 sind ein Schritt in die richtige<br />
Richtung. Wenigstens einmal in der Woche kann normalerweise<br />
in der 5. Klasse in den Fächern Mathematik, Englisch und<br />
Deutsch nur mit der Hälfte der Schülerinnen und Schüler einer<br />
Klasse gearbeitet werden.<br />
Im Fach Deutsch konnten wir im vergangenen Schuljahr mit<br />
allen Fünftklässern sogar zweimal in der Woche so arbeiten.<br />
Wie ist das möglich? Ganz einfach – die Schüler haben eine<br />
Unterrichtsstunde weniger im Fach Deutsch, dafür aber neben<br />
der normalen Intensivierungsstunde eine weitere Stunde mit<br />
der doppelten Lehrerbesetzung. Ist das wirklich ein Vorteil,<br />
wenn dafür eine Stunde „geopfert“ werden muss? Wir<br />
Deutschlehrer von allen 5. und von zwei 6. Klassen (in der 6a<br />
und 6b haben wir das Konzept im Schuljahr 2006/07 erstmals<br />
erprobt) sind der Meinung, dass es sich lohnt. Natürlich darf<br />
nicht unerwähnt bleiben, dass die „verlorene“ Stunde nicht<br />
ersatzlos ausfällt. In einer unterrichtsfreien 6. Stunde finden<br />
unsere SET-Gruppen (d. h. Selbstständige und Eigenverantwortliche<br />
Trainingsgruppen) statt. Die Lehrer stellen den Kindern<br />
speziell auf den Unterrichtsstoff abgestimmtes Übungsmaterial,<br />
meist mit Lösungsblättern, zur Verfügung, und die<br />
Kinder bearbeiten diese Übungsblätter vorwiegend in der<br />
Gruppe. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei<br />
allen Eltern bedanken, die die Aufsicht in dieser Stunde übernommen<br />
und somit dazu beigetragen haben, dass unser<br />
„Sondermodell im Fach Deutsch“ auch wirklich ein Erfolg sein<br />
konnte. Wir freuen uns, dass im kommenden Schuljahr die<br />
Betreuung der SET-Gruppen in den 6. Klassen, die dann in<br />
einer 7. Stunde stattfinden werden, von älteren Schülern, den<br />
Tutoren, übernommen werden kann.<br />
Doch wie nutzen wir den gewonnenen Spielraum im Fach<br />
Deutsch? Neben der fachspezifischen Arbeit wird in der Dop-<br />
pelstunde mit doppelter Lehrerbesetzung verstärkt Partner- und<br />
Gruppenarbeit mit den Schülern eingeübt. Wenn vor allem<br />
Gruppentraining erfolgen soll, wird die Aufteilung der Klasse<br />
unter Berücksichtigung der bestehenden Arbeitsgruppen vorgenommen.<br />
Daneben gibt es auch die leistungsbezogene Gruppenaufteilung.<br />
Das Ergebnis einer Stegreifaufgabe führte z. B.<br />
für zwei Doppelstunden zu einer Gruppenaufteilung mit unterschiedlicher<br />
Aufgabenstellung: Während die Kinder, die den<br />
Grammatikstoff verstanden hatten, ein Theaterstück einübten,<br />
verbesserten die anderen zunächst die Stegreifaufgabe und<br />
wiederholten anschließend auf spielerische Weise (Würfelspiel)<br />
den Stoff des Leistungsnachweises. Anschließend kam ein „Rollentausch“!<br />
Die Schüler, die in einem bestimmten Bereich<br />
Übungsbedarf gehabt hatten, wurden nun darauf vorbereitet, als<br />
„Schüler-Lehrer“ aufzutreten und den „besseren“ Schülern eine<br />
Einführung in die Metrik zu geben. Eine Woche später fand der<br />
Unterricht in der besonderen Doppelstunde zunächst im Klassenverband<br />
statt, denn die eine Gruppe führte das erarbeitete<br />
Theaterstück vor. Anschließend erklärten jeweils zwei „Schüler-<br />
Lehrer“ zwei Mitschülern, was ein Jambus, ein Trochäus, ein<br />
Daktylus oder ein Anapäst ist. Keine leichte Aufgabe, aber den<br />
Schülern macht es meist viel Freude, wenn sie anderen etwas<br />
beibringen können. Sie entwickeln dabei oft erstaunliche Fähigkeiten!<br />
Eine weitere wichtige Aufgabe des Faches Deutsch ist in der<br />
Unterstufe die Vermittlung von Lerntechniken. Neben Themen<br />
wie z. B. Gestaltung des Arbeitsplatzes, Motivation und Konzentration<br />
wurde in der 5. Klasse mit den Schülern eine Lerntypenanalyse<br />
nach Endres vorgenommen. Anschließend wurde<br />
überlegt, ob und wie aufgrund des Ergebnisses das Lernverhalten<br />
verändert werden sollte.<br />
In der 6. Klasse kann die Zusammenarbeit mit einem Deutschkollegen<br />
in einer Klasse nur noch einmal wöchentlich stattfinden,<br />
da die Zahl der für die einzelnen Fächer zur Verfügung stehenden<br />
Lehrerstunden aufgrund der zweiten Fremdsprache<br />
geringer wird. Besser eine Stunde als keine! Wir wollen sie nutzen,<br />
um die Kinder im Unterricht zu aktivieren und Methodenvielfalt<br />
anzuwenden.<br />
Christa Blum-Frenz, Wiltrud Ehrlich, Reiner Kleeberger,<br />
Ute Knieling, Jörg Sandreuther<br />
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FREIRÄUME, TROTZ G 8?!