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zum Wohnen für Singles oder Energiesparwohnen,<br />
und bauen es je nach Marktlage<br />
auch in Zukunft aus.<br />
NRW stellt 2008 zinsgünstige<br />
Darlehen in Höhe von 840 Millionen<br />
Euro für soziale Wohnraumförderung<br />
bereit. Ist das eher ein<br />
Tropfen auf den heißen Stein oder<br />
ausreichend?<br />
Die Mittel für die soziale Wohnraumförderung<br />
in NRW sind nicht ausreichend. Aber<br />
das ist nicht allein das Problem. Gerade in<br />
NRW sind die Förderkonditionen darüber<br />
hinaus teilweise so kompliziert, dass man<br />
die Mittel für eigentlich förderungswürdige<br />
Projekte nicht in Anspruch nehmen kann.<br />
Hinzu kommt: Das Programm ist nicht zielgenau<br />
gestaltet und daher für viele Wohnungsunternehmen<br />
nicht attraktiv. Wären<br />
die Förderkonditionen passender, würden<br />
sie auch angenommen. Ziel muss es sein,<br />
dass die Mittel problemorientiert und mit<br />
wohnungswirtschaftlicher Ausrichtung zum<br />
Einsatz kommen.<br />
So entsteht zum Beispiel in NRW keine Belegungsbindung<br />
bei der Förderung im Be-<br />
DIE SOZIALE WOHNRAUM-<br />
FÖRDERUNG BRAUCHT EI-<br />
NEN BESTIMMTEN ANTEIL<br />
AN NICHT INVESTIVEN<br />
MAßNAHMEN. DIE PRAXIS<br />
IN NRW, DASS DIES NICHT<br />
GEFÖRDERT WIRD, IST<br />
FALSCH.<br />
stand. Aber: Durch bestimmte Bedingungen,<br />
wie die Barrierefreiheit, wird die Förderung<br />
zu kompliziert. <strong>Wir</strong> gehen davon aus,<br />
dass eine komplette Barrierefreiheit im Bestand<br />
kaum zu erreichen ist. Letztlich ist die<br />
KfW-Förderung in vielen Fällen attraktiver<br />
und unkomplizierter und wird daher auch<br />
stärker genutzt. Die Wohnungsunternehmen<br />
würden auch das Instrument der indirekten<br />
Belegung viel <strong>mehr</strong> nutzen, wenn es<br />
freier verhandelbar wäre. Die Vorgaben seitens<br />
des Ministeriums sind extrem eng, und<br />
viele Kommunen übernehmen diese Restriktionen.<br />
Die soziale Wohnraumförderung<br />
braucht einen bestimmten Anteil an nicht<br />
investiven Maßnahmen. Die Praxis in NRW,<br />
dass dies nicht gefördert wird, ist f<strong>als</strong>ch. Das<br />
18 <strong>LEG</strong> MAGAZIN 1/2009<br />
lässt sich am neuen Wohnraumförderungsgesetz<br />
von Schleswig-Holstein erkennen.<br />
Dort sind nicht-investive Maßnahmen förderbar.<br />
Warum ist die Eigenheimquote in<br />
Deutschland so niedrig? Warum<br />
wohnen so viele Menschen zur<br />
Miete?<br />
Die Eigenheimquote in Deutschland liegt<br />
gegenwärtig bei 41,6 Prozent – niedriger <strong>als</strong><br />
in zahlreichen anderen europäischen Ländern.<br />
Zwischen 2002 und 2006 ist sie sogar<br />
um ein Prozent zurück gegangen. Das ist<br />
aber keineswegs eine besorgniserregende<br />
Entwicklung, denn die Ursache hierfür liegt<br />
in einem gut funktionierenden Mietwohnungs-<br />
und Genossenschaftsmarkt mit<br />
einem sehr differenzierten Angebot. Das<br />
deutsche Modell des Wohnens hat zu<br />
hoher Wohnqualität bei bezahlbaren Mieten<br />
geführt. Es gibt kaum ein Land auf der<br />
Welt, in dem Wohnnutzen und Wohnkosten<br />
in einem vergleichbar guten Verhältnis<br />
zueinander stehen. Das Neben- und Miteinander<br />
von kommunalen und öffentlichen<br />
Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften<br />
sowie privaten Wohnungsunternehmen<br />
und privaten Eigentümern<br />
