23.11.2012 Aufrufe

MBZ Ausgabe 06/2009 - Zahnärztekammer Berlin

MBZ Ausgabe 06/2009 - Zahnärztekammer Berlin

MBZ Ausgabe 06/2009 - Zahnärztekammer Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

150. Dienstagabendfortbildung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Berlin</strong>:<br />

„Zahnmedizin immer öfter von der<br />

Medizin konsultiert“<br />

Zu einer Motivationsveranstaltung erster<br />

Klasse wurde die 150. Dienstagabendfortbildung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Berlin</strong> am 5. Mai im Hörsaal der Zahnklinik: Vorstandsmitglied<br />

Dr. Helmut Kesler, langjähriger Leiter dieser kostenlosen<br />

Fortbildungsreihe, hatte als Referenten zur Jubiläumsfortbildung<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer eingeladen und ihm das Thema<br />

„ZahnMedizin ist Medizin“ gestellt.<br />

Die Jubiläums-Dienstagabendfortbildung, von Vorstandsmitglied Dr.<br />

Helmut Kesler (r.) geleitet, wurde durch den kämpferischen Vortrag von<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer (l.) zu einer Motivationsveranstaltung<br />

für das zahnärztliche Ego.<br />

Professor Meyer nutzte die Vorgabe zu einem Motivationsparcour<br />

für die Qualifikation des eigenen Berufsstandes. Er erinnerte an die<br />

enge Verbindung von ZahnMedizin und Medizin und Zusammenhänge<br />

– welcher Art auch immer – von Diabetes oder auch Endokarditis<br />

mit oralen Keimen aus dem Bereich der tiefen Taschen. Die<br />

Zahnmedizin habe sich, wie man sehe, in den letzten Jahren ganz<br />

erheblich erweitert, der Blick über den Tellerrand sei faszinierend,<br />

die Anerkennung der Kollegen aus medizinischen Fachgebieten<br />

steige stetig – nur die Zahnärzte selbst hätten vielfach noch immer<br />

kein angemessenes Selbstbewusstsein und neigten eher dazu, sich<br />

mit fremden statt den eigenen Federn zu schmücken: „Die Zahnmediziner<br />

haben eine zeitlang unter der Geringschätzung des eigenen<br />

Berufes gelitten. Einige haben sich in Crashkursen mit komplexen<br />

Verfahren wie Osteopathie, Homöopathie etc. befasst und<br />

gemeint, sie könnten das, wofür andere eine intensive zwei­ und<br />

mehrjährige Fachausbildung absolviert haben. Das ist zum Teil einfach<br />

nur peinlich. Machen Sie Ihre Praxis zu, lernen Sie zwei Jahre<br />

und hören Sie auf, mit oberflächlichem Wissen in anderen Gebieten<br />

zu wildern!“ Das habe der Berufsstand auch gar nicht nötig,<br />

denn die Zahnärzte verfügten mit den Kenntnissen der modernen<br />

Zahnheilkunde über Expertenwissen, das mehr und mehr von anderen<br />

Disziplinen in der Medizin konsultiert werde.<br />

Exemplarisch berichtete Professor Meyer über eine interdisziplinäre<br />

Kopfschmerz­Arbeitsgruppe an der Universität Greifswald, hier sei<br />

die Einbeziehung der zahnärztlichen Kompetenz bereits Routine:<br />

In bemerkenswert vielen Fällen habe die eigene Disziplin mit vergleichsweise<br />

minimalem Aufwand den Kopfschmerz­Patienten an­<br />

haltende Besserung bis Beschwerdefreiheit ermöglicht – in der Regel<br />

durch Entlastung der Kaumuskulator: „Der Zusammenhang<br />

von Kopfschmerz und Druckdolenzen war signifikant.“ Professor<br />

Meyer wies darauf hin, dass keineswegs, wie oft dargestellt, Okklusionsprobleme<br />

ausschlaggebend für die Kopfschmerzsymptomatik<br />

sind, sondern vielmehr die (asymmetrische) Verspannung der Kau­<br />

und Gesichtsmuskulatur, aufgrund verschiedenerer Ursachen.<br />

Der Effekt der zahnärztlichen Maßnahmen habe die Neurologen<br />

deutlich beeindruckt, zumal sie ihrerseits zuvor mit Intensiv­Therapie<br />

Linderung versucht, aber nicht erreicht hatten. „Ich halte es<br />

heute für einen Kunstfehler, wenn Allgemeinärzte und Neurologen<br />

bei der Diagnostik von Kopfschmerzen die Zahnärzte nicht einbeziehen,“<br />

sagte Professor Meyer, und auch für den Bereich von<br />

Hals­Nasen­Ohrenerkrankungen treffe dies zu: „Wenn Neurologen,<br />

Orthopäden und alle anderen für Kopfschmerzen in Frage<br />

kommenden Disziplinen nichts finden, stehen die Chancen 50:50,<br />

dass die Lösung bei uns liegt.“<br />

Neuromuskuläre Inkoordination (z.B. Bruxismus und Pressen)<br />

spiele bei vielen Funktionsstörungen rund um Kopf, Hals und den<br />

gesamten Körper eine eindrucksvolle Rolle.<br />

Okklusion nicht das zentrale Thema<br />

Dabei müsse sich die Zahnmedizin vor Kurzschlüssen hinsichtlich<br />

angeblich offensichtlicher Kausalität schützen: „Es kann auch<br />

eine Stoffwechselstörung oder das Wetter sein, wenn ein Patient unter<br />

CMD leidet.“ Gerade bei der CMD­Thematik zeige sich in eindrucksvollen<br />

Studien, dass Okklusion keineswegs generell das zentrale<br />

Thema sei: „Nicht stimmende Okklusion einhergehend mit<br />

Stress – das führt oft zu CMD. Stehen die Zähne aber wie Kraut<br />

und Rüben und der Patient ist ein entspannter Typ, ist das Risiko<br />

für eine CMD erheblich geringer. Der Stress ist also häufig erst der<br />

auslösende Hebel. Und der ist Aufgabe für den Berufsstand der Psychotherapeuten!<br />

Wir Zahnärzte machen unseren Teil der Aufgabe<br />

­ die begleitenden Schienen.“ Professor Meyer berichtete in Fallbeispielen<br />

von Patienten, die aufgrund einer Schmerzsymptomatik<br />

durch viele ärztliche Praxen und teilweise auch Schmerzkliniken<br />

geschickt worden waren – ehe sie bei einem Arzt landeten, der einen<br />

Zahnarzt hinzuzog. Erst dessen Vorgehen setzte der bedauernswerten<br />

Entwicklung ein Ende. Professor Meyer: „Ich appelliere hier<br />

an Ihre medizinische Verantwortung!“ Der Berufsstand müsse auch<br />

bei den Ärzten noch viel mehr Werbung machen für das, was er<br />

leisten könne: „Wir haben eine unglaubliche Verantwortung, liebe<br />

Kolleginnen und Kollegen, von der auch wir selbst oft gar nichts<br />

ahnen! Werden Sie sich dessen bewusst, bilden Sie sich in ihrem eigenen<br />

Fachgebiet, der modernen Zahnmedizin, fort und melden Sie<br />

sich mehr denn je zu Wort. Denn auch immer mehr Ärzte merken<br />

inzwischen: Nur wir Zahnärzte beherrschen manche medizinische<br />

Situation – und kein anderer!“<br />

Birgit Dohlus<br />

<strong>MBZ</strong> Heft 6 <strong>2009</strong><br />

F o r t b i l d u n g<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!