hat sich <strong>als</strong> optimale Kombination<br />
auf dem deutschen Wohnungsmarkt<br />
erwiesen und macht seine Stärke aus.<br />
Mit welchen Maßnahmen lässt<br />
sich das Defizit im Geschosswohnungsbau<br />
beheben?<br />
Das Defizit im Geschosswohnungsbau<br />
beläuft sich gegenwärtig auf rechnerisch<br />
60.000 Wohnungseinheiten (WE) pro Jahr<br />
(nach BBR-Raumordnungsprognose 2020).<br />
Im Jahr 2007 hat sich dieses Defizit bereits<br />
auf rund 300.000 WE summiert. Dies betrifft<br />
vor allem die Großstädte der wirtschaftlich<br />
prosperierenden Verdichtungsräume<br />
in den alten Ländern. Eine deutliche<br />
Steigerung der Wohnraumförderung und<br />
eine Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
für den Geschosswohnungsbau sind<br />
zwingende Voraussetzungen, um wieder zu<br />
höheren Neubauzahlen zu kommen.<br />
Welche Auswirkungen hat der demografische<br />
Wandel auf die einzelnen<br />
Wohnungsmärkte? Welche<br />
Bedeutung hat der Stadtumbau<br />
angesichts dieser Herausforderungen?<br />
In der Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik<br />
zeigt sich das Problem der Gleichzeitigkeit<br />
ungleicher Entwicklungen. Als<br />
Folge des demografischen Wandels stehen<br />
Städte mit schrumpfender Bevölkerung<br />
wachsenden Städten gegenüber. Diese<br />
Disparität der Entwicklung wird in Zukunft<br />
noch stärker werden.<br />
EINE DEUTLICHE STEIGE-<br />
RUNG DER WOHNRAUM-<br />
FÖRDERUNG UND EINE<br />
VERBESSERUNG DER RAH-<br />
MENBEDINGUNGEN FÜR<br />
DEN G ESCHOSSWOH-<br />
NUNGSBAU SIND ZWIN-<br />
GENDE VORAUSSETZUN-<br />
GEN, UM WIEDER ZU<br />
HÖHEREN NEUBAUZAHLEN<br />
ZU KOMMEN.<br />
2001 hat die Bundesregierung auf diese<br />
Entwicklung für die neuen Länder mit dem<br />
Bund-Länder-Programm ‚Stadtumbau Ost’<br />
reagiert. 2004 folgte die Bereitstellung von<br />
Haushaltsmitteln für den ‚Stadtumbau<br />
West’. Der Stadtumbau in Ostdeutschland<br />
hat viel Positives für die Städte, ihre Bürger,<br />
die Wohnungsmärkte und die Anbieter<br />
von Wohnraum bewirkt. Aber es steht<br />
schon heute fest: Der Stadtumbau in Ostdeutschland<br />
muss nach 2009 mindestens<br />
mit gleicher Intensität und Mittelausstattung<br />
fortgesetzt werden. Denn: Es droht<br />
eine neue Leerstandwelle. Die immer stärker<br />
spürbaren Auswirkungen des Bevölkerungsrückganges<br />
und der Wanderung bedrohen<br />
in Zukunft – in einem weiterhin<br />
insgesamt sehr schwierigen sozial-ökonomischen<br />
Umfeld – erneut viele Stadtteile<br />
und Städte in den neuen Ländern.<br />
Auch in Westdeutschland steigt die Notwendigkeit<br />
des Stadtumbaus mit einer<br />
starken wohnungswirtschaftlichen Komponente.<br />
Besonders die Auswirkungen des<br />
wirtschaftlich-strukturellen Wandels auf<br />
den lokalen Arbeitsmarkt und die sozialen<br />
Verwerfungen in den Quartieren gefährden<br />
die Standortqualität und Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Stadtteilen und Städten.<br />
Ein wesentliches Handlungsfeld für<br />
den Stadtumbau West wird zukünftig auch<br />
der strukturelle Wohnungsleerstand <strong>als</strong><br />
Folge von ökonomischen Strukturkrisen<br />
und sozialen Erosionen sein. Zudem führten<br />
demografische Entwicklungen auch in<br />
den alten Ländern zu regional ausgeprägten<br />
Schrumpfungsprozessen. Ich gehe<br />
davon aus, dass mittelfristig in Westdeutschland<br />
insgesamt rund 50.000 Woh-